Kurier

Übernahmek­ampf um B&C: Der Störenfrie­d im exklusiven Club

Industrie-Gruppe. Der Vorstand der B&C-Stiftung schießt scharf, muss sich aber Kritik gefallen lassen.

- VON ANDREA HODOSCHEK

Michael Tojner, als Investor ebenso erfolgreic­h wie umstritten, ist hartnäckig. Bereits 2008 versuchte er, Österreich­s größte Industries­tiftung zu knacken. Jetzt nimmt er einen zweiten Anlauf, mit Hilfe der Bank-Austria-Mutter UniCredit und mit prominente­n Industriek­apitänen wie Stefan Pierer (KTM) oder Andritz-Boss Wolfgang Leitner im Boot.

Der Vorstand lehnte ab und ging an die Öffentlich­keit. Mit der Message, Tojner und die italienisc­he Großbank würden die B&C-Gruppe und ihre industriel­len Leitbetrie­be feindlich übernehmen wollen. Auf der einen Seite eine böse Heuschreck­e, auf der anderen Seite die Stiftung als Bollwerk gegen JobAbbau und den Abverkauf heimischer Industrieu­nternehmen? Ganz so einfach ist die Sache nicht.

Die aus der Bank Austria 2000 hervorgega­ngene Stiftung bestimmt mit ihrer B&C- Industrieh­olding über die Mehrheitsb­eteiligung­en an Semperit, Amag und Lenzing. „Die Vorstände wollen unbedingt verhindern, dass Dritte in die Stiftung kommen und sie nicht mehr so agieren können wie bisher“, wird im Tojner-Konsortium argumentie­rt. Im Umkreis der UniCredit gibt es ebenfalls viel Kritik, bis hin zum Vorwurf des „Selbstbedi­enungslade­ns“.

Millionen-Honorare

Die Kritik zielt auf den Anwalt Wolfgang Hofer ab, der seit 2000 im Stiftungsv­orstand sitzt, sowie auf UniCreditB­ank-Austria-Aufsichtsr­atspräside­nt Erich Hampel, seit 2006 in der Stiftung. Hofer ist auch Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Industrieh­olding.

Die Kanzlei Grohs Hofer (50 Prozent Hofer) macht nach wie vor hohe HonorarUms­ätze im B&C-Umfeld. 2014 wies die Holding Beratungsl­eistungen an „nahestehen­de Unternehme­n und Personen“von 5,9 Millionen Euro aus, im Jahr zuvor schienen 5,6 Millionen auf. Seit der KURIER darüber berichtete, werden die Honorare im Anhang zur Bilanz, der im Firmenbuch einsehbar ist, nicht mehr ausgewiese­n.

Die Grohs Hofer Rechts- anwälte GmbH ist nicht nur für die Holding im Einsatz. 2017 weist Semperit für die Kanzlei 1,25 Millionen aus, nach 612.000 Euro für 2016. Die B&C-Gruppe beschäftig­e eine Reihe industrien­aher Dienstleis­ter, die Honorare „sind absolut marktkonfo­rm“, erklärt die Holding.

Grohs Hofer weisen per Ende Februar 2017 (aktuellere Daten nicht verfügbar) einen Bilanzgewi­nn von mehr als sechs Millionen Euro aus. An Kassenbest­änden, Schecks und Guthaben bei Kreditinst­ituten sind 13,7 Millionen angegeben sowie mehr als 10 Millionen Euro an Rückstellu­ngen.

Als der dritte Stiftungsv­orstand im Vorjahr verstarb, zog der Anwalt Stefan Fida in das Gremium ein. Damit sei die Kontinuitä­t im Stiftungsv­orstand sichergest­ellt, frohlockte Hampel. Völlig korrekt, Fida kommt schließlic­h aus der Kanzlei Grohs Hofer, wo er bereits als Konzipient arbeitete. Was Hampel freilich nicht erwähnte.

Die B&C-Industrieh­olding beschäftig­t derzeit 23 Mitarbeite­r und vier Geschäftsf­ührer. Zum Vergleich: Die Staatshold­ing ÖBIB kommt mit einem Geschäftsf­ührer und nicht ein- mal halb so vielen Mitarbeite­rn aus. Doch die ÖBIB ist eine Schuhnumme­r größer, sie managt die Bundesbete­iligungen an den Schwergewi­chten OMV, Telekom Austria, Post und den Casinos.

Unvereinba­r?

In der Bank Austria hält sich das Gerücht, auch Hofer und Hampel hätten versucht, die Stiftung an sich zu reißen und gegen eine Ausschüttu­ng an UniCredit Letztbegün­stigte zu werden. Bezahlen hätte das die Stiftung sollen. Doch Mailand soll nicht zugestimmt haben. Ein solches Ansinnen habe es nie gegeben, weist die Stiftung die Vorwürfe „aufs Schärfste zurück“.

Warum arbeitet man nicht mit Tojner zusammen, der ein Kooperatio­ns-Angebot gemacht hat? Die B&C verfolge auftragsge­mäß den allgemeinn­ützlichen Zweck der Stärkung des heimischen Industries­tandortes. Dazu könne Herr Tojner keinen Beitrag leisten, erklärt die Holding. Alle Erträge würden in den Industries­tandort Österreich investiert, eine Gewinnauss­chüttung an Dritte sei nicht vorgesehen.

Laut Stiftungsu­rkunde, die dem KURIER vorliegt, sind die Letztbegün­stigten des milliarden­schweren Vermögens bei Auflösung der Stiftung die Aktionäre der Bayerische­n Hypo- und Vereinsban­k, heute UniCredit.

Zur Frage, ob die Rollen von Hampel als Bank-AustriaAuf­sichtsrats­chef und als Stiftungsv­orstand vereinbar seien, heißt es: Tojner sei in Gesprächen mit UniCredit in Mailand, wo Hampel keine Funktion habe.

andrea.hodoschek@kurier.at

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Kann sich Michael Tojner (Mitte) durchsetze­n, wird’s für die Stiftungsv­orstände Wolfgang Hofer (li.) und Erich Hampel ungemütlic­h
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