Ein Tanzpalast im Supermarkt
Stadtleben. Tanzschul-Chef Thomas Kraml eröffnet den „Ballsaal“in einer ehemaligen Zielpunkt-Filiale
Stadtleben. „Dancing Star“und Tanzschul-Chef Thomas Kraml eröffnet am Wochenende den „Ballsaal“in einer ehemaligen Filiale der Supermarkt-Kette Zielpunkt.
Eins, zwei, Cha-Cha-Cha. Letztes Mal, Cha-Cha-Cha.
Dort, wo vor drei Jahren ObstundFleischverkauftwurden, versuchensichdieAnfänger des Grundkurses an ihren ersten Cha-Cha-Cha-Schritten. Dass die Tanzschüler an diesemAbendimneuenRaum üben, ist die Ausnahme. Denn am Samstag, eröffnet dort, in der ehemaligen Zielpunkt-Filiale am Rochusmarkt im dritten Bezirk (Kundmanngasse 30-32), der sogenannte „Ballsaal“. Ein Veranstaltungssaal, indemabSamstagvorerstdreiMalproWoche klassische Tanzveranstaltungen stattfinden sollen – LiveMusik inklusive.
„Wir sind kein Palais und auch nicht die Hofburg. Aber wir sind ein Ort, an dem die Menschen wieder tanzen können“, sagt Thomas Kraml. Der „Dancing Stars“-Profi und Tanzschulbetreiber betreibt den „Ballsaal“. Das Geschäftslokal kannte er schon lange. „Ich hab’miroftgedacht: EinKapitalverbrechen, dass hier nur Einzelhandel stattfindet.“Als die Zielpunkt-Filiale nach der Pleite geschlossen wurde und Wiener Wohnen das Gebäude wieder vermietete, schlug Kramlzu.„Eswareinkompletter Wahnsinn.“
18 Monate lang wurde umgebaut, 15 Kilometer Kabel wurden verlegt, 1000 m2 neue Wände errichtet. „Wir haben abgerissen, bis nur noch der Estrich übrig war.“Für seinen Traum, einen Veranstaltungssaal in Wien zu schaffen, sei es das aber wert gewesen.
„Wien tanzt“
„Die meisten gehen in die Tanzschule, weil sie finden, dass man Tanzenkönnen einmal brauchen wird.“Aber nach der Tanzschule sei es für viele wieder vorbei. Ein Ballbesuch kostet in Wien laut Wirtschaftskammer 250 Euro – und sonst gebe es nichts, wo man das Bein schwingen könnte. „Der letzte Ort, an dem das möglich war, waren die Sofiensäle“, sagt Kraml. Dass es just in Wien, der Welthauptstadt desWalzers, keinenOrtgegeben habe, an dem die Wiener auch tatsächlich dem klassischenPaartanznachgehen, sei doch erstaunlich. „Touristen wollen sehen, wo die Wiener tanzen. Aber da gab es nichts.“
Die Tanzabende und Clubbings sollen deshalb künftig auch unter dem Motto „Wien tanzt“laufen. „Das Thema ist wieder gesellschaftsfähig“, sagt Kraml. „Man kann jetzt wieder sagen: Ich mache einen Tanzkurs und wird dafür nicht mehr ausgelacht.“
Ob die Anfänger in Zukunft auch Tanzabende hier verbringen werden? „Wenn der Kurs erfolgreich ist, dann ja“, sagen Emilia und Konrad und grinsen.
Info: ballsaal.at