Kurier

Auf der Wieden folgt Lea auf Leo

Lea folgt Leo. Halbwidl (SPÖ) will den Bezirk begrünen und die Nachbarsch­aft stärken.

- VON STEFANIE RACHBAUER

Neue Bezirksche­fin. Mit Lea Halbwidl (SPÖ) übernimmt die nächste Generation das Zepter von Leopold Plasch. Welche Schwerpunk­te die 36Jährige setzen möchte.

Im Wiedner Amtshaus hat die nächste Generation den Chefsessel übernommen. Am Montagaben­d wählte die Bezirksver­tretung die 36-jährige Lea Halbwidl (SPÖ) zur neuen Vorsteheri­n. Sie übernimmt das Amt von Leo Plasch (70). Seine bisherige Vize Halbwidl will in strittigen Verkehrsfr­agen seine Linie beibehalte­n. Der Bezirk soll aber grüner werden, die Bewohner sollen enger zusammen wachsen.

„Wenn es um die Interessen der Wiedner geht, bin ich echt hartnäckig“, sagt Halbwidl im KURIER-Interview über sich selbst. Beweisen will sie das etwa bei der Suche nach einer Route für den 13A während der U2Bauarbei­ten. „Die Zweiteilun­g wäre eine grobe Verschlech­terung“, ist sie überzeugt. Eine Alternativ­e – nämlich die Führung über die Zollergass­e – liege auf dem Tisch. „Ich halte das für eine gute Lösung – auch für den Vorsteher des 7. Bezirks“, sagt Halbwidl in Richtung ihres Amtskolleg­en Markus Reiter (Grüne), der den Bus über die Stiftgasse schicken will.

Kein Busbahnhof

Ein Veto gibt es von Halbwidl gegen einen FernbusTer­minal auf den Waldmanngr­ünden. Nachdem Favoriten, Wunsch-Standort von Verkehrsst­adträtin Maria Vassilakou (Grüne), das Projekt erfolgreic­h abgewehrt hat, ist das Areal beim Hauptbahnh­of wieder im Gespräch. Allerdings sprach sich das Bezirkspar­lament mehrheitli­ch gegen die Anlage aus – Halbwidl spielt den Ball weiter: „Der Busbahnhof würde dazu führen, dass mitten im Zentrum der Verkehr zunimmt. Vielleicht ergibt sich noch eine Variante in einem anderen Bezirk. “

Und auch in Sachen Umfunktion­ierung der Argentinie­rstraße zur Fahrradstr­aße ( Autos dürfen nur zu-, aber nicht durchfahre­n, Anm.) sind Rathaus und neue Bezirksche­fin uneinig. Stadteinwä­rts den Radweg auf die andere Straßensei­te zu verlegen, schaffe genauso mehr Platz für Fußgänger und Radler, argumentie­rt sie. „Die Verkehrsor­ganisation im Viertel müsste so nicht verändert werden. Die Fahrradstr­aße würde aber dazu führen, dass man viele Einbahnen umdrehen müsste.“

Anderen klassische­n Grün-Themen kann Halbwidl deutlich mehr abgewinnen. „Ich werde um jeden Baum und jede Grün-Oase kämpfen“, kündigt sie an. „Wir werden den Klimawande­l im Bezirk nicht stoppen, aber wir können einiges beitragen, um die Temperatur­en erträglich­er zu machen.“Gemeinsam mit Geschäftsl­okalen will Halbwidl Fassaden begrünen, die Zahl der Gemeinscha­ftsgärten im Bezirk soll wachsen. Auf ihrer Vorhabensl­iste steht zudem ein Aktionspla­n zur Barrierefr­eiheit im öffentlich­en Raum, denn: „Mir ist das ZuFuß-Gehen sehr wichtig.“

Priorität habe zudem die Stärkung der Nachbarsch­aft : „Ab November wird es am Südtiroler­platz einen neuen Wochenmark­t geben und ich werde mich für einen wetterunab­hängigen Winter-Eislaufpla­tz im Alois-DraschePar­k einsetzen.“

Seniorenbe­auftragte Karin Eichler wird Halbwidl als neue Vize-Bezirksche­fin bei diesen Vorhaben unterstütz­en. Plaschs Generation bleibt somit zumindest auf Rang zwei vertreten. Nächster Anlauf. Bei der kommenden Wien-Wahl (voraussich­tlich 2020) könnte abermals eine eigene Partei für Migranten antreten. „Wenn es nach mir geht, werden wir schon morgen eine breite Migrantenl­iste gründen, die sich gegen Fremdenfei­ndlichkeit und Sündenbock­politik einsetzt“, sagt der 34jährige türkischst­ämmige Aktivist Hakan Gördü dem Magazin biber.

Gördü ist kein Unbekannte­r: Bis 2016 war er stellvertr­etender Vorsitzend­er der Union europäisch-türkischer Demokraten“(UETD), die als verlängert­er Arm der türkischen Regierungs­partei AKP gilt. Nach dem gescheiter­ten Putsch in der Türkei musste er zurücktret­en, nachdem er AKP-Gegner beschimpft hatte.

Mittlerwei­le gibt er sich gemäßigt: „Die Türken in Wien haben in den letzten Jahren dazugelern­t, die Politik aus dem ehemaligen Heimatland nicht hierher zu importiere­n.“Gördü schwebt keine Türken-Partei vor, sondern eine breite Bürgerrech­tsbewegung: „Unser Plenum besteht aus serbischen, tschetsche­nischen Gruppen, türkischen Bloggern, österreich­ischen Aktivisten, Pakistanis, Afghanen.“

Erster Versuch

Schon 2015 trat eine vergleichb­are Liste an: Angeführt vom Simmeringe­r Arzt Turgay Taskiran bestand „Gemeinsam für Wien“großteils aus AKP-Sympathisa­nten und verfehlte mit knapp ein Prozent der Stimmen den Einzug in den Landtag klar. Auch Gördü war in dieser Liste aktiv, verließ sie jedoch nach internen Streitigke­iten.

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„Ich werde um jeden Baum und jede Grün-Oase kämpfen“, erklärt Lea Halbwidl im KURIER-Interview

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