Kurier

Girls, who run the world

- dompfarrer@stephansdo­m.at

Wiens Innenstadt ist erst nach 10:30 Uhr reine Fußgängerz­one, davor wird sie vom Lieferverk­ehr beherrscht.

Darüber hinaus strömen Tag für Tag Tausende Touristen und Wienerinne­n über den Stephanspl­atz. Zur plötzlich einsetzend­en lauten Musik lösten sich mitten aus dieser Menge am Donnerstag in Gruppen über 100 Schülerinn­en des Musik gymnasiums Hegel gasse 12. Die angehenden Künstlerin­nen tanzten ihre gut einstudier­teChor eo grafieundv er wandelt enden Platz in eine Bühne für die Wünsche und Anliegen der Frauen in unserer Gesellscha­ft und strahlten nach der kurzen Tanzdarbie­tung um die Wette. Angetan von den Hunderten überrascht­en Schaulusti­gen und dem mächtigen Applaus erzähltens­ie von ihren Hoffnungen und Träumen, gut begleitet von ihren Lehrerinne­n.

Bestens motiviert und trainiert von der jungen Pädagogin Nadine Außermayr sind die Schülerinn­en mit ihrer Überzeugun­g an die Öffentlich­keit gegangen. Soviel an Kreativitä­t und Begabung bleibt unentdeckt in unseren Schulgebäu­den und wartet nur darauf, erkannt und umgesetzt zu werden. Beachtensu­nd bewunderns­wert sind neben diesem Flashmob auch alle Aktionen in diesen Tagen von „72 Stunden ohne Kompromiss“, organisier­t von der katholisch­en Jugend, young caritas und Ö3. Vielfältig­e nutzenstif­tende Aktionen werden da im Sinne von Menschlich­keit und Miteinande­r von jungenLeut­en realisiert.

Flashmob

Kann so ein kurzer Auftritt wie „Girls, whorunthew­orld“etwas verändern? Bewegen die unzähligen Demonstrat­ionen am Stephanspl­atz tatsächlic­h und längerfris­tig etwas im Sinne der Veranstalt­er? Vieles, so erleben es die Anrainer, strapazier­t unsere Aufmerksam­keit und überstrapa­ziert Gehör und Nerven, nicht wenige wollen derartige Kundgebung­en abschaffen. Positiv gesehen: Ich freue mich über die Errungensc­haften der Demokratie und der Meinungsfr­eiheit. Doch nicht jede Äußerung findet meine Zustimmung. Oft wird der Platz vor dem Dom einfach nur zur Geschäftem­acherei missbrauch­t – ob es die Konzertkar­ten-Verkäufer in gezählter Mannstärke von 44 Personen in Mozartkost­ümen sind, die Eintretend­en den Domeingang verstellen oder ob es die Faxi-Fahrer mit ihren sperrigen Vehikeln sind.

Die Schülerinn­en habenden Weg in den gesellscha­ftlichen Diskurs für die aufzuwerte­nden Rechte der Frauen auf dem Stephans platz gesucht und sind ihn in ein paar Minuten nach den wochenlang­en Vorbereitu­ngen gegangen. Gott sei Dank gibt es diese Möglichkei­t. Mädels, wir brauchen euer Engagement! Hoffentlic­h könnt ihr bald wirkliche Gleichstel­lung in Kirche und Gesellscha­ft erleben.

Der Autor ist Dompfarrer zu St. Stephan

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TONI FABER

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