Auf der Wieden folgt Lea auf Leo
Lea folgt Leo. Halbwidl (SPÖ) will den Bezirk begrünen und die Nachbarschaft stärken.
Neue Bezirkschefin. Mit Lea Halbwidl (SPÖ) übernimmt die nächste Generation das Zepter von Leopold Plasch. Welche Schwerpunkte die 36Jährige setzen möchte.
Im Wiedner Amtshaus hat die nächste Generation den Chefsessel übernommen. Am Montagabend wählte die Bezirksvertretung die 36-jährige Lea Halbwidl (SPÖ) zur neuen Vorsteherin. Sie übernimmt das Amt von Leo Plasch (70). Seine bisherige Vize Halbwidl will in strittigen Verkehrsfragen seine Linie beibehalten. Der Bezirk soll aber grüner werden, die Bewohner sollen enger zusammen wachsen.
„Wenn es um die Interessen der Wiedner geht, bin ich echt hartnäckig“, sagt Halbwidl im KURIER-Interview über sich selbst. Beweisen will sie das etwa bei der Suche nach einer Route für den 13A während der U2Bauarbeiten. „Die Zweiteilung wäre eine grobe Verschlechterung“, ist sie überzeugt. Eine Alternative – nämlich die Führung über die Zollergasse – liege auf dem Tisch. „Ich halte das für eine gute Lösung – auch für den Vorsteher des 7. Bezirks“, sagt Halbwidl in Richtung ihres Amtskollegen Markus Reiter (Grüne), der den Bus über die Stiftgasse schicken will.
Kein Busbahnhof
Ein Veto gibt es von Halbwidl gegen einen FernbusTerminal auf den Waldmanngründen. Nachdem Favoriten, Wunsch-Standort von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne), das Projekt erfolgreich abgewehrt hat, ist das Areal beim Hauptbahnhof wieder im Gespräch. Allerdings sprach sich das Bezirksparlament mehrheitlich gegen die Anlage aus – Halbwidl spielt den Ball weiter: „Der Busbahnhof würde dazu führen, dass mitten im Zentrum der Verkehr zunimmt. Vielleicht ergibt sich noch eine Variante in einem anderen Bezirk. “
Und auch in Sachen Umfunktionierung der Argentinierstraße zur Fahrradstraße ( Autos dürfen nur zu-, aber nicht durchfahren, Anm.) sind Rathaus und neue Bezirkschefin uneinig. Stadteinwärts den Radweg auf die andere Straßenseite zu verlegen, schaffe genauso mehr Platz für Fußgänger und Radler, argumentiert sie. „Die Verkehrsorganisation im Viertel müsste so nicht verändert werden. Die Fahrradstraße würde aber dazu führen, dass man viele Einbahnen umdrehen müsste.“
Anderen klassischen Grün-Themen kann Halbwidl deutlich mehr abgewinnen. „Ich werde um jeden Baum und jede Grün-Oase kämpfen“, kündigt sie an. „Wir werden den Klimawandel im Bezirk nicht stoppen, aber wir können einiges beitragen, um die Temperaturen erträglicher zu machen.“Gemeinsam mit Geschäftslokalen will Halbwidl Fassaden begrünen, die Zahl der Gemeinschaftsgärten im Bezirk soll wachsen. Auf ihrer Vorhabensliste steht zudem ein Aktionsplan zur Barrierefreiheit im öffentlichen Raum, denn: „Mir ist das ZuFuß-Gehen sehr wichtig.“
Priorität habe zudem die Stärkung der Nachbarschaft : „Ab November wird es am Südtirolerplatz einen neuen Wochenmarkt geben und ich werde mich für einen wetterunabhängigen Winter-Eislaufplatz im Alois-DraschePark einsetzen.“
Seniorenbeauftragte Karin Eichler wird Halbwidl als neue Vize-Bezirkschefin bei diesen Vorhaben unterstützen. Plaschs Generation bleibt somit zumindest auf Rang zwei vertreten. Nächster Anlauf. Bei der kommenden Wien-Wahl (voraussichtlich 2020) könnte abermals eine eigene Partei für Migranten antreten. „Wenn es nach mir geht, werden wir schon morgen eine breite Migrantenliste gründen, die sich gegen Fremdenfeindlichkeit und Sündenbockpolitik einsetzt“, sagt der 34jährige türkischstämmige Aktivist Hakan Gördü dem Magazin biber.
Gördü ist kein Unbekannter: Bis 2016 war er stellvertretender Vorsitzender der Union europäisch-türkischer Demokraten“(UETD), die als verlängerter Arm der türkischen Regierungspartei AKP gilt. Nach dem gescheiterten Putsch in der Türkei musste er zurücktreten, nachdem er AKP-Gegner beschimpft hatte.
Mittlerweile gibt er sich gemäßigt: „Die Türken in Wien haben in den letzten Jahren dazugelernt, die Politik aus dem ehemaligen Heimatland nicht hierher zu importieren.“Gördü schwebt keine Türken-Partei vor, sondern eine breite Bürgerrechtsbewegung: „Unser Plenum besteht aus serbischen, tschetschenischen Gruppen, türkischen Bloggern, österreichischen Aktivisten, Pakistanis, Afghanen.“
Erster Versuch
Schon 2015 trat eine vergleichbare Liste an: Angeführt vom Simmeringer Arzt Turgay Taskiran bestand „Gemeinsam für Wien“großteils aus AKP-Sympathisanten und verfehlte mit knapp ein Prozent der Stimmen den Einzug in den Landtag klar. Auch Gördü war in dieser Liste aktiv, verließ sie jedoch nach internen Streitigkeiten.