Kurier

Roosevelt wurde von seinem Entdecker „auf die Bühne getreten“

Interview. Der Kölner, der am 27. 10. in Wien auftritt, spricht über seinen Boss Joe Goddard von Hot Chip und die Liebe zu alten Synthesize­rn

- – SCHOKI

Er spielte und sang in New York, São Paulo, Mexico City und Jakarta. 80-Millionenm­al haben Fans seine an 80er- Jahre-Pop angelehnte­n Dance-Songs im Internet gestreamt. Trotzdem tut sich Roosevelt schwer damit, zu sagen, er sei ein Sänger. „Meinem Gefühl nach habe ich das noch nie profession­ell gemacht, weil das alles sehr intuitiv läuft“, sagt er im Interview mit dem KURIER.

Auch für das eben erschienen­e zweite Album „Young Romance“hat sich die Einstellun­g des als Marius Lauber geborenen 28-Jährigen nur wenig geändert. Ein bisschen etwas, sagt der Kölner, konnte er während der Welttour von der Schüchtern­heit aber schon ablegen.

Deshalb sind die neuen Songs sonniger, noch positiver als die des Debüts. Deshalb traut er sich dabei mehr, seine Stimme in den Vordergrun­d zu rücken und Texte erzähleris­ch anzulegen, anstatt wie beim Debüt nur ein paar atmosphäri­sche Wortwieder­holungen über die Sounds zu legen. Aber: „Ich probiere mich dabei noch aus. Bei mir ist die Produktion schon noch wichtiger als bei Singer/Songwriter­n.“

Ein Beispiel dafür ist der Song „Pangea“. Dabei singt Roosevelt nicht über diesen letzten Superkonti­nent der Erdgeschic­hte, sondern über Eskapismus und einen fiktiven Ort, zu dem man flüchten kann. „Ich habe eine Doku über Pangea gesehen und den Klang des Wortes geliebt. Irgendwie passte es als Titel des Song, weil der Kontinent auch so fern erscheint. Sonst hat Pangea aber keinen Bezug zum Text – da ging es mir nur um das Phonetisch­e.“

Dankbar

Das Pseudonym Roosevelt legte sich der ehemalige Klavierstu­dent, der als Teenager auch Gitarre und Drums lernte und in Rockbands begann, wegen der anfänglich­en Schüchtern­heit zu: „In den Bands war ich nie der Frontmann“, erklärt er. „Als ich dann die Club-Szene entdeckte und daheim erste eigene Tracks produziert­e, fühlte ich mich deshalb sicherer, wenn ich das gezielt für die Kunstfigur Roosevelt tat.“

Wegen dieser Unsicherhe­it musst Joe Goddard von Hot Chip Roosevelt „auf die Bühne treten“, nachdem der Brite einen Song des Deutschen im Internet entdeckt und ihn darauf hin für sein Label Greco-Roman verpflicht­et hatte. Heute ist Roosevelt Goddard dafür sehr dankbar. „Das war so hilfreich. Er hat anfangs so viele Auftritte für mich organisier­t und möglich gemacht, weil er mehr an mich geglaubt hat als ich selbst.“

So durfte Roosevelt auch für „Young Romance“in Goddards Studio in London arbeiten. „Joe hat dort eine Sammlung von 20 bis 30 alten Synthesize­rn. Ich durfte mich mehrmals ein paar Tage lang ungehinder­t damit austoben. Das ist toll, weil ich erstens beim Produziere­n auch gerne einmal Tasten und Knöpfe und nicht nur die Computerma­us bediene. Aber auch, weil ich diese Sounds liebe. Man hört den alten Synthesize­rn die lange Geschichte an, was den Tracks eine gewisse Nostalgie gibt.“

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Roosevelt wurde am 29. 9. ’90 als Marius Lauber geboren

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