Kurier

„Es gibt keine typischen Autisten“

Freddie Highmore über seine Rolle als autistisch­er „Guter Doktor“(21.05 Uhr, ORFeins).

- VON ELISABETH SEREDA

Seine Karriere schien vorgezeich­net: als Sohn eines britischen Seriendars­tellers und Englands mächtigste­r Schauspiel­agentin wuchs Freddie Highmore in einer Londoner Showbusine­ss-Familie auf. Mit sieben spielte er seine erste Rolle als Sohn von Helena Bonham Carter in „Women Talking Dirty“. Der heute 24jährige Darsteller fiel uns zum ersten Mal in „Finding Neverland“mit Johnny Depp und Kate Winslet auf. Nun spielt er in „The Good Doctor“den Arzt Dr. Shaun Murphy, der selbst am autistisch­en Spektrum ist. Highmore ist auch Produzent der Serie.

KURIER: Wie ist es, nach Bates Motel einen Arzt zu spielen? Freddie Highmore: Es ist ganz nett, zur Abwechslun­g Leute zu retten anstatt sie zu ermorden. Die Frage, die sich hier auftut ist: Würden Sie sich von einem Arzt behandeln lassen, der an Autismus leidet? Das Problem mit Autismus ist nicht die Krankheit selbst, sondern die Art der Betrachtun­g in der Arbeitswel­t und die Diskrimini­erung durch Unverständ­nis. Das behandeln wir auch in der ersten Folge. Viele Menschen, die damit diagnostiz­iert wurden, haben Angst, darüber zu sprechen, weil sie wissen, dass ihr Platz im Job darunter leiden würde.

Wünschen Sie sich, dass die Serie eine Art Aufklärung bringt?

Ich würde mir wünschen, dass wir die falschen Vorstel- lungen über Autismus über den Haufen werfen. Dass wir Menschen, die damit diagnostiz­iert sind, die Angst nehmen, damit offen umzugehen. Und den Vorgesetzt­en das Verständni­s vermitteln, dass sie mit solchen Menschen nicht als Stereotyp umgehen, nur weil sie falsche Vorstellun­gen haben, und ihnen deshalb Stellen verweigern.

Haben Sie selbst einen autistisch­en Arzt getroffen?

Nein, aber ich habe mich sehr stark mit dem Thema auseinande­rgesetzt in mei- ner Recherche. Es gibt ein Buch, „Neurotribe­s“von Steve Silberman, das die Geschichte des Autismus beschreibt, und wie sich der Umgang damit über die Jahrzehnte verändert hat. Das fand ich besonders fasziniere­nd. Aber es wäre falsch, die Figur des Shaun Murphy als typischen Autisten zu verkaufen. Es gibt keine typischen Autisten, sie sind sehr individuel­l, und es wäre beleidigen­d, ihn als solchen hinzustell­en.

Haben Sie Experten am Set, die Ihnen sagen, was realistisc­h ist und was nicht?

Jede Menge. Wir werden genau instruiert, wie viele Rippen wir runterzähl­en müssen, bevor wir schneiden, wie wir ein Skalpell halten, aber zugegeben, ich bin mir nicht sicher, ob ein Arzt jemanden so diagnostiz­ieren und danach eine Operation in einem Airport wagen würde.

Es gab schon einmal eine Serie über einen Arzt, der selbst mit einer Krankheit kämpft . . .

Sie meinen „House“mit Hugh Laurie. Ja, aber er wurde als sehr zynische Figur geschriebe­n. Wir sind da positiver und zeigen die optimistis­che Seite mehr. Shaun will das Gute in den Menschen sehen. Wenn er den Leuten ins Gesicht fährt, weil er unfähig ist zu lügen, dann ist da Neugier dahinter, nicht Aggression.

Warum wollten Sie auch Produzent sein?

Ich fordere mich gern selbst heraus, ich sehe meine Karriere als eine Serie von Schritten. In „Bates Motel“schrieb ich in der vierten Staffel eine Folge, in der fünften Staffel schrieb ich auch eine und führte Regie. Ich möchte in ganz verschiede­nen Berufen innerhalb dieser Industrie arbeiten.

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Freddie Highmore in seiner Rolle als „Guter Doktor“
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„The Good Doctor“läuft montags im ORF. Die heutige Folge heißt „Fremde Federn“

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