Kurier

Ein langer Weg zum Wohlstand

Leidvolle Geschichte. Südtirol musste Jahre der Demütigung überstehen

- ARMIN ARBEITER

„Los von Rom!“, fordern die Süd tiroler Schützen auf jedem Andreas Hof er-Fest umzug in Innsbruck, während die Dornenkron­e, einSymbol„für die Leiden, die die Südtiroler im Laufe der Geschichte mitgemacht haben“, durch die Straßenget­ragen wird.

Was sich heutzutage nach Folklore aus alten Tagen anhört, liegt gar nicht so lange zurück: Erst im Juni 1992 legten Österreich und Italien den Streit um die Autonomie Südtirols offiziell bei – und bis dorthin ware sein langer Weg. InSüdtirol, dasnachdem­Ersten Weltkrieg Italien zugeschlag­en worden war, siedelte Benito Mussolini ab 1922 Zehntausen­de Italiener an, um das Land zu italienisi­eren. Die deutsche Sprache wurde im Schulunter­richt und öffentlich­en Einrichtun­gen verboten, Vor-und Nachnamen ins Italienisc­he umgeändert, ebenso Orts namen.

Der „Hitler-MussoliniP­akt“stellte die Südtiroler 1939vordie­Wahl, sichalsIta­liener zu bekennen oder nach Deutschlan­d auszuwande­rn. Zehntausen­de verließen das Land inRichtung­Norden.

Obwohl Südtirol und Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg eine Wiedervere­inigung anstrebten, lehnten dies die westlichen Siegermäch­te ab.

1946 unterzeich­neten der österreich­ische Außenminis­ter Karl Gruber und der italienisc­he Min ist er präsidentA­lci de De Gasperi das sogenannte Gruber-De-Gasperi-Abkommen, wonach deutschspr­achige Südtiroler dieselben Rechte bekommen sollten wie italienisc­h sprachige. Bald sollte jedoch ein anderer Wind wehen: Ab Juli 1952 musste der gesamte Amtsverkeh­r auf Italienisc­h geführt werden, Deutschspr­achige hatten keine Chance auf Beamtenpos­ten.

Nach Unterzeich­nung des Staatsvert­rages brachte Österreich den Fall vor die UNO, dank dem damaligen Außenminis­ter Bruno Kreisky wurde das Thema 1960 auf der Vollversam­mlung besprochen. Die Umsetzung des Abkommens wurde als bindend festgestel­lt. Zu diesem Zeitpunkt verübten die sogenannte­n Bumser bereits ihre Attentate gegen italienisc­he Statuen und Infrastruk­tur, doch auch die Italiener sprengten eine Andreas-Hof er-Statue in Innsbruck. Die Lage eskalierte in der „Feuernacht“, in der die Bumser 19 Hochspannu­ngsleitung­en sprengten, ein Mensch starb.

1972 trat das zweite Autonomies­tatut in Kraft, das den Süd tirolern mehr Rechte zusicherte–langsam aber sicher verbessert­e sich die Situation, Österreich wurde zur Schutzmach­t Süd tirols.

Heute zählt das Land zu den wohlhabend­sten Gebie Landeshaup­tmann tenEuropas.–

Newspapers in German

Newspapers from Austria