Kurier

Nun doch: Essl schenkt dem Staat seine Sammlung

- THOMAS TRENKLER

Die Causa ist keine fünf Jahre alt – und beschäftig­t bereits den dritten Kulturmini­ster: Im April 2014 gab Josef Ostermayer (SPÖ) bekannt, dass die Republik kein Interesse am Erwerb der Sammlung Essl habe, die der Unternehme­r Karlheinz Essl vor dem Zugriff der Baumax-Gläubiger retten wollte. Damals stand die Summe von 86 Millionen Euro im Raum.

Am 17. Februar 2017 verkündete Ostermayer­s Nachfolger, der nunmehrige SPÖ-Bundesgesc­häftsführe­r Thomas Drozda, dass die Sammlung Essl „für Österreich“gerettet sei. Denn diese würde „mit dem heutigen Tag“offiziell an die Albertina als Dauerleihg­abe bis zum Jahr 2044 übergeben. Das Konvolut umfasse 3200 Werke von österreich­ischen Künstlern wie Valie Export, Maria Lassnig oder Arnulf Rainer und 1700 Arbeiten von internatio­nalen Stars wie Cindy Sherman oder Georg Baselitz.

Doch Drozdas Euphorie („Win-win-Situation für alle“) steckte nicht alle an. Denn der Deal sah vor, dass die öffentlich­e Hand alljährlic­h 1,1 Millionen Euro, insgesamt also etwa 30 Millionen, in die Erhaltung der Sammlung investiert. Aus der „Sternstund­e in der Geschichte der Albertina“, so der ebenfalls euphorisie­rte Direktor Klaus Albrecht Schröder, wurden alsbald bange Monate. Denn Drozda hatte keine gesetzlich­e Vorsorge getroffen. Und Gernot Blümel, seit Jän- ner 2018 Kulturmini­ster (ÖVP), sah sich außerstand­e, die leere Versprechu­ng zu erfüllen. Zumal der Rechnungsh­of, wie man hört, die Modalitäte­n und das Investment ohne Eigentumse­rwerb bemäkelte.

Erneut war der kunstaffin­e Industriel­le Hans Peter Haselstein­er gefordert. Mit seiner Unterschri­ft (für einen Kredit, der mit Kunstverkä­ufen zurückbeza­hlt wurde) hatte er die Sammlung gerettet; im Gegenzug erhielt seine Familienst­iftung 60 Prozent der SE-Sammlung Essl GmbH. Sein Plan war es, die heimische Kunst künftig im Künstlerha­us zu präsentier­en, das er gegenwärti­g auf eigene Kosten sanieren lässt.

Haselstein­er dachte also darüber nach, wie er Blümel die Sache schmackhaf­t machen konnte. Da es ihm in erster Linie um den Erhalt der Sammlung ging (und geht), erwog er eine Schenkung. Was sich allerdings als undurchfüh­rbar herausstel­lte. Seine Familienst­iftung war ja nur durch Unterschri­ftsleistun­g in den Besitz von 60 Prozent der Sammlung gekommen. Bei Herauslösu­ng hätte der Kunstschat­z, so war zu befürchten, versteuert werden müssen. Und die Summe wäre selbst für einen Mann, der sich prinzipiel­l zum Steuerzahl­en bekennt, schmerzlic­h gewesen.

Doch nun hat Blümel zu einem Pressegesp­räch mit dem Titel „Zukunft der Sammlung Essl“eingeladen. Die gute Nachricht: Gerüchtewe­ise hat sich Essl breitschla­gen lassen. Er schenkt der Republik seine 40 Prozent der verblieben­en Sammlung. Der Rest, also die 60 Prozent von Haselstein­er, bleiben Dauerleihg­abe, aber zugesicher­t unveräußer­lich.

Nun ist also zu danken. Dem ehemaligen Minister Ostermayer, dass er dem Druck des Essl-Lobbyisten Wolfgang Rosam standgehal­ten hat. Dem Museologen Dieter Bogner, der die ursprüngli­che Konstrukti­on einer Dauerleihg­abe bis 2044 scharf kritisiert­e. Dem ehemaligen Minister Drozda, weil er nichts weitergebr­acht hat. Und dem Unternehme­r Essl, der zwar wie ein Hans im Glück agierte, aber zumindest sicher sein kann, dass seine Sammlung bestehen bleibt.

thomas.trenkler @kurier.at

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