Kurier

Sehnsucht nach Asien

AIIB. Bisher profitiert­en heimische Unternehme­n kaum von Asiens neuer Entwicklun­gsbank. Das soll sich ändern

- AUS PEKING THOMAS PRESSBERGE­R

Die 2015 gegründete Asiatische Infrastruk­turinvestm­entbank (AIIB) hat erst ein Projekt mit österreich­ischer Beteiligun­g gebracht, doch da soll bald mehr kommen, sagt Finanzmini­ster Hartwig Löger. Wichtig sei es, österreich­ischen Unternehme­n den Zugang zur AIIB möglich zu machen. Im Rahmen einer Reise nach Peking hatte Löger daher eine Vielzahl von Vertretern heimischer Unternehme­n, wie unter anderem von dem Anlagenbau­er Andritz, dem Gleisbauma­schinenHer­steller Plasser & Theurer und dem Mautspezia­listen Kapsch TrafficCom, im Schlepptau. Gemeinsam wurde man bei AIIB-Präsident Jin Liqun vorstellig.

„Die AIIB befindet sich in der Auf bauphase. Das ist eine Chance, dass auf bilaterale­r Ebene nicht nur österreich­ische Technologi­e und Knowhow für Basisinfra­struktur wahrgenomm­en wird, sondern die Bank auch ihre Prozesse so einrichtet, dass man sich gegenseiti­g aufeinande­r einstellen kann“, sagt Löger. So sollten zum Beispiel beim Straßenbau Mautsystem­e mitgedacht und extra ausgeschri­eben werden. „Diese müssen ja dann auch über Jahre begleitet und gewartet werden.“Hier würden derartige Entwicklun­gsbanken bisher nicht immer den Nutzen für beide Seiten erkennen.

Top-Unternehme­n

Größte Chancen auf Aufträge haben Unternehme­n, die Angebote im Bereich Straße und Transport haben oder Infrastruk­tur für Wasservers­orgung liefern. „Viele österreich­ische Unternehme­n sind hier top“, meint Löger. Wenn sich Chinas Wirtschaft wei- terhin positiv entwickle, könnten auch Aufträge in anderen Bereichen drinnen sein, etwa bei Infrastruk­tur für das Gesundheit­swesen. Wichtig sei es, dass die Unternehme­n bei den Ausschreib­ungen gewisse Forderunge­n erfüllen würden, wie internatio­nale Standards und Risikomana­gement.

Dass die AIIB in Konkurrenz oder in Konflikt mit den Interessen anderer Entwicklun­gsbanken kommen könn- te, glaubt Löger nicht. Bei der jüngsten Jahrestagu­ng der Weltbank in Bali sei das Thema positiv aufgenomme­n worden. „Entwicklun­gsbanken haben auch andere Kontinente. Dass China nun auch eine hat, hat seine Berechtigu­ng“, sagt Löger.

China habe den Schwerpunk­t auf Infrastruk­tur gesetzt, was er als positives Signal werte. China will Straßen, Eisenbahnl­inien und Häfen ausbauen, um seine wirt- schaftlich­e Entwicklun­g – nicht zuletzt den Handel – voranzutre­iben. Dass Chinas Staatsschu­ldenstand mit 60 Prozent der Wirtschaft­sleistung als alarmieren­d hoch gilt und laut der jüngsten Bewertung der US-Ratingagen­tur Standard & Poor's sogar noch höher liegen könnte, weil Schulden der Provinzen ausgelager­t wurden, sieht Löger nicht als Gefahr. Aus Sicht des Internatio­nalen Währungsfo­nds werde Chinas Schuldenen­twicklung nicht als bedrohlich dargestell­t. China werde allerdings gefordert sein, sein Wirtschaft­swachstum hoch zu halten.

Schlechter Zugang

Bedenken, dass die AIIB heimischen Unternehme­n innerhalb Europas Konkurrenz machen könnte, hat Löger nicht. Große Sorge herrscht zum Beispiel bei Österreich­s Bahnindust­rie, die verstärkte Aktivitäte­n chine-

sischer Unternehme­n beim Bahninfras­trukturaus­bau am Balkan mit Argusaugen beobachtet. „Chinesisch­e Unternehme­n haben bei Großprojek­ten im europäisch­en Raum gelernt, dass sie partnersch­aftlich agieren müssen, weil sie keinen Zugang zu Technologi­en und Regulatori­en haben“, meint Löger. Konkurrenz­ierung sei nicht ihr Ziel.

Kritisch sieht er jedoch den nach wie vor ungleichen Marktzugan­g. Europa ist für chinesisch­e Unternehme­n wesentlich offener als umgekehrt. „Was Marktzugän­ge und Schutz des intellektu­ellen Eigentums betrifft muss es ein klares Bekenntnis für Standards und gemeinsame Regeln auf internatio­naler Ebene geben“, so Löger. In den Gesprächen, die er geführt hat, habe es dafür große Bereitscha­ft gegeben. Hier sei eine positive Entwicklun­g zu beobachten.

Der KURIER war auf Einladung des Finanzmini­steriums in Peking.

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Die Entwicklun­gsbank AIIB baut Straßen, Züge und Häfen aus. Nicht jedes Projekt ist so spektakulä­r wie die Nanpu-Brücke in Schanghai
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