„Es gibt keine typischen Autisten“
Freddie Highmore über seine Rolle als autistischer „Guter Doktor“(21.05 Uhr, ORFeins).
Seine Karriere schien vorgezeichnet: als Sohn eines britischen Seriendarstellers und Englands mächtigster Schauspielagentin wuchs Freddie Highmore in einer Londoner Showbusiness-Familie auf. Mit sieben spielte er seine erste Rolle als Sohn von Helena Bonham Carter in „Women Talking Dirty“. Der heute 24jährige Darsteller fiel uns zum ersten Mal in „Finding Neverland“mit Johnny Depp und Kate Winslet auf. Nun spielt er in „The Good Doctor“den Arzt Dr. Shaun Murphy, der selbst am autistischen Spektrum ist. Highmore ist auch Produzent der Serie.
KURIER: Wie ist es, nach Bates Motel einen Arzt zu spielen? Freddie Highmore: Es ist ganz nett, zur Abwechslung Leute zu retten anstatt sie zu ermorden. Die Frage, die sich hier auftut ist: Würden Sie sich von einem Arzt behandeln lassen, der an Autismus leidet? Das Problem mit Autismus ist nicht die Krankheit selbst, sondern die Art der Betrachtung in der Arbeitswelt und die Diskriminierung durch Unverständnis. Das behandeln wir auch in der ersten Folge. Viele Menschen, die damit diagnostiziert wurden, haben Angst, darüber zu sprechen, weil sie wissen, dass ihr Platz im Job darunter leiden würde.
Wünschen Sie sich, dass die Serie eine Art Aufklärung bringt?
Ich würde mir wünschen, dass wir die falschen Vorstel- lungen über Autismus über den Haufen werfen. Dass wir Menschen, die damit diagnostiziert sind, die Angst nehmen, damit offen umzugehen. Und den Vorgesetzten das Verständnis vermitteln, dass sie mit solchen Menschen nicht als Stereotyp umgehen, nur weil sie falsche Vorstellungen haben, und ihnen deshalb Stellen verweigern.
Haben Sie selbst einen autistischen Arzt getroffen?
Nein, aber ich habe mich sehr stark mit dem Thema auseinandergesetzt in mei- ner Recherche. Es gibt ein Buch, „Neurotribes“von Steve Silberman, das die Geschichte des Autismus beschreibt, und wie sich der Umgang damit über die Jahrzehnte verändert hat. Das fand ich besonders faszinierend. Aber es wäre falsch, die Figur des Shaun Murphy als typischen Autisten zu verkaufen. Es gibt keine typischen Autisten, sie sind sehr individuell, und es wäre beleidigend, ihn als solchen hinzustellen.
Haben Sie Experten am Set, die Ihnen sagen, was realistisch ist und was nicht?
Jede Menge. Wir werden genau instruiert, wie viele Rippen wir runterzählen müssen, bevor wir schneiden, wie wir ein Skalpell halten, aber zugegeben, ich bin mir nicht sicher, ob ein Arzt jemanden so diagnostizieren und danach eine Operation in einem Airport wagen würde.
Es gab schon einmal eine Serie über einen Arzt, der selbst mit einer Krankheit kämpft . . .
Sie meinen „House“mit Hugh Laurie. Ja, aber er wurde als sehr zynische Figur geschrieben. Wir sind da positiver und zeigen die optimistische Seite mehr. Shaun will das Gute in den Menschen sehen. Wenn er den Leuten ins Gesicht fährt, weil er unfähig ist zu lügen, dann ist da Neugier dahinter, nicht Aggression.
Warum wollten Sie auch Produzent sein?
Ich fordere mich gern selbst heraus, ich sehe meine Karriere als eine Serie von Schritten. In „Bates Motel“schrieb ich in der vierten Staffel eine Folge, in der fünften Staffel schrieb ich auch eine und führte Regie. Ich möchte in ganz verschiedenen Berufen innerhalb dieser Industrie arbeiten.