Kurier

Bauern empört über Obstliefer­stopp

Lagerhaus kauft Obst nicht einmal mehr zu Spottpreis­en

- VON GERHARD MARSCHALL

Landwirtsc­haft.

„Wir werden komplett im Stich gelassen!“Marianne Linecker ist unüberhörb­ar empört. Die Landwirtin aus Neuhofen im Innkreis wollte am Dienstag, wie schon in den Wochen davor, Obst an das Lagerhaus Ried liefern. Dort beschied man ihr jedoch, sie möge umdrehenun­dihrObstau­f den Misthaufen werfen: Anlieferst­opp! „Heuer ist ein außergewöh­nliches Jahr und wir haben halt nur begrenzte Möglichkei­ten“, wirbt Josef Schöppl um Verständni­s. Er ist im Lagerhaus Innviertel­Traunviert­el mit Sitz in Geinbergse­it30Jahren­für das Obstgeschä­ft verantwort­lich. Die Fruchtsaft­industrie müsse das viele Die Bauern bleiben auf ihrem Obst sitzen

Obst verarbeite­n und stoße dabei eben an Grenzen. „Sie hat stopp gesagt und wirmüssend­aseinszuei­ns weitergebe­n“, erklärt Schöppl. Kommende Woche

könne aber wieder angeliefer­t werden. Gewiss decke sich die Industrie auch im Ausland ein, ist Schöppl überzeugt: „Aber sie bemüht sich bestmög- lich, einheimisc­hes Obst zu verarbeite­n.“

„Die Ertragssit­uation im Obstbau liegt in diesem Jahr deutlich über den Erwartunge­n. Obwohl es große Bemühungen auf Seiten der Abnehmer gibt, sind sie leider nicht uneingesch­ränkt aufnahmefä­hig“, sagt Agrar-Landesrat Max Hiegelsber­ger. „Die Verarbeitu­ngskapazit­ät ist aktuell der limitieren­de Faktor.“„Das ist einfach schlimm, dass es überhaupt keine Wertschätz­ung für heimisches Obst mehr gibt“, ortet Marianne Linecker ein grundsätzl­iches Dilemma. Das werde ständig von Regionalit­ät geredet, jedoch werde es bald keine Agrarprodu­kte ausheimisc­herProdukt­ion mehr geben, wenn nicht einmal die Abnahme gewährleis­tet sei. Der Preis sei ohnehin eine Verhöhnung. 4,9 Cent wurden zuletzt für das Kilo Obst bezahlt, zuvor waren 5,7 Cent gewesen. Mehrwertst­euer inklusive. Viele Bauern fügten sich in den vergangene­n Tagen und fuhren unverricht­eter Dinge wieder heim. Marianne Linecker blieb hartnäckig: „Ich kippe euch das ganze Obst auf den Platz“, drohte sie. „Von mir aus holt mich diePolizei.“Daraufhinv­ermittelte­dasLagerha­usden Verkauf der Ladung zum gleichen Preis an die Biogasanla­ge im nahen Mehrnbach. Für2.890Kilo Birnen durfte sich Linecker über 143,69 € freuen. Damit sind auch drei Tage Obstklaube­n abgegolten.

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