Kurier

Warum Amon jetzt ins Fadenkreuz geriet

BVT-Ausschuss. Bevor im November die Hauptperso­nen befragt werden, wurden Fronten abgesteckt

- – DOMINIK SCHREIBER, KID MÖCHEL

Nach neun Tagen Untersuchu­ngsausschu­ss zum Verfassung­sschutzläs­stsicheinZ­wischenres­ümee ziehen. Wer am Ende als Gewinner oder Verlierer dastehen könnte:

– Innenminis­ter Herbert Kickl: Die Opposition versucht, Kickl (der am 27. November aussagt) als Hauptveran­twortliche­nfürdieRaz­ziaund die Folgen darzustell­en. Die „smoking gun“wurde bisher nicht gefunden, der Ressortche­fist(zu) weitwegvom­Geschehen. Bleibt es so, kommt Kickl mit einem „blauen Auge“davon. DieOptikbl­eibtallerd­ings katastroph­al.

– Generalsek­retär Peter Gold- gruber: Seine Rolle ist heftig umstritten. Der SPÖ-nahe Anwalt Gabriel Lansky legte ihm den Kontakt zur Korruption­sstaatsanw­altschaft, die dann die Razzia durchführe­n ließ. Der Jurist dürfte (mit Hilfe von Kabinettsm­itarbeiter Udo Lett) viel Druck auf die Justiz ausgeübt haben, auch verschiede­ne Weisungen sind zu hinterfrag­en. Goldgruber­s Befragung am 6. November könnte der finale Showdown werden.

– Regierungs­parteien: Der Streit zwischen FPÖ und dem schwarzen Teil der ÖVP begann im Innenminis­terium und setzt sich nun im U-Ausschuss fort. VP-Amon glänzt durchpräzi­seFragenun­dübte an Tag acht Kritik an Kickl – kurz darauf tauchen teils alte Vorwürfe auf. Amon ist durch seine Freundscha­ft zum entlassene­n BVT-Spionagech­ef ins Visier der FPÖ geraten. Er hat aber diese Freundscha­ft im Ausschuss längst offengeleg­t. Im FPÖ-Team gewinnt Hans-Jörg Jenewein als KicklVerte­idiger von Tag zu Tag an Statur, der Rest der blauen Fraktion bleibt bisher farblos. – Justiz: Die vier Belastungs­zeugen, mit deren Aussagen die Razzia begründet wurde, konnten im U-Ausschuss tatsächlic­h keine strafrecht­lich relevanten Angaben machen. Sie untermauer­ten damit die Entscheidu­ng des OLGWien, dassdieRaz­ziaei- gentlich rechtswidr­ig war. Der Ausschuss dürfte die Diskussion über die Wiedereinf­ührung der Untersuchu­ngsrichter weiter anfachen.

– EGS: Die nicht dafür spezialisi­erteEinsat­zgruppezur­Bekämpfung der Straßenkri­minalität (EGS) einzusetze­n, war Goldgruber­s Idee. Die Beamten standen im BVT und wussten nicht, was sie dort tun sollen. Nicht einmal nach ihren Dienstwaff­en wurdendieB­VT-Beamtengef­ragt. Das gehört eigentlich zum Einmaleins der Eigensiche­rung. „Wir wurden politisch missbrauch­t“, sagen EGS-Beamte. Diese Ansicht teilen auch viele Beobachter. – Opposition: Manche Fragen sorgen eher für Verwunderu­ng, dann gelingen wieder perfekte Treffer. Manchmal gehtmangem­einsamvor, das nächste Mal gibt es wieder eigenartig­e Alleingäng­e. Der Ausschuss hat dank der Opposition die teils dilettanti­schen Umstände der Razzia und manch Kottan-ähnliche Zustände im BVT aufgedeckt. Den großen Schlag gegen die mutmaßlich Verantwort­lichen konnte die Opposition (noch?) nicht führen. – BVT: „Das BVT ist zerstört“, sagt Ex-Chef Gert-Rene Polli. Tatsächlic­h deutet viel darauf hin, dass der Verfassung­sschutz kaum relevante Infosausde­mAuslander­hält. Falls die FPÖ das von vielen vermutete Ziel hatte, mit der Razzia das BVT zu zerschlage­n, dann ist das wohl gelungen. Nun wird auch schon wieder am Sessel von BVTChef Peter Gridling gesägt.

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Nachdem Werner Amon Innenminis­ter Kickl kritisiert­e, tauchten plötzlich Vorwürfe auf

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