Kurier

Elfriede ForstnerSc­hroll, Bierbrauer­in

Bierbraume­isterin des Jahres. Mit Elfriede Forstner-Schroll erhält heuer erstmals eine Frau den Titel

- VON INGRID TEUFL

Die Steirerin ist die erste Frau, die zur Bierbrauer­in des Jahres gekürt wird – zu dem Handwerk kam sie erst durch den Tod ihres Mannes.

Was haben Rum, Tonkabohne­n oder Weihrauch und Myrrhe mit Bier zu tun? Viel, wenn es nach Elfriede Forstner-Schroll geht. Für manche ihrer Biere überlegt sich die steirische Braumeiste­rin gerne ungewöhnli­che Geschmacks­kombinatio­nen. Sie versteht den Begriff „Craftbeer“wortwörtli­ch: „Das heißt, handgemach­t. Für mich schließt das auch Ideenreich­tum mit ein, was ichmitdemB­ierallesma­chen kann.“Das würdigt heuer auch der Restaurant­guide Gault & Millau und kürt die Steirerin zur „Bierbrauer­in des Jahres“.

Das ist keine Selbstvers­tändlichke­it – Bierbrauen galt bis vor einigen Jahren als reine Männersach­e. Was jedoch gern vergessen wird: Bis übers Mittelalte­r war Braueneine­typischeFr­auenarbeit. Sogar Martin Luther würdigte das Bier seiner Frauineine­rseinerSch­riften. „So gesehen kommt es jetzt wieder zurück“, sagt die 48Jährige. Verantwort­lich dafür sind mehrere Faktoren.

Vor allem der Trend zum Craftbeer, also handwerkli­ch gebrauten Bieren aus kleinen Brauereien, veränderte­dasImagede­s„Männer und Arbeitsget­ränks“. „Bier kann genauso vielfältig und edelwieWei­nsein, esgibtunzä­hligeSorte­nundGeschm­äcker“, schwärmt ForstnerSc­hroll. Sie merkt im Bierbereic­h den Wunsch der Konsumente­n nach Qualität – und das trage zum Aufstieg kleiner Bierbrauer bei. „Die Menschen wollen wissen, wo ihr Produkt herkommt.“

Unkonventi­onelle Linie

DerTitelde­sbestenBie­rbrauers wird heuer zum dritten Mal vergeben. Mit Elfriede Forstner-Schroll erhält ihn – nach Reinhold Barta (Brauerei Gusswerk in Hof bei Salzburg) und Markus Trinker (Stiegl) – erstmals eine Frau. Die Jury begründet dies so: „Siefährtei­neextremun­konvention­elle Bierlinie in TopQualitä­t und ihre Produkte sorgen weltweit für Aufsehen.“

Dabei stand Bierbrauen bis vor einigen Jahren so gar nicht auf Elfriede ForstnerSc­hrolls Lebensplan. „Es hat mich eigentlich nicht interessie­rt.“Ihr Mann Gerhard hatte begonnen, Biere nach seinem Geschmack zu brauen und seinen eigenen Stil zu entwickeln. Im Jahr 2000 gründete der Quereinste­iger, ein gelernter Optikermei­ster, seine Brauerei „HofBräu Kalsdorf“, die später in „Handbrauer­ei Forstner“umbenannt wurde. „Wenn ich ihn fragte, wie er dieses oder jenes Bier macht, hat er immer gemeint: Schau mir zu.“Dadamalsdi­evierKinde­r noch klein waren, fühlte sie sich mit Familie und Gastwirtsc­haft ausgelaste­t. „Gebraut hat eben mein Mann.“

Trotzdem wurde sie 2014 ins Bierbrauen „reingeschm­issen“, wie sie es heute rückblicke­nd bezeichnet: Ihr Mann starb. „Während seiner Krankheit habe ich 2013 zu brauen begonnen, ich konnte noch vieles fragen.“Nach seinem Tod überlegte die gelernte Köchin, wie es weitergehe­n sollte, die Entscheidu­ng fiel schnell, denn: „Die Anlage war ja schon da.“

Pro Woche entstehen heute in ihrem „Ein-FrauBetrie­b“500 Liter Bier. Ein Sud-Vorgangdau­ertrundsie­ben Stunden, dazu kommen Vorarbeite­n und Abfüllung. Anfangs orientiert­e sie sich an den Rezepten ihres Mannes. Schon er hatte unter anderem mit Ingwer und Chili gebraut. „Ich mache mittlerwei­le auch gerne verrückte Biere, aber in handwerkli­ch hoher Qualität“, sagt sie. Die wird mittlerwei­le von vielen Bierkenner­n geschätzt, bei Biersommel­ier-Verkostung­en sind oft Forstner-Biere dabei oder sie werden für Bewerbe angefragt.

Inspiratio­nen

Ihr Arbeitsmot­to ist durch die Erfolge gleich geblieben: „Eine Idee einfach umsetzen und nicht zu lange überlegen.“Das führte sie zu ihren Saisonbier­en, die sie etwa für Weihnachte­n braut. „Ich habe mir überlegt, was Weihnachte­n eigentlich ausmacht. Dasistnich­tnurVanill­eundZimt, dazugehört­auch Rum, Weihrauch und Myrrhe. Das wollte ich in ein Bier bringen.“

Was nicht so einfach wie bei Gewürzen oder Kräutern war, da Weihrauch und Myrrhe Harze sind und anders verwendet werden müssen, damitsieni­chtdenKess­elverklebe­n. Aber Elfriede Forstner-Schroll fand eine Methode für ihr nach den Heiligen Drei Königen „CMB“getauftes Weihnachts­bier, das gut ankam. Und auch für ihr nächstes weihnachtl­iches Saisonbier hat sie bereits eine Idee. „Diese Jahreszeit der Düfte, Kekse und Gewürze ist sehr inspiriere­nd.“

 ??  ??
 ??  ?? Bierbrauen ist nicht schwierig, findet Elfriede Forstner-Schroll – die Kunst liegt darin, die richtigen Geschmacks­noten zu kombiniere­n
Bierbrauen ist nicht schwierig, findet Elfriede Forstner-Schroll – die Kunst liegt darin, die richtigen Geschmacks­noten zu kombiniere­n

Newspapers in German

Newspapers from Austria