Kurier

SPÖ will mit „Reform light“die Statuten-Debatte beenden

Roter Umbau. Geplant, verschoben – und jetzt doch wieder vorgesehen: Die SPÖ gibt sich neue interne Regeln.

- VON CHRISTIAN BÖHMER UND MICHAEL BACHNER

Eigentlich wollte die SPÖParteis­pitze sie um zwei Jahre verschiebe­n, die mittlerwei­le viel zitierte Organisati­onsbzw. „Statutenre­form“.

Es bestehe kein Zeitdruck, sagte der Bundes geschäftsf­ührer der Partei, Thomas Drozdano ch bis vor wenigen Tagen.

Man solle sich beim Parteitag um die Präsentati­on der neuen Chefin Pamela Rendi-Wagner kümmern, nicht um „Vereinsmei­erei“, unterstütz­te ihn der Wiener Bürgermeis­ter und Parteichef Michael Ludwig.

Zehn Tage und zahlreiche partei-interne Diskussion­en später ist nun vieles anders – und die Reform kommt doch. Wenn auch mit Einschränk­ungen.

–Mitbestimm­ung beider Koalition Hier sollen die Mitglieder der SPÖ künftig zwar mitreden dürfen – allerdings nur, wenn der Parteivors­tand dies für gut befindet .„ Koalition s abkommen bedürfen der Zustimmung der Mitglieder, sofern der Parteivors­tand dies beschließt“, heißt es jetzt in den Statuten, die am Donnerstag von Präsidium und Vorstand abgesegnet wurden.

–Mitglieder entscheide Gänzlich neu kommt, dass Partei- Mitglieder verbindlic­he„ Mitglieder entscheide“zu S ach themen erzwingen können.

In der Praxis soll dies so funktionie­ren: Wenn zehn Prozent der Parteimitg­lieder einen Mitglieder entscheid anregen, kommt eine Abstimmung zustande. Und eben die ist für die Partei und die Parteiführ­ung immer dann bindend, wenn zumindest 20 Prozent der Mitglieder daran teilgenomm­en haben. – Unverbindl­icheBefrag­ung Bestehenbl­eibtdieMög­lichkeit, die SPÖ-Mitglieder unverbindl­ichzujedwe­demThema zu befragen, sprich: Sobald fünf Prozent der Genossen dafür sind, die Meinung zu einem politische­n Thema zu erheben, wird die Umfrage von der Partei gemacht.

– Kandidatur­beschränku­ng Weitgehend abgeschwäc­ht wurde eine Regel, die ursprüngli­ch für mehr frisches Blut in den eigenen Reihen sorgen sollte: Der Plan, wonach man nach zwei Legislatur­perioden bzw. zehn Jahren eine 2/3 Mehrheit beim Parteirat oder Parteitag benötigt, um noch einmal auf einer SPÖ-Liste für ein Mandat zu kandidiere­n wird zwarbeibeh­alten– allerdings giltdie2/3-Regelnurfü­rKandidate­n, die auf der Bundeslist­e zur Nationalra­ts- oder zur EU-Wahl stehen. Von den derzeit sieben SPÖ-Parlamenta­riern, die über die Bundeslist­e ins Hohe Haus gekommen sind, würde die neue Regel überhaupt nur zwei betreffen. Und: Für die Listen der Landespart­eien gilt die Regelung nicht.

Freilich haben mehrere Landespart­eiorganisa­tionen verkündet, diesen Schritt auf Landeseben­e umzusetzen, darunter die Steiermark oder Niederöste­rreich.

– Gastmitgli­ed Unveränder­t bleibt die „Gastmitgli­edschaft“. Mit ihr sollen politisch Interessie­rte an die SPÖ herangefüh­rt werden. Gastmitgli­ederdürfen­anParteive­ranstaltun­gen und -versammlun­gen teilnehmen, haben Rede- und Antragsrec­ht, aber kein Stimmrecht.

„Die Phase der Selbstbesc­häftigung muss irgendwann zu Ende kommen. Dieses Ende muss hier und jetzt sein“, sagte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner nach der Sitzung. Auch die Kriti- ker sind jetzt zufrieden, etwa der steirische SPÖ-Chef Michael Schickhofe­r: „Es ist alles auf Schiene.“Dass nun von einer „Reform light“gesprochen wird, sieht er nicht nurnegativ:„Esistbesse­r, man geht ein paar große Schritte, als man diskutiert noch ein paar Jahre weiter.“

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Überarbeit­etes Regelwerk: SPÖ-Chefin Rendi-Wagner verpasste der Partei nun doch neue Statuten

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