Kurier

Zweifelhaf­te Erwerbung

Schiele. Das Gemälde „Vier Bäume“wirft Fragen zur Provenienz auf

- – TRENK

Das Ölgemälde „Vier Bäume“aus 1917, von Rudolf Leopold als „das gelungenst­e Landschaft­sbild“von Egon Schiele bezeichnet, hat einen eigenenGer­uch. DennBruno Grimschitz, Belvedere-Direktor in der NS-Zeit, erwarb es 1943 von der Galerie L. T. Neumann, die gerne Werke feilbot, die Juden zurücklass­enoderinde­rNotweitun­ter Wert verkaufen mussten.

In der Ausstellun­g „Egon Schiele. Wege einer Sammlung“hängtdiese­sGemälde– ergänzt um Landschaft­sgemälde anderer Künstler, aber ohne den Hinweis, dass es sich um eine zweifelhaf­te Erwerbung handeln könnte. Man findet lediglich den Satz, dass dieses Werk das einzige des Schiele-Bestands sei,„daseinemeh­rjährigeLü­cke in der Provenienz“aufweise. Der letzte bekannte Besitzer war der Handelsang­estellte Josef Morgenster­n.

Er und seine Frau Alice Morgenster­n wollten im Juli 1938, drei Monate nach dem „Anschluss“, nach Nordamerik­a fliehen. Doch sie kamen nie an: Josef Morgenster­n wurde verhaftet, in Frankreich interniert – und dürfte 1943 in Auschwitz ermordet worden sein. Seiner Frau gelang es, die NS-Zeit als „UBoot“in Brüssel zu überleben. Im Katalog zur Ausstellun­g heißt es weiter: „Die Ungewisshe­itüberdasS­chicksal ihres Mannes zermürbte sie. Zudem hatte sie durch die Schoah vier Geschwiste­r verloren.“Nach Kriegsende stellte sie Anträge an den Hilfsfonds politisch Verfolgter. Sie starb verarmt 1970.

Auf KURIER-Nachfrage erklärte Kuratorin Kerstin Jesse, dassvomBel­vedereein Dossier angefertig­t worden sei. Der Kunstrückg­abebeirat wird sich also mit dem möglichen Raubkunstf­all beschäftig­en.

 ??  ?? „Vier Bäume“von Egon Schiele (1917): zweifelhaf­te Provenienz
„Vier Bäume“von Egon Schiele (1917): zweifelhaf­te Provenienz

Newspapers in German

Newspapers from Austria