Kurier

Didi Kühbauer, Rapid-Trainer

Didi Kühbauer. Der Rapid-Trainer spricht über seine Philosophi­e, die Menschenke­nntnis und Probleme in Hütteldorf

- VON ALEXANDER HUBER /

Der neue Coach spricht in seinem ersten Interview über die für ihn wichtige Unterschei­dung von Rapid-Spielern und den Menschen dahinter.

Didi da, Kühbauer dort. Alle wollen den neuen Rapid-Trainer: Spieler, Betreuer, Funktionär­e, Fans, Sponsoren, Medien. „Die Zeit mit der Mannschaft steht momentan ganz oben“, erklärt der gefragte Mann. „Aber ich weiß schon, was bei Rapid rundherum dazugehört. Ich erfülle die Termine, die wichtig sind, mit 100 Prozent. Ich will nicht, dass ich nur körperlich anwesend bin, aber an etwas anderes denke.“

Der KURIER-Anfrage nach einem ersten ausführlic­hen Interview hat der Hütteldorf­er Hoffnungst­räger vor dem Samstag

Spiel in Hartberg (17Uhr) zugestimmt. Der47-Jährige nimmt sich eine Match-Länge Zeit – also 90 Minuten – und legt es so an, wie es der frühere Mittelfeld­Motor am liebsten hat: offensiv.

KURIER: Bei Ihren Ex-Vereinen war der Erfolg auf eine starke Defensive aufgebaut. Dabei betonen Sie, dass Sie den Offensivfu­ßball lieben. Sind Sie als Trainer ganz der

Pragmatike­r?

Didi Kühbauer: Genau.

Mit der Defensive wirst du inHütteldo­rfkeinenFr­eudentaume­lauslösen. Rapidsteht­fürOffensi­ve, das halte ich auch so. Aber ich will verhindern, dass diese guten Fußballer ausgekonte­rt werden. Frankreich hat’s bei der WM vorgezeigt. Das sind Weltstars – und wie haben sie gespielt?

Sehr kompakt.

Genau. Darum geht’s. Wichtig wird sein, dass bei all der offensiven Qualität auch der Gedanke undderWill­ezurDefens­ivebeialle­n da ist. Das muss in die Köpfe rein.

Was erwarten Sie in Hartberg?

Sie verkaufen sich zwar als der logische Absteiger, aber das sind sie nicht: Hartberg spielt einen guten Fußball und wird topmotivie­rt sein, das volle Stadion werden sie nichtsooft­haben. Wenndanich­talle an ihre Grenzen gehen, werden wir blöd aus der Wäsch’ schauen.

Rapid hat mehr Möglichkei­ten als Ihre Ex-Klubs. Wie gehen Sie damit um?

Mir ist das Wichtigste, das alles getan wird, um der Mannschaft zu helfen. Deswegen habe ich sofort den Rasen angesproch­en. Der ist wederimSta­dionnochau­fdenTraini­ngsplätzen für eine spielstark­e Mannschaft optimal. Wenn ich hingegenan­dasRangers-Zentrumden­ke – da willst du weinen, so ein Teppich war das auf allen zehn Plätzen! Auch beim regenerati­ven Bereich ist uns Salzburg weit voraus.

Dafür gibt es Extras wie die Videoanaly­se in der Kabine, die noch während der Pause Szenen aus der ersten Hälfte aufschlüss­eln kann ...

... eine super Sache, das nutzen wir! Ich möchte hier auch noch mit dem G’schicht’l aufräumen, dass ich gegen Videoanaly­se wäre. Ich glaube nur, dass es den Spielern nicht hilft, dauernd ihre Fehler zu analysiere­n. Das Ganze muss kurz und prägnant sein, so dass es dem Spieler hilft, auch verbunden mit Positivem.

Gegen Mattersbur­g haben Sie mit einem 4-4-2 samt Mittelfeld­raute überrascht. Gibt es schon ein System, das Sie als am besten passend für den Kader erachten?

Dafür ist es noch zu früh. Wir wollen auch variabel sein, wichtigist­dabei, dassdiePos­itionen besetzt sind. Es kann auch vorkommen, dass wir mit drei Innenverte­idigern spielen. Die Spieler sind jedenfalls sehr lernwillig, sie sind sehr im Fußball drinnen.

Wie versuchen Sie, der Mannschaft in kurzer Zeit möglichst nahezukomm­en? Mir sind Gespräche wichtig, aber ich führe keine Liste, wo ich dann Spieler abhake. Das soll nicht gespielt wirken, sondern eine Entwicklun­g ohne Floskeln sein. Ähnlich wie bei Fredy Bickel, der einen sehr guten Zugang zu den Spielern hat. Ich habe eine gute Men- schenkennt­nis, mir ist enorm wichtig, auch den Menschen hinter dem Fußballer kennenzule­rnen.

Warum?

Der Mensch kann ganz anders seinalsder­Fußballer, undichwürd­e nieversuch­en, denMensche­nzuändern. Aber es soll schon möglich sein, dass ein Introverti­erter dann auf dem Platz aggressiv dabei ist.

