Kurier

Migranten haben Qual der Wahl

Politik. Neben Hakan Gördü denkt auch die Bewegung „Mehr Österreich“über eine Kandidatur nach.

- VON BERNHARD ICHNER

Wien-Wahl. Konkurrenz für den Politiker Hakan Gördü durch die Liste „Mehr Österreich“.

Die Ankündigun­g von Ex-UETDVizech­ef Hakan Gördü, mit einer eigenen Liste bei der nächsten Wien-Wahl mitmischen zu wollen, schlug hohe Wellen. Wie KURIERRech­erchen ergaben, könnte diese aber nicht die einzige Bewegung bleiben, die sich beim Urnengang an Migranten richtet. Unter dem Namen „Mehr Österreich“könnte sich noch eine weitere dem Votum stellen.

Dahinter steht die aus Vorarlberg­er Arbeiterka­mmer-Wahlen hervorgega­ngene „Neue Bewegung für die Zukunft“(NBZ), die zu etwa 60 Prozent aus Menschen mit Migrations­hintergrun­d besteht und zurzeit Länderstru­kturen auf baut. Im Fokus stehen Inklusion und Minderheit­enrechte. Bundesvors­itzender Adnan Dincer hält ein Antreten 2020 für möglich.

Allerdings, räumt er ein, wären die Chancen für zwei parallele Listen gering, „wenn sich diese ausschließ­lich an Migranten richten“. Deshalb versteht man sich als breite Bürgerbewe­gung, die auch Vertreter der Mehrheitsg­esellschaf­t anspreche. Und zwar „mit österreich­ischen Themen“. Die türkische Politik hole man sicher nicht herein, betont Dincer. Von Mitglieder­n, die das anders sahen, habe man sich getrennt.

Ob die Bewegung 2020 zur Wien-Wahl antritt, entscheide sich, sobald die Bezirksstr­ukturen in der Hauptstadt stehen. Sollte es inhaltlich­e Parallelen mit Gördü geben, sei eine Zusammenar­beit vorstellba­r, sagt „Mehr Österreich“-Landesvors­itzender Cengizhan Akbudak.

„Keine Islamparte­i“

Gördü schließt eine Fusion mit einer bestehende­n Partei zwar aus. Dass zwei Migrantenl­isten antreten, bezweifelt er aber. Ihm schwebt eine basisdemok­ratische Bewegung vor, „in der jeder willkommen ist, der gute Ideen hat“. Das Wort „Migrantenl­iste“kann er nicht mehr hören. Auch er skizziert eine „brei- te Liste“, die sich gegen die Diskrimini­erung von Minderheit­en stelle. Konvention­elle Parteien würden diese Funktion nicht erfüllen und Migrantenv­ertreter bloß als „Verschubma­sse und Stimmvieh“betrachten.

Noch steht Gördüs Liste, die er „links der Mitte“verortet, aber noch nicht. Im Dezember will er mit Gleichgesi­nnten erst einmal Inhalte und Zielgruppe definieren. Negative Reaktionen hätten ihn überrascht, sagt er: „Nur weil ich Hakan heiße, sind wir doch keine Islamparte­i, und wir wollen auch nicht die Scharia im Gemeindera­t einführen.“

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Eine basisdemok­ratische Liste links der Mitte will Hakan Gördü in die WienWahl führen
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