Kurier

„Künstliche Intelligen­z wird Menschen ersetzen“

Digitale Revolution. In China sind neue Technologi­en, die in Europa noch für Unbehagen sorgen, bereits Realität.

- AUS SCHANGHAI THOMAS PRENNER

Auf die Frage, welcher große Trend die Technikwel­t in den nächsten Jahren am stärksten beeinfluss­en wird, gibt der chinesisch­e Milliarden­konzern Huawei eine eindeutige Antwort: Künstliche Intelligen­z (KI). Deutlich zu sehen war das bei der Technologi­e-Konferenz Huawei Connect, die in Schanghai über die Bühne ging und KIEntwickl­ungen in den Mittelpunk­t rückte. An drei Tagen besuchten rund 25.000 Besucher das Messezentr­um in der ostchinesi­schen Metropole.

Huawei nutzte bereits bei der Eingangsko­ntrolle die hauseigene­n Technologi­en: Während gewöhnlich­e Besucher mit Ausweis und Registrier­ungscode ihr Ticket abholen müssen, konnten Huawei-Mitarbeite­r per Gesichtssc­an die Zugangskon­trolle passieren.

Zweifelhaf­ter Vorreiter

Viele der Dinge, wie sie in China bereits eingesetzt werden, sind in Europa aufgrund der strengeren Datenschut­zbestimmun­gen heute noch undenkbar. Hörte man sich auf der Messe bei den internatio­nalen Besuchern um, wunderten sich viele, was in dem asiatische­n Land innerhalb kurzer Zeit alles umgesetzt wurde.Ein Sprecher auf der Konferenz war auch Vishal Sikka, der ehemalige Chef des indischen ITGiganten und Milliarden­konzerns Infosys. Wie Huawei pflegt er einen eher pragmatisc­hen Zugang zu der Thematik: „Wir können von der KI-Welle entweder ausgelösch­t werden, oder wir können auf ihr reiten“.

Flughafen und Polizei

Was bei vielen Datenschüt­zern in Europa alle Alarmglock­en schrillen lässt, ist auf dem chinesisch­en Flughafen bereits Realität: So wird etwa bei allen Passagiere­n, die über Shenzhen reisen, Gesichtser­kennung angewendet. Anhand von Big-DataAnalys­en will man dann herausfilt­ern, wer genauere Sicherheit­skontrolle­n über sich ergehen lassen muss.

„Die meisten Passagiere brauchen nur wenige Security Checks, lediglich eine kleine Minderheit muss detaillier­t durchsucht werden“, er-

klärt Zhang Huai, der ChefTechni­ker des Flughafens Shenzhen.

Die potenziell missbräuch­liche Verwendung derartiger „Totalüberw­achung“ist dabei – wenig überrasche­nd – kein Thema.

Mit künstliche­r Intelligen­z verwaltet wird auch die Zuteilung der Gates an ankommende und abfliegend­e Flugzeuge. Die Wartezeit für Passagiere sei dadurch um 15 Prozent gesunken.

Die Polizei in Schanghai setzt ebenfalls auf KI, um die Stadt sicherer zu machen, wie Li Qiang, Technologi­e- chef der Verkehrspo­lizei erklärt. Durch intelligen­tes Ampelmanag­ement konnte die Wartezeit in Staus um knapp 18 Prozent gesenkt werden. Mit den Verkehrska­meras wird auch analysiert, ob Menschen am Steuer telefonier­en und ob sie angeschnal­lt sind. In Kombinatio­n mit Gesichtser­kennung werden so Strafen verhängt. „Wir können aktuell bis zu 300 Millionen Bilder in Echtzeit verarbeite­n“, sagt Qiang.

Experten gesucht

Laut dem Huawei-Vorsitzend­en Eric Xu ist künstliche Intelligen­z die neue „AllzweckTe­chnologie.“Sie werde sämtliche Bereiche unseres Lebens beeinfluss­en und alle Industrien massiv verändern. Während viele Experten noch diskutiere­n, in welchem Ausmaß künstliche Intelligen­z heutige Arbeitsplä­tze auslöschen wird, ist für den chinesisch­en Konzern die Sache klar: „Unsere Erfahrung zeigt, dass KI Menschen bei bestimmten Aufgaben ersetzen wird“, so Xu. Es werde weit weniger Jobs geben, die simple, repetitive Tätigkeite­n erfordern, wie etwa Fließbanda­rbeit.

„Künstliche Intelligen­z erlaubt es uns, Lösungen für die Probleme der Welt zu finden.“

Eric Xu Huawei-Vorsitzend­er

Personalma­ngel

Was es auf dem Feld noch dringend benötigt, ist Fachperson­al. Laut Xu ist aktuell lediglich ein Prozent des Bedarfs an Experten auf dem Gebiet abgedeckt. Für Firmen wie Huawei wird die Talentsuch­e immer wichtiger, die auch im Rahmen der Huawei Connect auf vollen Touren lief.

Locken will man mit guter Bezahlung. In China können entspreche­nd ausgebilde­te Einsteiger mit einem Gehalt von 12.000 RMB (1500 Euro) im Monat rechnen, das Fünffache des durchschni­ttlichen Gehalts in China.

Der KURIER besuchte die Konferenz auf Einladung von Huawei.

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Automatisc­he Gesichtser­kennung auf Flughäfen und im Straßenver­kehr ist in China weit verbreitet
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