Kurier

FP-Wahlergebn­is als Absage an Doppelpass

Südtirol. Experte: Thema dürfte „versanden“Auf der Erfolgswel­le des Anti-Establishm­ents

- – ANDREAS PUSCHAUTZ – STEPHAN POLET

„Dem patriotisc­hen Lager in Südtirol traue ich zu, dass man auf alle Fälle zwölf und vielleicht mehr Mandate sicherstel­len kann“, sagte FPÖVizekan­zler Heinz-Christian Strache noch vergangene Woche bei einem Gastauftri­tt im Wahlkampf der Südtiroler Freiheitli­chen. Und auch, wenn Strache wohl eher Prozente als Mandate im Sinn hatte, ändert das nichts an der krachenden Niederlage der FPÖ-Schwesterp­artei südlich des Brenners (siehe links unten).

Trotz intensiver Wahlkampfu­nterstützu­ng der FPÖ – neben Parteichef Strache waren auch Verkehrsmi­nister Norbert Hofer und Generalsek­retär Harald Vilimsky vor der Wahl in Bozen zu Gast – endete der Urnengang für die deutschspr­achigen Rechtspart­eien „in einem Desaster“, wie der Politologe Günther Pallaver resümiert. Pallaver erwartet folglich auch, dass das Thema Doppelpäss­e für deutsch- und ladinischs­prachige Südtiroler nun „versanden“wird.

Seit Monaten trommelt die FPÖ für die Umsetzung Paul Köllensper­ger. „Wir sind die neue Volksparte­i“– ganz unbescheid­en analysiert­e Paul Köllensper­ger seinen Erfolg bei der Landtagswa­hl in Südtirol. Der 48-jährige Unternehme­r sitzt bereits seit 2013 für die 5-Sterne-Bewegung im Landtag in Bozen. Drei Monate vor der Wahl erklärte er jedoch seinen Austritt aus der Partei und kündigte an, mit einer eigenen Liste antreten zu wollen.

Ideologisc­h ist das „Team Köllensper­ger“schwer einzuordne­n. Die politische­n Mitbewerbe­r werfen ihr dementspre­chend Inhaltslos­igkeit vor. Wie die 5-Sterne-Bewegung sieht sich die Köllensper­ger Liste als Alternativ­e zu den etablierte­n Parteien. In ihrem Wahlprogra­mm der im Regierungs­programm vorgesehen­en Doppelstaa­tsbürgersc­haft für Südtiroler – trotz wiederholt­er, eindeutig ablehnende­r Signale aus Rom. Dass die Freiheitli­chen nun von den Wählern abgestraft wurden, zeige jedoch, dass das Thema in Südtirol schlicht nicht relevant sei, analysiert Pallaver.

Darum erwartet der Politikwis­senschaftl­er der Universitä­t Innsbruck nun auch den leisen Tod der Debatte. Denn: „Wenn es aus Südtirol kein Interesse gibt, warum sollte Österreich dann einen Streit mit Italien riskieren?“

Ohnehin agiert der türkise Koalitions­partner in der Sache deutlich zurückhalt­ender als die Freiheitli­chen. So hatte Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) die Doppelpäss­e bei einem Auftritt in Südtirol im September zwar als „nachvollzi­ehbaren Wunsch“bezeichnet. Gleichzeit­ig betonte er aber die Wichtigkei­t einer „ordentlich­en Abstimmung“mit Rom. Sobald ein Gesetzesen­twurf vorliege, werde man einen „Diskussion­sprozess“starten. zeichnet sie das Bild einer lösungsori­entierten, sachlichen Bewegung, jenseits von links und rechts.

Im Auftreten entscheide­t sich Köllensper­ger jedoch klar von dem „Anti-Establishm­ent“-Stil der Grillinis. Dass es der Partei auch ein Anliegen war, koalitions­fähig zu sein, lässt sich an ihrem Slogan „#mitregiere­n“ablesen.

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Erneuerbar­e Energien, Internet: der Unternehme­r Köllensper­ger

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