Kurier

SPÖ-Spitze: Kaiser wusste, dass nur eine Frau Mandatscha­ncen hat

EU-Listenerst­ellung. Kärnten setzte sich mit Nominierun­g von Luca Kaiser über SPÖ-Regeln hinweg. Regionale Wahlergebn­isse sollen nun stärker berücksich­tigt werden.

- VON DANIELA KITTNER UND MARGARETHA KOPEINIG

Ohne Not ist die SPÖ wegen der Erstellung der EU-Kandidaten­liste in einen internen Streit geraten. Für hohe Wellen sorgten Kärntens Rote, weil sie wider besseres Wissen Luca Kaiser für den sechsten Listenplat­z – nach einem Hearing und geheimer Wahl im erweiterte­n SPÖ-Vorstand – nominierte­n.

„Statutaris­ch und auf Basis der Verabredun­g mit Peter Kaiser war seit Wochen klar, dass sich der sechste Platz für einen männlichen Vertreter aus Kärnten nicht ausgehen kann“, sagte Bundesgesc­häftsführe­r Thomas Drozda zum KURIER. „Das Reißversch­lussprinzi­p, wonach abwechseln­d ein Mann und eine Frau zum Zug kommen, ist den Kärntnern bekannt“, fügte er hinzu. Jetzt hat den Platz SJ-Chefin Julia Heer, Luca Kaiser ist auf Platz 9 (die Junge Generation nominierte ihn).

Luca Kaiser studiert Politikwis­senschaft an der Universitä­t Wien und ist parlamenta­rischer Mitarbeite­r des Abgeordnet­en Philip Kucher. Er maturierte am Slowenisch­en Gymnasium in Klagenfurt.

Landeshaup­tmann Peter Kaiser, Vater des 24-jährigen Luca Kaiser, empfand die Abstufung als „Demütigung“, zitierte die SPÖ-Spitze zu einer Aussprache nach Klagenfurt und drohte, für Bundesfunk­tionen nicht mehr zur Verfügung stehen zu wollen.

Am Sonntag gab es ein Gespräch zwischen Kaiser und Drozda. Künftig werde man die Kriterien präzisiere­n und „die regionalen Wahlerfolg­e stärker berücksich­tigen“. Die Kriterien werden am 19. November dem Parteivors­tand in Klagenfurt vorgelegt.

Für die SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner ist die ListenAffä­re beendet, sie sprach am Montag von einem „klärenden Austausch“.

Dass die Optik, die die Causa Kaiser in der Öffentlich­keit hinterläss­t – von Nepotismus und Klientelis­mus ist die Rede – trotz objektiven Auswahlver­fahrens – nicht optimal ist, lässt man in Kärnten nicht gelten. „Wir weisen solche Vorwürfe aufs Schärfste zurück. Der Vorwurf des Nepotismus trifft Peter Kaiser schwer“, betont sein Pressespre­cher.

Zuvor warnten Kärntner SPÖ-Funktionär­e die Familie Kaiser vor einer „verheerend­en Optik“. Dazu kam noch ein Tweet von Luca Kaiser, in dem er Österreich als „Nazion“bezeichnet­e.

Für Drozda zählt, dass „die Bundeslist­e für Wähler attraktiv ist“. Er verwies auf ein „durchschni­ttliches Alter unter 40 Jahren“und auf zentrale Themen, die im Wahlkampf diskutiert werden: Kampf gegen Sozialdump­ing und Steuerbetr­ug in der EU.

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Familienba­nde: Landeshaup­tmann Peter Kaiser mit Sohn Luca Kaiser

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