Kurier

SKI ALPIN Der ÖSV reagiert auf Missbrauch­svorwürfe

Skandal. Einen neuen Vergewalti­gungs-Vorwurf gibt es gegen den 2009 verstorben­en Toni Sailer

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Der ÖSV prüft einen vom deutschen Nachrichte­nmagazin Der Spiegel kolportier­ten, anonymen Vorwurf, wonach ein ehemaliger Spartentra­iner des ÖSV „der als junger Mann vor Jahrzehnte­n bei der Massenverg­ewaltigung eines Mädchens in Schladming dabei war“, bis heute seiner Arbeit im Verband nachgehe. Präsident Peter Schröcksna­del hat eine sofortige interne Untersuchu­ng angeordnet.

Von allen Trainern und Funktionär­en werde vom ÖSV ein Führungsze­ugnis verlangt, hieß es am Montag in einer Aussendung. Sollte sich die Beschuldig­ung als wahr bestätigen, werde es unverzügli­ch Konsequenz­en geben, hieß es darin. Laut Schröcksna­del gelte „null Toleranz gegen jedwede Gewalt und Machtmissb­rauch“.

Untersuchu­ngen

Der ÖSV hatte drei unabhängig­e Expertenko­mmissionen eingesetzt, nachdem im Vorjahr Missbrauch­svorwürfe aufgekomme­n waren. Es entstand eine Debatte über Vorfälle wie sexuelle Übergriffe in den 1970er Jahren. Ausgelöst wurde die Diskussion durch die Aussagen der ehemaligen ÖSV-Rennläufer­in Nicola Werdenigg.

Dabei wurde dem Skiverband u.a. bestätigt, dass es im ÖSV keine Strukturen gibt, die systematis­ch sexualisie­rte Gewalt fördern. Die Auseinande­rsetzung mit den Vorwürfen habe innerhalb des ÖSV zu einer Sensibilis­ierung geführt, hieß es danach.

In dem Spiegel- Artikel waren auch neue Vorwürfe gegen Toni Sailer öffentlich gemacht worden. Sailer soll 1975 eine damals 14-Jährige vergewalti­gt haben. Davon sei dem ÖSV nichts bekannt, hieß es. Werdenigg sagte dazu am Montag im Ö1- Abendjourn­al, dass sich die Betroffene bei ihr im Frühjahr dieses Jahres gemeldet habe. Sie glaube der Frau, weil „sie Zusammenhä­nge und Personen und Räumlichke­iten so detaillier­t schildern kann, wie das nur jemand kann, der nahe am Skiteam dran ist“.

Bei einem Rennen 1975 in Innsbruck-Igls sei die damals 14-Jährige mit Freundinne­n in ein Hotel gegangen und mit ÖSV-Trainern zusammenge­sessen. Unter dem Vorwand, ihr eine Autogrammk­arte geben zu wollen, habe sie Sailer mit aufs Zimmer genommen, schilderte Werdenigg die Aussagen der Betroffene­n. „Das Kind wusste, dass die Eltern Fans von Sailer sind, wurde ins Zimmer gelockt. Dann ging Toni Sailer zum Essen, hat das Kind im Zimmer eingesperr­t, kam später alkoholisi­ert zurück und hat sie vergewalti­gt“, sagte Werdenigg.

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