Pralinen-Krimi um vergifteten Spitzer Bürgermeister geht weiter
Niederösterreich. Neue Gutachten bezweifeln den Tathergang. Verurteilterwill Wiederaufnahme.
Der spektakuläre Kriminalfall um den vergifteten Bürgermeister Hannes Hirtzberger aus Spitz an der Donau imBezirkKremskommtnicht zur Ruhe. Zehn Jahre nach dem Anschlag mit einer GiftPraline im Februar 2008 will der zu einer lebenslangen HaftstrafeverurteilteHelmut Osberger seine Unschuld beweisen. Sein Verteidiger WolfgangBlaschitzstellteam Mittwoch beim Landesgericht Krems einenWieder- aufnahmeantrag des Strafverfahrens. Neue Gutachten sollen belegen, dass die MengedesGiftsunmöglichin einerbekanntenPralinePlatz findet. AuchseienKalkulationen auf Grundlage eines Urinbefunds des damaligen Gerichtsmediziners „per se zweifelhaft“, heißt es.
Wie berichtet, sorgte der Fall und der darauffolgende ProzessinternationalfürAufsehen. Die Anklage und später auch das Gericht gingen davon aus, dass der Rechtsanwalt und Gemeindepolitiker durch Strychnin so schwer vergiftet wurde, dass erseitherimWachkomaliegt. Wegen der schweren Hirnschäden gilt eine Besserung als ausgeschlossen.
Grußbotschaft
Das Gift soll sich in einer der Pralinenbefundenhaben, die Hirtzberger am Morgen des 9. Februar 2008 gemeinsam mit einer Grußkarte auf dem Dach seines Autos fand. Er aß ein Stück und bekam bei der Fahrt nach Krems zu seiner Kanzlei gesundheitliche Probleme. Erbliebstehen, bat einenPassantenumHilfeund brach zusammen. Monatelang musste er im Krankenhaus intensivmedizinisch behandeltwerden.
„Ich messe unserem seriös aufgearbeiteten Antrag gute Chancen bei“, sagt Verteidiger Blaschitz. Spezialisten aus München haben errechnet, dass das Opfer fünf Gramm des Gifts zu sich genommen haben muss. Aber diese Menge passt nicht in die Praline. Der damalige Gerichtsmediziner kam auf einen konsumiertenWert von 0,7Gramm. In seinerKalkulation würden aberwesentliche Ausgangspunkte fehlen, sagen die deutschen Kollegen.
Streitfrage: Wie viel Gift Strychnin passt in eine Praline?