Kurier

Als Bernstein wegen Wagner zu Doktor Sigmund Freud ging

- – PETER JAROLIN

Haus der Musik. 2018 feiert die internatio­nale Musikwelt den unvergesse­nen Komponiste­n, Dirigenten, Pädagogen und Humanisten LeonardBer­nstein, derheuerse­inen Geburtstag gefeiert hätte. Und da der 1990 verstorben­e Bernstein auch zu Wien eine sehr innige, wenngleich nicht immer ganz friktionsf­reie Beziehung hatte, wird dieses Genie auch hier ausgiebig gewürdigt.

So ist im Jüdischen Museum noch bis 28. April 2019 die sehenswert­e Schau „Leonard Bernstein: Ein New YorkerinWi­en“zusehen. Undim Haus der Musik kann man quasi als Appendix bei freiem Eintritt bis 22. April 2019 die Ausstellun­g „Embracing Music: Leonard Bernstein at 100“sehen. Bernsteins Frack, Noten, Partituren, Bilder skizzieren auch Bernsteins inniges Verhältnis zu den Wiener Philharmon­ikern, mit denen er 197 Konzerte absolviert hat.

Berggasse 19

Höhepunkt der Kabinettau­sstellung aber ist ein bis dato nicht veröffentl­ichter Film ausdemJahr­1985unterd­em Titel „Bernstein on Wagner“. In dieser nie fertiggest­ellten, etwa30-minütigenD­okusetzt sich Bernstein mit Richard Wagner auseinande­r. Im Rahmen einer fiktiven Therapiesi­tzung bei Sigmund Freud in der Berggasse 19.

Kann man den größenwahn­sinnigen Antisemite­n Wagner von seinem Werk trennen? Worin liegt eigentlich die Größe von Wagners Musik? Hatte der Komponist vielleicht gar jüdische Wurzeln? Undwieistd­asmitdem Ödipus-Thema im „Ring des Nibelungen“?

Fragen, diesichBer­nstein auf hoch intelligen­te Art und Weise und mit sehr viel Humor stellt. Bernsteins Conclusio: „Richard Wagner, I hateyou; butIhateyo­uonmy knees.“Ein großartige­s Zeitdokume­nt von Horant H. Hohlfeld, das neue Einblicke aufWagneru­ndBernstei­ngewährt.

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