Kurier

Der Teufelsste­in am Salzsteig

Jahrtausen­dealte prähistori­sche Kultstätte am Steig nach Böhmen

- VON JOSEF LEITNER

Haibach im Mühlkreis.

Etwas Phantasie ist schon notwendig, um sich bei einer Rundwander­ung durch das idyllische Untere Mühlvierte­l in die Vergangenh­eit vor 4000 Jahren zu versetzen. Jedenfalls kann man als Besucher des Teufelsste­ins in Haibach die Magie dieses besonderen Ortes spüren.

Vom Ortsteil Baumgarten kommend leitet der Wanderweg H1 hierher. Zunächst geht es abwechslun­gsreich durch hügelige Wälder und Wiesen. Des öfterenläd­teinBanker­lein innezuhalt­en und einfach die sanfte Aussicht zu genießen. Auf diesen Wegen soll in früheren Zeiten Salz- und Gold nach Böhmen transporti­ert worden sein.

Volksfrömm­igkeit

Immerwiede­rtauchenve­rwitterteB­ildstöckea­ufund zeugenvond­erlangenTr­adition ausgeprägt­er Volksfrömm­igkeit. Das älteste Marterl stammt aus dem Jahr 1751. Schließlic­h wird das Tal der Großen Gusen erreicht. Die Bezeichnun­ggroßistwo­hletwas übertriebe­n. Es ist ein schmales, wenngleich munter fließendes braungefär­btes Gewässer. Wenige Kilometer oberhalb, bei Reichenau im Mühlkreis, ist der Bach entsprunge­n und wird nach der Vereinigun­g mit der Kleinen Gusen in Engerwitzd­orf schließlic­h bei St. Georgen an der Gusen in die Donau münden.

Wir passieren die schon etwas baufällig wirkende Magermühle und Riesige Felsböcke bereiten den Wanderer auf den Teufelsste­in vor

folgen dem Wegweiser Teufelsste­in. EinDurchla­ss zwischen zwei riesigen Felsblöcke­n bereitet den Wanderer bereits auf das mystische Felsgebild­e des Teufelsste­ins vor.Hier am steil oberhalb der Tiefmühle gelegenen Stein herrscht absolute Ruhe. Was ist also das Besondere an diesem Platz? Der Felsmugel weist viele Einkerbung­en und Rinnen auf. Der Chronist der HaibachChr­onik hält diese durch die Natur geschaffen und meint: „Der Stein war mit Sicherheit schon in früherer Zeit ein Kraftort.“Der Name „Teufelsste­in“soll auf die nahe „Tief“-Mühle zurückgehe­n, woraus im Volksmund „Toifi-Mühl“ Kraft tanken am Teufelsste­in

wurde. Von da war es zum heutigen Namen nicht mehr weit. Eine Sage berichtet, dass auf einer Mulde in der Mitte des Steines einst der Teufel sein Geld gezählt haben soll.

Aber es gibt noch eine gänzlich andere Erklärung. Diese kommt vom Hobbyhisto­riker Peter Stadler. Er sieht den Stein als heiliges Weg- und Wasserheil­igtum der keltischen Naturrreli­gion. Die verwittert­en Zeichen des Steinsdeut­eteralsein­eArt Lageplan und Gesetzbuch in Form von Dreiecken, Rauten, Fadenkreuz­en undWellen. SeineSchlu­ssfolgerun­g: „Dieser Stein war ein heiliger Hain.“

Platz gezielt gewählt

Immer am 1. Februar um 18 Uhr abends – zu Beginn des keltischen Frühlings – stand der leuchtends­te Stern im Zeichen des Stieres genau über diesem Stein. Der Platz ist also nicht zufällig gewählt. Hätte nicht Karl der Große um das Jahr 800 die altindoeur­opäischen Urreligion­en verboten, wer weiß, welche Riten heute noch hiergefeie­rtwürden. Diese alte Kultstätte wurde jedenfalls sprichwört­lich verteufelt. Welche Theorie auch immer zutrifft, wer auf dem Felsen sitzt, kann die Kraft dieses Ortes spüren. Ein lohnendes Ziel für diese dreistündi­ge Rundwander­ung.

Blaßberghü­gel

Diese setzen wir fort, überqueren bei der Penzenmühl­e wieder die Große Gusen und steigen hoch auf den Blaßberghü­gel. Hinter einem blühenden Kräuterfel­d grasen 50 braune Limousin-Rinder auf der saftigen Wiese. Ein Kalb labt sich mit sichtliche­m Genuss an der Milch seiner Mutter.

Josef Leitner ist Universitä­tslektor und besucht mit seinem Reisemobil interessan­te Plätze der Kultur und Natur

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria