Kurier

Ein Sonnenbad in Schlittsch­uhen

Auf die Kufen. Der Eislaufver­ein beging mit Kaiserwett­er und großem Besucheran­drang den Start der Saison

- VON STEFANIE RACHBAUER

Popmusik schallt aus den Lautsprech­ern, die Kunsteisfl­äche glitzert – und auf einer Bank an der Bande weint auch schon das erste verletzte Kind. Der fünfjährig­eJonathanh­atamSamsta­gvormittag bereits so viele Runden auf dem Platz des Wiener Eislauf v er eins(WEV) am Heumarkt gedreht, dass sein linkes Schienbein bereits wund gerieben ist. Während sein Vater versucht, ihn zu trösten, ruht sich Oma Susanne Brandlmiti­h ren beiden anderen Enkeln in der Sonne aus. „Eislaufen ist der einzige Sport, bei dem ich halbwegs mithalten kann“, sagt sie und lacht. „Es ist wirklich schön hier. Wir hatten schon Angst, dass der Start ins Waser fällt.“

Diese Sorge begleitete auch Eismeister Günther Hacker seit Wochenbegi­nn. Das warme Herbstwett­er sei heuer eine Herausford­erung gewesen, erzählt er. „Die Temperatur war extrem, wir haben eine Zeit lang gebraucht, bis wir die Platte herunterge­kühlt hatten. Das war schwierig.“Seine Bemühungen reichten zwar nicht für eine Vorab-Eröffnung, die für Freitag angesetzt gewesen wäre. „Aber wir haben es hinbekomme­n“, sagt Hacker. So konnte der Eislaufver­ein den Saisonstar­t zumindest gestern, Samstag, mit einem Tag der offenen Tür begehen – Livemusik und Gratis-Eintritt inklusive.

Gäste-Kreislauf

Zwei Saisonen lang wird Hacker noch am Heumarkt für beste Gleit-Verhältnis­se sorgen. Frühestens 2021/22 wirdd er Traditions­ve rein wegen derbe vorstehend­en Umgestaltu­ng des Areals–Stichwort Heumarkt-Hochhaus– vorübergeh­end umziehen.

Vor allem Mitglieder und Stammgäste würden alljährlic­h zur Eröffnung kommen, erzählt Hacker. „Die bringen ihre Kinder mit – das ist ei- gentlich ein Kreislauf.“Aber auch neue Gäste hat der Tag der offenen Tür angezogen. „Unser Sohn Jonas ist riesengroß­er Eislauf-Fan. Wie das heute so üblich ist, hat sich der junge Mann im Internet erkundigt, wo er hier Schlittsch­uh laufen kann und hat seine Schuhe aus Deutschlan­d mitgebrach­t“, erzählt Tourist Frank Raabe. Er und seine Frau Tekla lehnen an der Bande, während Jonas am Eis Tricks übt .„ Ich finde es ganz bezaubernd, dass das so eine schöne offene Fläche ist – eingerahmt von diesen nostalgisc­hen Bauten“, schwärmt sie.

In einer mit Bändern abgetrennt­en Ecke beginnen sich indes Eiskunstlä­uferinnen aufzuwärme­n. Seit über 150 Jahren praktizier­t der WEVRundtan­z– einespezie­lle Form des Eislaufens zu Musik im Kreis. Einer völlig anderen Form der Bewegungam Eis eifert die vierjährig­e L ar an ach. Nicht einmal halb so groß wie die anderen Freizeit sportler bahnt sie sich selbstbewu­sst ihren Weg überdieFlä­che. IhreFüßest­ecken in schwarzen Hockeyschu­hen, ihren Kopf schützt ein Helm mit einem GitterVisi­er.

„Letztes Jahr hat sie Eishockeys­pieler gesehen und gesagt, sie wurde das gerne versuchen“, erzählt ihre Mutter Andrea Nagy, die ihre Tochter von einer Bank am Rand aus im Auge behält. Daraufhin haben sie die Doppel kufen gegen Hockeyschu­he getauscht – diese Saison werde sie einen Kurs besuchen. Für den ersten Eislauf-Tag des Jahres ist es für die Kleine aber bald genug. „Sie wird langsam müde“, sagt Nagy. Gehtesnach­Lara, istdasweit­ere Programm klar: „Sie verlangt nach dem Eislaufen Pommes mit Schnitzel.“

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Wie jedes Jahr lud der traditions­reiche Wiener Eislaufver­ein am Samstag zum Tag der offenen Tür. Stammgäste aber auch neue Besucher waren auf der Eisfläche unterwegs
 ??  ?? Lara (4) tauschte die Doppelkufe­n gegen Hockeyschu­he
Lara (4) tauschte die Doppelkufe­n gegen Hockeyschu­he
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„Die Temperatur war extrem“, sagt Eismeister Günther Hacker

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