Sich mundtot machen zu lassen“
Ist die Entwicklung im Fußball ein Spiegel der Gesellschaft?
Das weiß ich nicht, aber ich finde, dass der Sport stets politisch neutral sein sollte. Außer es geht um Grundsätzliches. Dann sollten auch SportlereineMeinunghaben und den Mund aufmachen.
Mit welchem Gefühl betrachten Sie Europa und die EU?
Es ist eine Zeit, in der Achtsamkeit geboten ist. Schriftsteller Michael Köhlmeier hat bei der AuschwitzGedenkfeier gesagt, dass immer nur viele ganz kleine Schritte zu dem großen Bösen geführt haben. Der Satz hat sich bei mir eingebrannt. Man sollte als Bürger nicht dulden, dass es zu vielen Fehltritten kommt, welche die Demokratie gefährden. Unsere Gesellschaft, in der wir leben, zeichnet sich durch Werte aus, für die wir stehen. Siesolltenniemalsals selbstverständlich angenommen werden. Deswegen: achtsam, kritisch und, wenn notwendig, auch laut sein, um diese Werte auch zu verteidigen. Es ist gefährlich, wenn man sich mundtot machen lässt oder vielleicht meint, eswardochehnichtso schlimm.
Hat dies auch mit den letzten Vorfällen in der österreichischen Innenpolitik zu tun?
Sagen wir es so: Nach den jüngsten Entwicklungen stehe ich Standard, Falter und KURIER jederzeit für Interviews zur Verfügung (lacht). Spaß beiseite, ich hatte bei dem Thema der vermeintlichen Pressezensur das Gefühl, dass hier eine Grenze überschritten wurde, welche ich durchaus als gefährlich sehe. Ein Innenministerium hat alle Medienvertreter gleichzuinformieren. Wiediverse Medien die Informationeninterpretieren, fälltunter Pressefreiheit. Die Reaktionen darauf fand ich richtig. Dabei belasse ich es auch.
Wenn man Ihnen so zuhört – liegt Ihre Zukunft unbedingt im Sport?
Ja. Doch wo es mich hinverschlägt, weiß ich noch nicht, die Politik wird es eher nicht sein. Als Trainer kann ich mich mir aktuell nicht vorstellen. Ich will das Leben aus dem Koffer hinter mir lassen.
Marko Arnautovic stand zuletzt wegen eines Fotos im Internet im Mittelpunkt. Ist es nicht ein Zeichen der Oberflächlichkeit unserer Zeit, wenn soziale Medien solche Aufregungen erzeugen?
Es ist Fluch und Segen zugleich. AufdereinenSeitehat man die Chance, Sachen in der Öffentlichkeit richtigzustellen. Umgekehrt ist es unausweichlich, dass beispielsweise abendliche Ausflügeöffentlichwerden. Esist die Zeit, in der wir leben. Fast jeder Jugendliche ist auf sozialen Netzwerken tätig. Ich würde sie ja asoziale Netzwerke nennen, denn es ist schon bedenklich, was da zeitweise abgeht mit all den Falschmeldungen, ausdenen die Menschen ihre Informationen beziehen.
Welchen Rat werden Sie irgendwann Ihren Töchtern mit auf den Weg ins Internet geben?
Nicht alle FacebookFreunde sind wirkliche Freunde. Auf jeden Fall sollte man nichts für bare Münze nehmen und sich immer eine Zweit- oder Drittmeinung einholen.