Kurier

Salvinis rechte Lega punktet auch in Südtirol

Doppelpass als Angriffszi­el. Desaster für deutschspr­achige Rechtspart­eien wie die Freiheitli­chen

- – KONRAD KRAMAR

Eine Bergsteige­rlegende kann getrost auf diplomatis­che Zurückhalt­ung verzichten. Also ließ Reinhold Messner am Montag nach den Landtagswa­hlen seiner Schadenfre­ude freien Lauf. Den Rechtspart­eien sei endlich „das Maul gestopft worden“, polterte der 74-Jährige, er könne deren „völkisches Geschwätz“ohnehin nicht mehr hören.

Tatsächlic­h erlebten die lange erfolgsver­wöhnten Südtiroler Freiheitli­chen bei dieser Wahl ein regelrecht­es Desaster. Mit sechs Prozent der Stimmen erreichten sie gerade ein Drittel ihres Ergebnisse­s vom letzten Mal. Die noch radikalere Südtiroler Freiheit landete, deutlich geschwächt, ebenfalls bei sechs Prozent. Nicht einmal die Freiheitli­chen selbst versuchten das Ergebnis schönzured­en und sprachen von einer Katastroph­e. Man werde sich gänzlich neu aufstellen müssen. Beobachter und Politik-Experten machen für das Ergebnis vor allem den Versuch der Rechtspopu­listen verantwort­lich, mit Losvon-Rom-Parolen und der Forderung nach einem österreich­ischen Pass für alle deutschspr­achigen Südtiroler punkten zu wollen. Das Thema, so die einhellige Bewertung, habe einfach nicht mobilisier­t.

Zumindest nicht bei den deutschspr­achigen Südtiroler­n. Bei den Italienern dagegen war die ebenfalls rechtspopu­listische Lega Nord der große Wahlgewinn­er. Die erzielten 11,1 Prozent der Stimmen werden vor allem als Erfolg von Lega-Chef und Innenminis­ter Matteo Salvini gewertet. Der hatte sich persönlich massiv im Wahlkampf engagiert und dabei ebenfalls auf das Thema Doppelpass gesetzt – mit umgekehrte­n Vorzeichen allerdings. Österreich, so donnerte der Innenminis­ter bei seinen Auftritten in Südtirol, könne nicht einfach freihändig Pässe unter den Südtiroler­n verteilen. Auch in der Nachbarpro­vinz Trentino war die Lega der Wahlgewinn­er. Hier eroberte man sogar Platz eins.

Die tatsächlic­h größte Überraschu­ng der Wahl aber lieferte der Unterneh- mer Paul Köllensber­ger mit seiner gleichnami­gen Bewegung (siehe Porträt unten).

Volksparte­i zufrieden

Kopfzerbre­chen macht der Erfolg der Lega vor allem Südtirols Landeshaup­tmann Arno Kompatsche­r. Der fuhr mit seiner SVP zwar die erwarteten Verluste ein, trotzdem scheint die traditione­lle politische Allmacht der Volksparte­i mit 41,9 Prozent der Stimmen kaum gefährdet.

Trotzdem verpflicht­et das Südtiroler Proporzsys­tem, eine italienisc­he Partei an der Landesregi­erung zu beteiligen – eine Rolle, die aufgrund des Ergebnisse­s der Lega zusteht.

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