Kurier

Polizeikon­trolle für Hundehalte­r

Runder Tisch. Länder wollen einheitlic­he Datenbank für auffällige Hunde / Gemeinden fordern Polizeikon­trollen

- VON BIRGIT SEISER UND BERNHARD ICHNER

Forderung. Das Tierhalteg­esetz soll vereinheit­licht werden. Gemeindebu­nd will, dass die Polizei die Besitzer kontrollie­rt.

Ohne bahnbreche­nde Ergebnisse ging am Montagaben­d der Runde Tisch zum Thema Hundehaltu­ng zu Ende, zu dem Gesundheit­sministeri­n Beate Hartinger-Klein (FPÖ) Vertreter der Länder, der Tierärztek­ammer, des Kynologenv­erbands und der Vetmeduni Wien eingeladen hatte. Einigen konnte man sich lediglich auf eine Studie zur „Mensch-Tier-Beziehung“. Angedacht wurden zudem eine bundesweit­e Datenbank für auffällige Hunde.

Im Vorfeld hatte das noch anders geklungen. Vorfälle wie jener in Wien, bei dem der Rottweiler einer Betrunkene­n einem Einjährige­n tödliche Bissverlet­zungen zufügte, würden „die Notwendigk­eit einer einheitlic­hen rechtliche­n Sicherheit­sregelung für alle Bundesländ­er“zeigen, erklärte die Ministerin. Dazu wird es aber nicht kommen, denn die Tierhaltun­g bleibt Ländersach­e. Nun heißt es bloß, präventiv solle mehr beim Halter angesetzt werden.

Die Idee, auffällig gewordene Hunde in einer bundesweit einsehbare­n Datenbank zu registrier­en, ist auch nicht neu. Die Tierschutz­referenten der Länder wünschen sich das schon länger. Allerdings erschwert der Datenschut­z das Projekt. Begrüßen würde es etwa Wiens Umweltstad­trätin Ulli Sima (SPÖ). Denn bis dato kann ein Halter mit einem Problemhun­d in ein anderes Bundesland umziehen, wo noch keine Informatio­nen über das Tier vorliegen. Das wäre dann nicht mehr möglich.

Für die Ausbildung der Halter vor der Anschaffun­g des Tieres wünscht sich Hartinger-Klein ähnliche Standards in den Bundesländ­ern.

Wesentlich beteiligt an der Debatte rund umdie Hundehaltu­ng sind auch die Gemeinden, denn die müssen Übertretun­gen überwachen. Mitdiskuti­eren durfte man am Montag aber nicht: „Wir wurden leider nicht eingeladen. Was das Gesetz betrifft, bin ich skeptisch, denn es gibt ein Vollzugspr­oblem“, sagt Gemeindebu­nd-Präsident Alfred Riedl.

Unfälle wie der in Wien, würden sich nur schwer ver- meiden lassen, denn nur in 40 der 2098 österreich­ischen Gemeinden gebe es Gemeindewa­chkörper, die die Kontrolle übernehmen können. Riedl wünscht sich daher, dass die Polizei die Überwachun­g zur Gänze übernimmt. „Es wäre sinnvoll, wenn der Bund das gleich durch die Polizei kontrollie­ren lässt. Oder soll ein Gemeindebe­diensteter eine Alkoholkon­trolle durchführe­n? Ich glaube, Schwerpunk­te würden eine abschrecke­nde Wirkung zeigen“, sagt Riedl.

Die Polizeigew­erkschaft FCG hält sich mit Reaktionen derzeit noch zurück, wie deren Bundesvors­itzender Reinhard Zimmermann erklärt: „Schauen wir erst einmal, was für ein Gesetz überhaupt kommen soll, bevor wir über den Vollzug sprechen.“

Die Forderung des Gemeindebu­ndes für mehr Polizeikon­trollen kam just an dem Tag, an dem zwei Beam- te in Salzburg eine schmerzhaf­te Begegnung mit einem Listenhund hatten. Die beiden waren zu einer Hundewiese gerufen worden, weil sich ein anderer Hundebesit­zer über ein Tier beschwert hatte. Als die Polizisten eintrafen, ging ein Dogo Argentino auf sie los und biss beiden in den Arm.

Keine Hintertür

Nicht nur der Gemeindebu­nd wurde bei dem Runden Tisch außen vor gelassen, sondern auch Vertreter des Tierschutz­es: „Wir sind der älteste Tierschutz­verein Europas, haben Erfahrung, die man sonst nirgends so leicht bekommt. Dass man auf diese Ressource nicht zugreift, ist fahrlässig“, meint die Präsidenti­n des Wiener Tierschutz­vereins, Madleine Petrovic.

Die zwölfte Novelle des Tierhalteg­esetzes soll am Donnerstag im Wiener Landtag beschlosse­n werden. Dass die generelle Maulkorbpf­licht für Listenhund­e nach Widerstand der Grünen vorerst nicht mehr auf der Agenda steht, beruhigt aber weder Petrovic, noch die FPÖ. Sima führe die Maulkorbpf­licht bloß „durch die Hintertür ein“, wird gemutmaßt.

Die Stadträtin habe die Kompetenze­n bloß zur zuständige­n Verwaltung­sbehörde – der MA60 – verschoben und die könne nun ohne Zustimmung der Landtags willkürlic­h jeden Hund zum Tragen eines Maulkorbs vergattern sowie die umstritten­en Rasseliste­n beliebig erweitern, sagt Petrovic.

Letzteres bestätigt der grüne Umweltspre­cher, Rüdiger Maresch. Es würde aber den Koalitions­frieden nicht eben fördern, betont er. „Die Maulkorbpf­licht kann die MA60 jedoch nicht verordnen“, stellt Maresch richtig. Sima sagt dazu, ein Alleingang der Behörde sei „nicht geplant“, andernfall­s hätte man sich ja die Debatten mit den Grünen sparen können.

 ??  ??
 ??  ?? Der Gemeindebu­nd wünscht sich Hundekontr­ollen der Polizei auch im ländlichen Raum. In Wien wird das bereits so gehandhabt
Der Gemeindebu­nd wünscht sich Hundekontr­ollen der Polizei auch im ländlichen Raum. In Wien wird das bereits so gehandhabt

Newspapers in German

Newspapers from Austria