Mehr Lehrlinge statt Schüler
Selbsthilfe-Netzwerk. Betriebliche Initiative zur Aufwertung der dualen Ausbildung gestartet
Einem Grüppchen von 30 Wirtschaftstreibenden reicht’s. Sie wollen nicht länger zuschauen, wie die duale Ausbildung in Österreich weiter an Bedeutung verliert und greifen zur Selbsthilfe. DiealsVereingegründeteInitiative„ z.l.ö“(zukunft-lehre.at) verfolgt das hehre Ziel, der Lehre wieder „jenen Respekt und jene Bedeutung zu verschaffen, die ihr gebührt“.
In Zahlen ausgedrückt: Mindestens die Hälfte aller 15-Jährigen soll eine duale Ausbildung beginnen. Die angepeilteLehrlingsquoteerreicht derzeit nur Vorarlberg mit 52 Prozent, österreichweit sind es 39. In Ostösterreich schaut es besonders düster aus: In Wien beginnt lediglich ein Drittel der 15Jährigen mit der Lehre, in NiederösterreichundimBurgenland sind es noch etwas weniger. Werner Steinecker, Generaldirektor der Energie AG OÖ und Präsident der Initiative, sieht ob des zunehmenden Fachkräftemangels den Wirtschaftsstandort in Gefahr. Er will daher bei den Jungen ansetzen und sie zur Lehre motivieren. Das wird nicht leicht, denn bei den 14bis 18-Jährigen wird die be- triebliche Ausbildung wenig geschätzt, fürdieKarrieregilt die Höherqualifizierung als bessere Wahl (siehe Grafik).
Boni und Rabatte
Die Initiative will die Lehre aufwerten, indemsieLehrbetriebe und Lehrlinge vernetzt. Mit den Mitgliedsbeiträgen sollen Kampagnen finanziert und den Lehrlingen diverseBonus- undWeiterbildungsprogramme sowie spezielle Events angeboten werden. „Wir denken da an Lehrlingsrabatte oder organisierte Lehrabschlussreisen wie essiefürMaturantengibt“, erläutert Johann Kofler-Mair, Generalsekretär von z.l.ö. Auch einen digitalen Lehrlingsausweis soll es geben. Ausbildungsbetriebe aus ganz Österreich können sich mit 100 Euro MitgliedsbeitragproLehrlinganderInitiative beteiligen. Bisher sind u.a. die Energie AG OÖ, KTM, Intersport und der Diskonter Hofer dabei.
Mit „Goodies“allein werdendieJugendlichenkaumzu locken sein, heißt es bei der Gewerkschaftsjugend. Siefordert eine Mindest-Lehrlingsentschädigung von 850 Euro im ersten Lehrjahr, was von Wirtschaftsvertretern aber trotzFachkräftemangelsstrikt abgelehnt wird.