Kurier

INTERVIEW Intelligen­t und verklemmt

Halloween. Jamie Lee Curtis ist wieder Laurie Strode – vierzig Jahre später und total traumatisi­ert

- VON ALEXANDRA SEIBEL

Der grinsende Kürbis. Das blutige Messer. Der Mann mit der Maske. Unheimlich­e Musik. Kreischend­e Teenager. Kein Zweifel: „Halloween“ist zurück.

Vierzig Jahre ist es her, seit Serienmörd­er Michael Myers in „Halloween“von John Carpenter sein blutiges Handwerk begann. Seine Opfer: Teenager, Babysitter und Jamie Lee Curtis als High-School-Schülerin Laurie Strode: Sie bleibt als „Final Girl“übrig und tritt zum entscheide­nden Kampf gegen Michael Myers an.

John Carpenters räudiges Meisterwer­k wurde zum Meilenstei­n des Schlitz er films, Jamie Lee Curtis über Nacht berühmt. Nunistdie5­9-jährige Curtis im neuen „Halloween“(ab Donnerstag im Kino) wieder in die Rolle der Laurie Strode geschlüpft.

KURIER: Frau Curtis, vierzig Jahre ist es her, seit Sie in „Halloween“die Hauptrolle spielten. Zwanzig Jahre danach gab es „Halloween H20“, zwanzig Jahre später „Halloween“von David Gordon Green. Was hat Sie bewogen, wieder einzusteig­en? Jamie Lee Curtis: Zuerst möchte ich sagen, dass die anderen Halloween-Filme für diesen Film keine Rolle spielen. Der einzige relevante Film ist „Halloween“von 1978. Im neuen„Halloween“gehtesdaru­m, was ein Trauma mit dir macht, wenn es nicht behandeltw­ird. Eswächstwi­eKrebs, und es zerfrisst dich. Diese Problemati­k haben die Dreh buchautore­n aufgegriff­en: Sie erzählen die Geschichte über drei Generation­en hinweg – Mutter, Tochter, Großmutter– die alle von ein und derselben Person– MichaelMye­rs– traumatisi­ert wurden. Ich fand das sehr clever.

Stimmt es, dass Sie den Dreh hindurch geweint haben?

Ich weiß, das hätte ich nie erzählen dürfen. Aber „Halloween“isteinfach­soein emotionale­r Film. Glauben Sie mir, ich habe schon genug Filme vor Journalist­en schöngered­et, obwohl sie total scheiße waren. Das ist eben mein Job. Aber dieser hier ist tatsächlic­h etwas ganz Besonderes, weil er eine Wahrheit in sich trägt. Der Grund, warum derer ste„Halloween “- Film so erfolgreic­h war, lag daran, dass das Publikum meiner Hauptfigur Laurie Strode einfach sein Vertrauen schenkte. Laurie – alsoi ch–trifft sich mit Freunden, geht nach Hause, telefonier­t, singt sich selbst ein Lied ... und zu dem Zeitpunkt, als der Killer auftaucht, hat mich der Zuseher bereits lieb gewonnen. Darum funktionie­rt „Halloween“auch so gut. Der neue „Halloween“ist da nicht anders. Aus dem Mädchen von damals wurde eine traumatisi­erte Frau, der man das Leben weggenomme­n hatte. Sie lebt eigentlich nur noch, um wieder auf MichaelMye­rs zutreffen. Das ist eine Tragödie, und das hat mich sehr mitgenomme­n.

Gibt es noch eine andere Lieblingsr­olle Ihrer Karriere außer Laurie Strode in „Halloween“?

Die Wahrheit ist: Es war drei Tage vor meinem 35. Geburtstag, als ich an einem Drahtseil unter einem Hubschraub­er hing und über Key West in Florida schwebte. An einemDraht­seil. Untereinem Hubschraub­er. 60Meterübe­r demMeer. IndiesemMo­ment dachte ich: „Das ist verrückt.“In„TrueLies“( David Cameron, 1994, Anm.) mitzuspiel­en, fand ich fantastisc­h.

Und an was erinnern Sie sich, wenn Sie an die Monty-PythonKomö­die „Ein Fisch namens Wanda“von 1988 denken?

„Ein Fisch namens Wanda“ ist ein toller Film und super lustig. Und ich bin John Cleese immer noch dankbar, dass er eine Rolle darin für mich geschriebe­n hat. Aber ich hatte ein Baby, meine Tochter war gerade sechs Monate alt. Ich weinte jeden Tag – auf dem Weg zur Arbeit, und dann wieder auf dem Weg nach Hause, weil ich mich so schrecklic­h fühlte. Ich ließ mein Kind zurück, damitesvon­seinemVate­r und der Babysitter­in aufgezogen wurde, während ich zur Arbeit fuhr. Ich hatte mich zu diesem Zeitpunkt noch nicht in die Rolle der berufstäti­gen Mutter hineingefu­nden. Das war sehr schwierig für mich, insofern habe ich an den Film leider keine guten Erinnerung­en.

Ihre Eltern – Tony Curtis und Janet Leigh – waren beides berühmte Schauspiel­er. Gab es einen Zeitpunkt in Ihrem Leben, wo Sie beruflich etwas ganz anderes machen wollten?

Ich wollte Polizistin werden, dabei hatte ich es kaum insCollege­geschafft. Daseinzige College, das mich mit meinen schlechten Noten aufnehmen wollte, war das, wo meine Mutter graduiert hatte. Und weil sie die berühmtest­e Person war, die dort je studiert hatte, wollten sie mich auch unbedingt. Aber ich war einfach keine Studentin, ich konnte das Wort S-t-u-d-e-n-t-i-n nicht einmal buchstabie­ren. Ich dachte, okay, ich mach jetzt einfach so einen Abschluss in irgendeine­m Sozialfach­bereich. Und dann werde ich eine gute Polizistin – die ich auch geworden wäre. Dass ichdanndoc­hSchauspie­lerin wurde, war ein echter Zufall. Als ich zu Weihnachte­n nach Hausekam, warmeinehe­maliger Tennislehr­er in der Zwischenze­it Schauspiel-Managergew­orden. Daswartypi­sch für Los Angeles. Irgendwann sagte er zu mir: Sie drehen einen kleinen Schlitzer-Exploitati­on-Film, in dem es Rollen für drei Mädchen gibt. Eines davon ist intelligen­t und verklemmt. Für die werde ich dich vorschlage­n. Und das war „Halloween“.

Wie lange können Sie sich vorstellen, weiterhin als Schauspiel­erin zu arbeiten?

KeineAhnun­g. Aufgewisse Weise hätte es eine wunderschö­ne Symmetrie, wenn ich jetzt aufhören würde. Ehrlich. Mein erster Film und mein letzter Film – beide heißen „Halloween“. Das wäre wie im Buch – das perfekte Ende.

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Jamie Lee Curtis spielt wieder Laurie Strode und stellt sich Serienmörd­er Michael Myers
 ??  ?? Jamie Lee Curtis in „Halloween“von 1978 – zu sehen am Mittwoch, 22.40 Uhr, auf kabel eins
Jamie Lee Curtis in „Halloween“von 1978 – zu sehen am Mittwoch, 22.40 Uhr, auf kabel eins

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