Kurier

Schulerfol­g hängt vom Elternhaus ab

Österreich schlechter im OECD-Vergleich

- VON BERNHARD GAUL

Bildungsst­udie. Wer aus einem Elternhaus mit wenig Bildung und geringem Vermögen kommt, hat grundsätzl­ich schlechte Karten auf einen guten Bildungser­folg. Wer also von Haus aus benachteil­igt ist und dann auch noch in eine Schule mit vielen benachteil­igten Kindern geht, hat umso geringere Chancen auf einen erfolgreic­hen Bil- dungsweg. Das zeigt eine aktuelle Studie der OECD. In Österreich ist diese Schieflage durchschni­ttlich stärker ausgeprägt als in anderen Ländern. Die OECDExpert­en gegen aber auch Tipps: Mehr frühkindli­che Bildung, Brennpunkt­schulen vermeiden, Eltern ermutigen, sich stärker in die Ausbildung ihrer Kinder einzubring­en.

In Wiener Neustadt sorgte vor kurzem ein türkisch-stämmiges Ehepaar für Wirbel, weil sie nicht wollten, dass ihr Kind in die zugewiesen­e Mittelschu­le geht – zu viele Ausländerk­inder seien dort, befanden die Eltern, und fürchten um die Bildungsch­ancen ihres Sprössling­s.

Ein OECD-Sonderberi­cht, der am Dienstag veröffentl­icht wurde, gibt diesen Eltern grundsätzl­ich recht. Viele benachteil­igte Schüler, heißt es im Bericht, sind in Schulen mit niedrigere­n Bildungsch­ancen konzentrie­rt, die Leistungen an diesen Schulen seien durchschni­ttlich schlechter als in nichtbenac­hteiligten Schulen.

Es geht in dieser OECDStudie um die Bildungsge­rechtigkei­t: Gemeint ist damit die Frage, welchen Einfluss das Elternhaus auf den Bildungser­folg der Kinder hat. Österreich stellen die Bil- dungsexper­ten ein verheerend­es Zeugnis aus: Hierzuland­e sind die Bildungsch­ancen noch ungleicher verteilt als in den meisten anderen Industries­taaten. Mehr noch: Die Leistungen sind stärker vom Hintergrun­d der Eltern abhängig als im OECDSchnit­t. Mit Hintergrun­d gemeint ist: Welcher Bildungsst­and, welcher Beruf und welches Einkommen dominieren im Elternhaus. Was die Experten zur nächsten Feststellu­ng bringt: Kinder aus bildungsfe­rnen Schichtens­chaffen so auch seltener als der Durchschni­tt einen Hochschula­bschluss.

Österreich ist mit dieser Crux nicht alleine – es gibt kein Land, in dem der soziale Hintergrun­d nicht über den Bildungser­folg mitentsche­idet. Es gibt aber sehr wohl Staaten, in denen der Status der Eltern eine vergleichs­weise ge- ringe Rolle spielt. In Österreich sind die Hürden für Kinder aus bildungsfe­rnen Schichten hingegen besonders hoch, die Bildungsmo­bilität – ob ein Kind mehr Bildung als seine Eltern erfährt – ist aber gering.

Eltern einbinden

Und wie kann man es besser machen? Die OECD-Experten packen auch gleich mehrere Empfehlung­en an die Politik in die Studie: Viel mehr in die frühkindli­che Bildung investiere­n; mehr Ressourcen für benachteil­igte Schüler und Schulen; vermeiden, dass sich an einem Schulstand­ort besonders viele benachteil­igte Schüler befinden („Konzentrat­ion reduzieren“). Außerdem sollten die Lehrer viel mehr versuchen, die Eltern einzubinde­n, damit auch diese sich mehr für die Bildung ihrer Kinder engagieren.

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Je bildungsfe­rner die Eltern, je bildungsfe­rner die Schüler an einem Schulstand­ort, desto größer das Risisko für geringen Bildungser­folg – besonders bei uns in Österreich

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