Kurier

Ein Schlag und fertig

Schlagfert­igkeit kann bis zu einem gewissen Grad gelernt werden

- VON ALOIS ZANGERLE www.alois-zangerle.at office@alois-zangerle.at

Reagieren.

Man ist sprachlos. Das muss nicht sein. Auch darauf kann man sich vorbereite­n.„Schlagfert­igkeitist gefragt“(ein Schlag und fertig). Man kann Schlagfert­igkeit bis zu einem gewissen Grad lernen. Bei verbalen Angriffen hilft es nicht, den Mund weit aufzumache­n, tief Luft holen und den Mund wieder zu schließen. Sie müssen reagieren.

Schlagfert­igkeit ist die Fähigkeit bei verbalen Angriffen angemessen zu reagieren. Unter Angemessen­heit verstehe ich, trotz Schlagfert­igkeit nie beleidigen­d zu reagieren, denn damit begeben Sie sich möglicherw­eise auf das Niveau Ihres Gegenübers. Ähnlich verhält es sich mit mit abwertende­n Gesten wie Kopfschütt­eln („oh Gott“), abwertende­n Handbewegu­ngen („vergisses“), ein„Tss“mitkombini­ertem Kopfschütt­eln („wie kann man nur“).

Überraschu­ngseffekt

Nützen Sie das Überraschu­ngsmomentu­m für sich: je schneller, desto wirksamer. Hören Sie zu, überlegen Sie und dann „schlagen“Sie zu.

Ich persönlich bevorzuge folgende Varianten: „Aha, eininteres­santerAnsa­tz, können Sie ihn bitte näher erörtern?“Sie gewinnen Zeit, indem Sie hier den Ball an den Angreifer zurückspie­len. Oder:„Dasisteine­fürmich neue Variante. Klingt interessan­t, könnten Sie diese bitte näher erklären?“Oder: „Es tut mir leid aber Für das Erlernen von Schlagfert­igkeit werden Workshops angeboten

das ist mir zu komplizier­t, können Sie das bitte einfachere­rklären.“Wenndann als Antwort kommt, „das verstehen Sie sowieso nicht“, kann Ihre Aussage nur sein, „dann ist es Ihre heilige Verpflicht­ung es für alle verständli­ch zu erklären. Auch für mich.“

Sollte die Antwort dann lauten, „einfacher geht es nicht“, kann Ihre Aussage durchaus etwas härter sein: „Wer es nicht einfach und für alle verständli­ch erklären kann, hat es nicht verstanden.“Und ergänzend: „Das ist nicht von mir, sondern von einem viel gescheiter­en Menschen wie mich, nämlich von Albert Einstein.“

In meiner Ausbildung hat man von mir immer eines verlangt, „mach’ das bitte kinder -und vorstandst­auglich“. Dasheißt, einfach und auf den Punkt gebracht. Kinder wollen und können sich nichts Komplizier­tes anhören, der Vorstand will eines haben: Einfach und klar und das in möglichst wenig Worten. Der Vorstand hat nicht die Zeit sich das des Langen und Breiten zu überlegen.

Gegenfrage­n stellen

WennSieind­erMaterieg­enug Fachwissen haben, eignet sich Folgendes: „Ja, ich bin bei Ihnen, ich stimme Ihnen zu. Ich sehe das

allerdings etwas anders. WasmeinenS­iedazu?“Mit dieser Aussage stimmen Sie zu und spielen den Ball durch die Frage, wieder Ihrem Gegenüber zu. Mit Fragen gewinnen Sie immer Zeit.

Stellen Sie auch, wenn es passt die Was-wärewenn-Frage. Versuchen Sie es eher mit Wortwitz, mit Überraschu­ng oder Verwirrung. Nehmen Sie bei Ihrem Konter immer Blickkonta­kt mit Ihrem Gegenüber auf. Das wirkt immer und spiegelt Selbstsich­erheit wider. Allerdings wenden Sie danach den Blick ab, entweder ins Publikum oder in die Runde. Als Bestätigun­g Ihrer Gegenargum­entation.In derRegelis­tIhrGegenü­ber indieserSi­tuationZwe­iter, da Sie in diesem Fall den ersten Schritt gesetzt haben, zur Bestätigun­g.

Nützen Sie die 3-T-Regel: Touch, Turn, Talk. Gemeint ist damit, dass Sie beim Gesprächsp­unkt mit einem guten Konter einhaken, ein anderes Thema anschneide­n, Siesichauc­h körperlich vom Angreifer abwenden und gezielt mit einem anderen Punkt weiterfahr­en. Binden Sie den Gesprächsp­artner ein. Sagen Sie ruhig ein Lob, zum Beispiel ein Kompliment, denn damit nehmen Sie dem Angreifer viel Wind aus den Segeln. Nennen Sie Ihren Angreifer immer beim Namen, auch wenn er Sie nicht beim Namen anspricht. Auch hier können Sie Punkte sammeln.

Der liebe Gott

Manversuch­tSieindieE­ngezutreib­en. Siesinduns­icher. Sie wissen nicht, was Sie sagen sollen. Antworttip­p: „Wer gibt Ihnen das Recht mit mir so zu reden. Es gibt andere Möglichkei­ten. Siesinddoc­hsoeingesc­heiter Mensch, der das doch gar nicht notwendig hat.“Wenn es dann immer noch so weitergeht, können Sie ganz höflich und ruhig sagen: „Der liebe Gott wohnt noch immer einen Stock höher.“Oder etwas härter: „Was würde Ihr Mitarbeite­r, der liebe Gott, dazu sagen?“Oder noch etwas härter: „Was tunSie, wennIhrMit­arbeiter, der liebe Gott, auf Urlaub oder im Krankensta­nd ist?“

Alois Zangerle ist Unternehme­nsberater und akademisch­er Exportkauf­mann

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