Schnurrkunde für Katzenbesitzer
Feline Schule. Viele würden ihr Tier nicht richtig verstehen, meint Katzencoach Petra Ott. Sie möchte das ändern
Beim Betreten der fremden Wohnung fällt Petra Otts Blick gleich auf die Katze. Ihr ganzer Körper zuckt, ihr Schwanz peitscht; die typischen Anzeichen des sogenannten „Rolling Skin Syndrom“(dt. Hautrollen-Syndrom). Besorgt sehen die beiden Katzen besitzer PetraOtt an: „Was sollen wir tun?“
Dieser Hausbesuch in der Donau stadt liegt ein paar Wochen zurück. PetraOtt hat einige Einheiten mit dem Tier verbracht, einige Änderungen im Haushalt vorgenommen – das Zittern ist vorbei.
Die 46-jährige Wienerin ist eine von sehr wenigen Katzen co ach es in Österreich. Begonnen hat sie die Tätigkeit vor sechs Jahren, als sie–damalsnoch Immobilien maklerin–beruflich umsatteln wollte und eine Ausbildung zum Tiercoach absolvierte. „Nach den zwölf Modulen wurden wir gefragt, um welches Tier wir uns kümmern wollten. Alle 24 anderen Kursteilnehmer haben beim Hund aufgezeigt. Und ich habe mir gedacht: Aber es muss doch endlich auch der Katze geholfen werden.“
Weil beider Tier co achAusbildung von den zwölf Modulen nur zwei die Katze behandelt hatten, brachte sich Petra Ott selbst viel bei: Sie las Dutzende Bücher, sah unzählige Videos, sammelte Erfahrungen. „Es ist ja schon interessant“, sagt sie im Gespräch mit dem KURIER. „Es gibt im ganzen Land zirka 1,5MillionenKatzen. Siesind also die beliebtesten Haustiere der Österreicher. Trotzdem gibt es so wenig Therapieund Trainingsangebot für sie.“Das möchte Ott ändern – und hat offenbar zur richtigen Zeit begonnen. Das Interesse würde stetig wachsen. 1500 Katzen in Österreich und Deutschland hat sie bereits betreut.
Familienmitglied er
„Bei Auffälligkeiten holen sich Katzenbesitzer häufiger Hilfe als früher“, sagt auch Elisabeth Mannsberger, Tiertrainer-Sprecherin in der Wirt schafts kammer Wien. „Haustiere werden generell stärker als Familienmitglied er gesehen. Ihr Wohlbefindenrückt mehr in den Fokus .“
Das zeigt auch die Spectra-Haustierstudie: Zwar ist die Zahl der Haustier besitzer zwischen 2012 und 2017 von 39 auf 30 Prozent gesunken. Aber gleichzeitig verwöhnen die Menschen, die sich für ein Tier entscheiden, dieses mehr. So sind die monatlichen Aufwendungen im selben Zeitraum von 63 auf 82 Euro gestiegen. Und während 2012 nur 16 Prozent der Tier eltern ihren Vierbeinern Geschenke zu besonderen Anlässen besorgten, waren es 2017 41 Prozent.
Weil sich auch immer mehr Menschen informieren möchten, veranstaltet Petra Ott Kurse: Einerseits Workshops für Katzenbesitzer – diese finden in den kommenden Wochen im TierQuar- Ti er statt–andererseits bietet sie eine Ausbildung für künftige Katzencoaches an (siehe Info-Kasten). Rund90Personen haben das Programm besucht. Seit heuer gibt es für die achtmonatige Schulung einen Fernlehrgang.
Glückshormone
Aufklärungsbe darf gebe es jedenfalls genug, meint die Wienerin. Etwa in Bezug aufs Futter. „Oft bekommen Katzen ein Ganztages-Allyou-can-eat- Buffet serviert. Dabei wäre es sinnvoller, wenn es feste Essenszeiten gäbe. Dann kann sich die Katze darauf freuen und Glücks hormone ausstoßen .“
Ode rauch beider Toilette .„ Katzen sind sehr hygienisch. Deshalb wäre es schön, wenn jede Katze ihr eigenes Kisterl hätte.“Und: „In manchen Fällen macht es sogar Sinn, wenn eine Katze zwei Kisterl hat – eines für Urin, eines für Kot.“
Ein unpassendes Kisterl könne schon der Grund sein, warum eine Katze im ganzen Haus uriniere. Es könne aber auch eine Blasenschwäche oder eine andere Krankheit dahinterstecken. „Es gibt immer plausible Gründe, warum sie sich so verhält, wie sie es tut. Wichtig ist, dass man der Sache auf den Grund geht und sich nicht jahrelang über das Tier ärgert.“