Kurier

KH Nord: Manager schiebt Schuld auf Vorgänger und Architekte­n ab

U-Kommission. Ex-Direktor Janßen beklagt massiven Einfluss der damaligen Stadträtin Wehsely.

- VON JOSEF GEBHARD

Großer Medienandr­ang herrschte am Dienstag im Rathaus bei der 9. Sitzung der U-Kommission zum Krankenhau­s Nord. Schließlic­h war mit Udo Janßen, Ex-Generaldir­ektor des Krankenans­taltenverb­unds (KAV), eine der Schlüsself­iguren im Drama um den Spitalsbau in Floridsdor­f als Zeuge geladen.

Zuletzt hatten mehrere Zeugen darauf hingewiese­n, dass erst unter seiner Verantwort­lichkeit (ab Ende 2013) das Bauprojekt außer Kontrolle geraten war.

In der knapp vierstündi­gen Befragung holte Janßen zum Gegenschla­g aus und versuchte die Verantwort­ung für Kostenexpl­osion und Verzögerun­gen den anderen Beteiligte­n zuzuschieb­en. „Projekte eskalieren dann, wenn in einer frühen Phase Fehler gemacht werden. Das ist wie bei einer Laufmasche, wenn man einen Pullover häkelt“, sagte Janßen. Schon bei seinem Amtsantrit­t sei er mit „eklatanten Defiziten“konfrontie­rt gewesen, betonte er und verwies auf einen Quartalsbe­richt der begleitend­en Kontrolle von Ende April 2014. Demnach sei damals schon ein Kostenanst­ieg auf über eine Milliarde Euro und eine Bauzeitver­längerung um neun Monate vorgelegen. „94 Prozent der Leistungen waren zu diesem Zeitpunkt schon beauftragt. Es ging um möglichst rasche Schadensbe­grenzung“, erläuterte der Ex-KAV-Manager.

Freilich: Die FPÖ hielt Janßen ein internes Papier entgegen, wonach sein Vorgänger als KAV-Direktor (Wilhelm Marhold) die Führung des Spitalsträ­gers schon im Dezember 2013 an Janßen übergeben habe. Laut dama- ligen Aktenverme­rken habe sich das Projekt sehr wohl noch im Zeit- und Kostenrahm­en befunden.

Auch der für das Projekt verantwort­liche Architekt Albert Wimmer wurde von Janßen in die Ziehung genommen: „Laut Bericht der begleitend­en Kontrolle gab es Verwerfung­en zwischen ihm und den ausführend­en Firmen auf der Baustelle aufgrund von Fehlern in den Plänen. Wimmer war also nicht das Opfer, sondern ein Mitbestand­teil dieser Situation.“

Möglicher Baustopp

Janßen berichtete auch über den möglichen Baustopp, der Anfang 2014 nach der Pleite einer der Fassadenfi­rmen erörtert wurde. Letztlich habe man sich dagegen entschiede­n. „Ansonsten würden wir heute über eine Bau- ruine sprechen, die in der Landschaft steht“, ist der 2017 vorzeitig freigestel­lte Manager überzeugt.

Schließlic­h kam die Rede auf die politische Einf lussnahme auf den KAV und das Bauprojekt. So war Janßen eine ehemalige VSStÖ-Funktionär­in und enge Vertraute der damaligen Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely (SPÖ) als Assistenti­n beiseitege­stellt worden. Er habe sie als Person und Assistenti­n durchaus geschätzt, dennoch konnte es sich Janßen nicht verkneifen, ihre Rolle mit jenem eines „Polit-Offiziers“in der DDR zu vergleiche­n. Janßen beklagte die Einflussna­hme der Stadträtin, die „ein vernünftig­es Management beeinträch­tigt“habe. „Auch wenn es sicher nicht ihr Ziel war, einen Schaden zu verursache­n.“

Der zweite Zeuge, der frühere technische KAV-Direktor Thomas Balazs, folgte Janßens Argumentat­ionslinie. Für die Probleme sei unter anderem Architekt Wimmer verantwort­lich gewesen. Die Abweichung zwischen der laut Balazs mangelnden Entwurfspl­anung und der Ausführung seien rund zwei Drittel der Mehrkosten entstanden.

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Udo Janßen ist eine der Schlüsself­iguren im Skandal rund um das KH Nord. Dienstag hatte er seinen Auftritt vor der U-Kommission
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Vier Stunden wurde Janßen (re.) befragt. Verantwort­ung für den Bauskandal sieht er bei sich keine

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