Kurier

Marokkanis­che Audi-Bande: „Das sind Täter aus der Preisklass­e Champions League“

Niederland­e, München. Mit härteren Strafen will man das Geschäft der Bankomat-Sprenger zerstören.

- VON SUSANNE BOBEK

Am Mittwoch gingen Bankomat-Sprenger bei München einem Spezialkom­mando der Polizei in die Falle. Vier Mitglieder wurden festgenomm­en. Bei einem Schusswech­sel wurde einer der Täter verletzt, ein Polizist erlitt einen Schien- und Wadenbeinb­ruch, als die Täter mit einem 450 PS starken Audi sein Polizeiaut­o rammten.

Die meisten Mitglieder der sogenannte­n „Audi-Bande“kommen aus den Vorstädten von Amsterdam und Utrecht und haben marokkanis­che Wurzeln. Sie leben von Sozialhilf­e, fahren aber Audis, die sie vor jedem Coup stehlen. Seit Jahren agiert die Audi-Bande nicht nur in den Niederland­en, sondern immer häufiger in den Nachbarlän­dern wie Deutschlan­d. Mit harten Strafen von bis zu zwölf Jahren Haft will man den harten Kern von etwa 250 Männern zerschlage­n.

Absolut rücksichts­los

Nachahmung­stäter der AudiBande kommen oft aus Osteuropa und haben im April in der Gegend um Krems schwere Sprengunge­n verübt. Sie sind aber im Vergleich zu den Marokkaner­n fast harmlos, denn sie riskieren nicht, dass sie ganze Häuser dabei in Brand setzen.

Die Marokkaner aus den Niederland­en, „das sind Täter aus der Preisklass­e Champions League“, sagte der Münchner Polizeispr­echer Marcus Da Gloria Martins der Süddeutsch­en Zeitung. Die Gangster seien effizient, aber vor allem absolut rücksichts­los.

Die Coups laufen nach einem Muster ab: Die weiblichen Mitglieder der Bande spionieren die guten Lagen von Bankomaten in einer bestimmten Gegend aus und mieten Wohnungen an. Dann kommen die Männer. Zuerst werden Kennzeiche­n gestohlen, dann superstark­e, neue Audis. Dann geht es los zum Zielobjekt Bankomat. Mit Gas dichten sie die Fugen ab, zünden die Lunte, klauben die Geldkasset­te aus den Trümmern und flüchten. Im Raum München wurden so binnen kurzer Zeit 900.000 Euro erbeutet. Doch am Mittwoch schnappte die Falle zu: Wie die Ermittler der Gruppe auf die Schliche gekommen sind, wird nicht verraten.

In den Niederland­en, wo Bankomat-Sprengunge­n seit 2005 praktizier­t werden heißt die Audi Bande übrigens Plof krakers, was so viel wie Knallknack­er heißt.

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