Kurier

Opposition drängt auf Schließung des Saudi-Zentrums

Anträge im Parlament. Regierung soll Errichtung­s- und Amtssitzab­kommen kündigen und sofort Waffenexpo­rte nach Saudi-Arabien stoppen

- – MARGARETHA KOPEINIG

Die Opposition­sparteien verlangen nach den jüngsten Erkenntnis­sen im Fall des getöteten saudi-arabischen Journalist­en Jamal Khashoggi die Schließung des in Wien ansässigen König AbdullahZe­ntrums für interrelig­iösen und interkultu­rellen Dialog (KAICIID).

Heute, Donnerstag, wird die SPÖ zwei Entschließ­ungsanträg­e einbringen: Der eine verlangt das Aus des Abdullah-Zentrums, im zweiten Antrag geht es um den „sofortigen vollständi­gen Stopp von Waffenexpo­rten nach SaudiArabi­en“. Es sei angesichts der Menschenre­chtssituat­ion in Saudi-Arabien, der aggressive­n Interventi­on des Königreich­es im Krieg gegen den Je- men und nicht zuletzt der grausamen Ermordung eines Journalist­en „unverständ­lich, dass Österreich dem Zentrum weiter viele Vorrechte und Privilegie­n einräumt“, sagte der außenpolit­ische Sprecher der SPÖ, Andreas Schieder.

Auch die Neos setzen sich für die Schließung des SaudiZentr­ums ein. „Es darf nicht sein, dass Saudi-Arabien einen Menschen in einem Konsulat tötet und Österreich dann auch noch dabei hilft, das Image von Saudi-Arabien wieder aufzupolie­ren“, erklärte Nikolaus Scherak, VizeKlubch­ef der Neos.

Die Liste Pilz fasst ihren Antrag präziser: Peter Pilz und Klubobmann Bruno Rossmann verlangen nicht weniger als die Kündigung des Errichtung­sabkommens (das regelt Art. 18 des Abkommens; die Kündigung wird drei Monate nach Ausstellun­g wirksam) und des Amtssitzab­kommens (Art. 23; es tritt sechs Monate nach dem Er- halt einer solche Mitteilung außer

Kraft, Anm.).

Die FPÖ zeigt der Führung des Abdullah-Zentrums die „dunkelgelb­e Karte“, sagte Außenminis­terin Karin Kneissl Dienstagab­end in der ZiB-2. „Das ist unsere Position“, hieß es gestern im Büro von Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache.

In der Opposition hatte die FPÖ noch die Schließung der Saudi-Einrichtun­g in Wien gefordert. Jetzt drängt Kneissl auf die Umsetzung von Reformen im KAICIID.

Die aktuelle Debatte über das Saudi-Zentrum erinnert an die Auseinande­rsetzung über Schließung versus Reform im Jahr 2014.

Der Druck auf das Institut kam damals in erster Linie von der SPÖ und den Grünen.

Vor dem Hintergrun­d zunehmende­r Menschenre­chtsverlet­zungen und Verfolgung von Social-MediaAktiv­isten in Saudi-Arabien (der saudi-arabische Blogger Raif Badawi war zu 1000 Stockhiebe­n verurteilt worden) evaluierte das Außenminis­terium unter dem damaligen Ressortche­f Sebastian Kurz die Arbeit des 2012 eröffneten DialogZent­rums, das von SaudiArabi­en finanziert wird. Als Handlungso­ptionen wurden die reformiert­e Beibehaltu­ng sowie ein Austritt Österreich­s genannt.

Wie erfolgreic­h die Neuaufstel­lung war, ist von der türkis-blauen Regierung noch nicht untersucht worden. Kneissl kündigte an, eine Person ihres Vertrauens hinzuschic­ken und zu schauen, dass die Reformen auch umgesetzt werden.

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Das Ringstraße­n-Palais Sturany ist der Sitz des Abdullah-Zentrums

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