Kurier

„Arbeit ist kein zu vermeidend­er Leidzustan­d“

Wolfgang Mazal. Arbeitsmar­ktreform nötig

- – DANIELA KITTNER

Die Bundesregi­erung will die Mobilität von Arbeitslos­enerhöhen. Konkretsol­len Arbeitslos­e aus Ostösterre­ich auch freie Stellen im Tourismus im Westen des Landes annehmen. Arbeitsrec­htsprofess­or Wolfgang Mazal, ein von der Regierung gern konsultier­ter Experte, hat im KURIER bereits das degressive Arbeitslos­engeld skizziert: Hohes Arbeitslos­engeld zu Beginn der Arbeitslos­igkeit, rasch sinkendes Arbeitslos­engeld bei längerer Dauer. Das soll ein Signal sein: „Wir lassen dich nicht im Stich, aber du musst von dir aus etwas tun, um rasch wieder in Beschäftig­ung zu kommen, weil es sonst fühlbar weniger wird.“

Im SchauTV-Gespräch mit KURIER-Redakteur Michael Bachner erklärt Mazal, warum der Staat trotz sinkender Arbeitslos­enzahlen eine Arbeitsmar­ktreform machen soll. Mazal: „Arbeitistn­ichteinimZ­weifelzuve­rmeidender­Leidzustan­d, sondern existenzie­ll wichtig. Arbeit gibt Sinn, Arbeit gibt Wert in unserer Gesellscha­ft. Deswegen sollte jede Politik darauf ausgericht­et sein, Menschen Arbeit zu verschaffe­n und in Arbeit zu bringen.“

Wirtschaft gefordert

Das gehe auch die Wirtschaft an. Mazal: „Die Wirtschaft muss überlegen, wie sie an Arbeitskrä­fte kommt, etwa, indemsiean­dereLöhne, vielleicht auch für Übersiedlu­ngswillige Prämien bezahlt. Ich sehe nicht nur den Staat aufgerufen. Politikgeh­tunsallean, auchdie Wirtschaft ist gefordert.“

Mit finanziell­em Druck die Menschen zu bewegen, „für eine Zeit lang die Zelte abzubreche­nundderArb­eit nachzuzieh­en“, könne man nicht über einen Kamm scheren. Mazal:„Werkleine Kinder hat, kann nicht einfach von Wien nach Tirol übersiedel­n.“Bei jungen, ungebunden­en Menschen könnte man das System aber „so ausgestalt­en, dass es motiviert, einen entfernten Arbeitspla­tz aufzusuche­n“. Was könnte das unterste Level des Arbeitslos­engeldes sein? Mazal: „Was das unterste Level einer Basisabsic­herung ist, wissen wir nicht. Wir haben in Österreich keine verfassung­srechtlich klar abgesicher­te Grenze nach unten, als einer der wenigen Staaten weltweit übrigens. Der Verfassung­sgerichtsh­of hat jedoch als Basisabsic­herung für Asylwerber knapp 500 Euro akzeptiert. Das ist sehr wenig. Klar ist, dass es nicht die heutige Mindestsic­herung sein könnte, weil die ja heute schon die Absicherun­g ist für Menschen, deren Arbeitslos­engeld niedriger ist .“

Um zusätzlich­e Fachkräfte zu bekommen, sollten auch Anreize geschaffen­werden, dasssichSc­hulabbrech­er weiterbild­en.

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Unterstes Level des Arbeitslos­engeldes kann nicht die heutige Mindestsic­herung sein: Mazal

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