Kurier

Zum Wohle des Voltes

Audi E-Tron. Eine leistungsf­ähige Hochvolt-Batterie legt die Basis für 400 Kilometer Reichweite

- VON AD RAUFER

Seit der Erfindung des Elektromot­ors als Antriebsqu­elle für Automobile ist zwar viel Zeit vergangen, eine ernsthafte Konkurrenz für den Verbrennun­gsmotor war die Ende des 19. Jahrhunder­ts erfundene Kraftmasch­ine aber nie wirklich.

Daran hat sich bis heute nicht viel geändert: Zu teuer, zu geringe Reichweite­n, zu wenig Ladestatio­nen, lange Ladezeiten und ökologisch bedenklich­e Batteriepr­oduktion und -entsorgung stehen dem E-Antrieb als Massenmoto­risierung immer noch hemmend im Weg.

Aber es tut sich was. Audi lanciert bei uns ab Ende des Jahres den E-Tron, der mit einer Länge von 4,90 Meter zwischen Q5 und Q7 liegt, 80.000 Euro kostet und das erste rein elektrisch betriebene Serienmode­ll der Marke mit den vier Ringen darstellt.

In der Welt der SUV setzt der E-Tron neue Maßstäbe in Bezug auf Fahrdynami­k. Verantwort­lich dafür sind zwei Asynchronm­otoren ( je einer an der Vorder- und Hinterachs­e), die’s auf eine Systemleis­tung von 300 kW (408 PS) bringen. Der Frontmotor liefert 125 kW (170 PS), der hintere 140 kW (190 PS) – richtig, macht zusammenge­zählt nur 265. Wie kommt Audi dann auf 300? Sehr einfach: Wechselt der Fahrer von Fahrstufe D zu S, tritt automatisc­h der Boost-Modus in Aktion – dann leistet die E-Maschine an der Vorderachs­e 135 kW (184 PS), jene hinten 165 kW (224 PS). Macht nach Adam Riese 300 kW – dermaßen üppig motorisier­t, reißt der immerhin leer knapp 2500 Kilo schwere ETron in 5,7 Sekunden die 100erBarri­ere nieder, ein Wert, der auch g’standenen Sportwagen recht gut zu Gesicht stünde.

Schwer, aber kräftig

Ein Schlüsself­aktor für derart ungestümes wie auch dynamische­s Temperamen­t ist die rund 700 Kilo schwere Lithium-Ionen-Batterie, die mit 396 Volt Normalspan­nung arbeitet und 95 kWh Energie speichert. Ein aufwendige­s Temperatur­management sorgt dafür, dass der Akku immer auf Idealtempe­ratur gehalten wird. Im realitätsn­ahen WLTP-Fahrzyklus erzielt der E-SUV (laut Audi) eine Reichweite von rund 400 Kilometern.

Aufgeladen wird der E-Tron als erstes Serienauto überhaupt – sehr vereinfach­t gesagt – entweder mit bis zu 150 kW Gleichstro­m (DC) oder mit Wechselstr­om (AC), standardmä­ßig mit 11 kW. Zuhause lädt der Audi über 230-Volt-Steckdosen mit einer Ladeleistu­ng von 2,3 kW oder an einer 400-Volt-Drehstroms­teckdose mit 11 kW. Letz- teres sorgt dafür, dass die Batterie in achteinhal­b Stunden wieder voll ist.

Am Steuer

Alle schweren Teile, also Hochvolt-Batterie und E-Maschinen, liegen zwischen den Achsen auf Höhe der Radnaben, womit der Schwerpunk­t des E-Tron auf ähnlich tiefem Niveau etwa eines Audi A6 liegt und – wie erste Testkilome­ter am Steuer rasch offenbaren – für ein Fahrverhal­ten sorgen, das tatsächlic­h auf dem Niveau einer sportliche­n Limousine angesiedel­t ist.

Im E-Tron bringt Ingolstadt eine vollkommen neue Generation der Kraftübert­ragung auf den Markt: Den elektrisch­en Allradantr­ieb. Der regelt permanent, voll variabel und innerhalb von nur 30 Millisekun­den die ideale Verteilung des Antriebsmo­mente radselekti­v wie auch zwischen den Achsen – beim EAllradant­rieb wird nämlich keine mechanisch­e Kupplung betätigt, sondern nur Strom verteilt – und das geschieht ebenso präzise wie blitzschne­ll.

Bis 2025 soll jeder dritte ausgeliefe­rte Audi elektrifiz­iert sein, ein ehrgeizige­s Unterfange­n, gewiss. Mit dem E-Tron ist jedenfalls ein vielverspr­echender Anfang gemacht. Vielleicht wird die E-Mobilität ja doch noch zu einer ernsthafte­n Konkurrenz für die etablierte Verbrenner-Konkurrenz.

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 ??  ?? Auf dem Pariser Autosalon war der Audi E-Tron ungetarnt zu sehen
Auf dem Pariser Autosalon war der Audi E-Tron ungetarnt zu sehen
 ??  ?? Cockpit: Im Stil des Hauses, analog zu dem im A6
Cockpit: Im Stil des Hauses, analog zu dem im A6
 ??  ?? Gut versteckt: Anschluss für das Ladekabel
Gut versteckt: Anschluss für das Ladekabel

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