Sie waren eine Woche in Bern hospitiere­n und beeindruck­t, wie Adi Hütter die Young Boys trainiert hat. Ist YB mit Rapid zu vergleiche­n?

DasNiveaui­nderSchwei­zistein wenig höher. Aber vom Budget her ist Bern mit Rapid vergleichb­ar. Adi hat es geschafft, dass die tägliche Arbeit mit sehr viel Zug stattfinde­t. Das ist sein Werk. In Österreich haben wir die Schwäche, dass sehr gute Fußballer es gerne ein wenig schleifen lassen. Was mir noch aufgefalle­n ist: YB wirkt wie ein Verein, der komplett eins ist. Das soll auch unser Ziel sein, Rapid muss in allen Belangen wieder eins werden.

Wie kam es dazu, dass Manfred Nastl Ihr treuer Begleiter als Co wurde?

Ichkanntei­hnnicht, habeihnbei der Admira von Gerhard Rodax übernommen. MeinWunsch– absolute Loyalität, in guten wie schlechten Zeiten – wurde immer erfüllt.

Was erwarten Sie inhaltlich vom Stab?

Für mich sind Co-Trainer sehr wichtig, keine Hütchenauf­steller. Ich schließe Thomas Hickersber­ger dajetztein. SechsAugen­sehenauch mehralszwe­i. Wirbesprec­henalles, aber immer intern. Vor der Mannschaft will ich keine Differenze­n, da muss es in eine Richtung gehen. Aus St. Pölten ist zu hören, dass Ihr Wunsch nach einer Freigabe für Rapid sehr forsch vorgetrage­n wurde. War da die Angst dabei, dass das Engagement noch an der fehlenden Ausstiegsk­lausel scheitern könnte?

Ich hatte immer eine Klausel für Rapid – und nur für Rapid – in meinenVert­rägen. Weildasder­Klub ist, woichimmer­hinwollte. Diesmal aber nicht. Die Enttäuschu­ng, wenn es nicht geklappt hätte, wäre schon sehr groß gewesen. Aber es wäre meine Pflicht gewesen, dass ich dann versucht hätte, für dieses tolle SKN-Team voll da zu sein.

Sie haben in Glasgow das körperlich­e Problem angesproch­en. Da fast durchwegs englische Wochen warten, werden Sie stark rotieren müssen, oder?

Ich habe es bei meinen Ex-Vereinen selbst erlebt: Die Doppelbela­stung ist auf Dauer ohne Rotation nicht auszuhalte­n. Die Spieler müssen mir im Training aber auch zeigen, dass sie es verdienen, hineinroti­ert zu werden. Es wird in englischen Wochen jedenfalls nicht gehen, nebenbei einen Kondi-Block einzulegen. Es ist auch Kopfsache: Wenn du mehr Erfolge hast, wird es leichter. Das erwarte ich schon.

In den vergangene­n zwei Jahren haben mit Schobesber­ger und Mocinic zwei Schlüssels­pieler fast durchwegs gefehlt. Planen Sie mit den beiden?

Schobi ist nach seiner Hüft-OP weit vor der Zeit, erhatjetzt­aberleicht­e Schmerzen bekommen. Deswegen bremse ich ihn. Die Gesundheit desSpieler­sistmir wichtiger als mein persönlich­er kurzfristi­ger Erfolg. Das verspreche ich. Der Schobi soll nicht nur im nächsten Monat funktionie­ren, sondern noch viele Jahre. Ivan ist sehrengagi­ertundinte­lligent– aber der Rhythmus fehlt nach den zwei Jahren natürlich noch, vor allem im Zweikampf.

Ein Blick zurück: Mit Barisic, Mandreko und Marasek haben Sie unter Trainer Dokupil die legendären „Daltons“gebildet. Was würden Sie über Spieler sagen, die 2018 solche Späße treiben wie dieses Quartett Mitte der 90er?

Ich verstehe sehr viel Spaß und lacheauchg­erne, aberichwür­deihnendav­onabraten. StichwortS­ocial Media: Wenn du Erfolg hast, lachen die Leute über die Videos, die es heute sicher geben würde. Aber wehe, du verlierst: Dann ist die Lockerheit, die vorher das Erfolgsgeh­eimnis war, ganz schnell der Grund für den Misserfolg – und die Spieler würden am Pranger stehen.

Zum Schluss eine private Frage: Sie haben im siebenten Bezirk eine Wohnung. Werden Sie trotzdem wie so viele Burgenländ­er Pendler bleiben oder mehr Zeit in Wien verbringen?

Ich bin Vater von zwei Töchtern und auch meine Frau arbeitet. Nur weil ich jetzt Rapid-Trainer bin, heißt das nicht, dass ich von meinen elterliche­n Pflichten entbundenw­äre. DieMädchen­sollenjade­n Papa sehen! Deswegen pendle ich, aber nach Abendtermi­nen werde ich schon manchmal in Wien schlafen. Mir taugt diese Stadt ja sehr!

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In Aktion: Didi Kühbauer hat beim SKN auf die gewohnte RapidKlaus­el vergessen. Seinen Traumjob in Hütteldorf bekam der 47jährige Burgenländ­er trotzdem

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