Herrschaft der Besten, ein gefährlicher Mythos
Kurz befeuert die populäre Heilserwartung an Experten. Gewinner bleibt er, Verlierer ist der Glaube an Politik.
Good news: Work-Life-Balance ist kein hohles Schlagwort. FürJün gereist Karriere nicht mehr alles. Die Kinder der„ Hackeln-bis-z um-Umfallen “- Generation mussten mit ansehen, wie Lebensträume und Familienz erbrechen. Sie versuchen Beruf, Familie und Freizeit besser unter einen Hut zubringen.
Mixednews: Hinter dem Streben nach mehr Ausgleich steht zunehmender Druck amArbeitsplatz und die – mal schlicht notwendige, mal freigewählte–Doppel belastung von Mann und Frau via geteilter Familien arbeit.
Die europäische Werte studie birgt überraschend erfreuliche Neuigkeiten. Aber noch mehr Stoff, der sehr nachdenklich macht. Good news: Der Wunsch nach dem starken Mann hält sich mit 16 Prozent nach wie vor in Grenzen. Mixed news: Die Österreicher haben ein Faible für Experten. Mehr als jeder Zweite würde am liebsten allein von Fachleuten regiertwerden. Denn, so der Succus: Wer, wennnicht sie, weiß, was zutunist.
Sebastian Kurz surft virtuos auf dem Trend: „pfui Politiker, hui Experten“. Fürs türkise Kabinett und als N eo-Abgeordnete kürte er fast ausschließlich Fachleute. Sie gebendem Kurz-Team den populären Experten anstrich und sind–win-w in–auch politisch ohne Eigengewicht. So kann der einzige Voll blut-und Berufs politiker schalten und walten wie er will. Der honorigeMig rat ions-Fachmann Faßmann zieht so eine Kehrtwende in die Schulpolitik der autoritären 60er-Jahredurch, ohne sie wissenschaftlich untermauern zu können.
„Eltern mit Kindern im Kindergarten bevorzugt“
Hinter dem Hohe lied auf„ unpolitische Fachleute“steckt eine brand gefährliche Verachtung des Wesens von Politik. Ein Gesundheit s experte wird et waden Befund bestätigen, dass trotz Kassen fusion die Klassen medizin bleibt. Ob die G es und heits leistungen für allenac hoben oder nach unten nivelliertwerden, undwer das wie bezahlt, bleibt eine politische Entscheidung. Denn für die Kardinalfrage, wie wir leben wollen, gibt es nur einen Experten–und das sind in einer Demokratie die Wähler.
Kurz verbannt offensiv jede Debatte ins W in kerl („ Diese Regierung streitet nicht “). Und setzt weiter auf Propaganda. Dieser Tage ging sogar derNo-Na- Slogan„ Berufstätige Eltern werden im Kindergarten bevorzugt“als Schlagzeile durch. Wird es demnächst auch die absurde Parole„ Eltern mit Kindern werden im Kindergarten bevorzugt“widerspruchslos in die Medien schaffen? So würde am Ende doch noch der Mythos des starken Mannes ob siegen, der sich als Chef einer Experten regierung tarnt.
Nach sechseinhalb Jahren darf ich mich als Blattmacher des Sonntag-KURIER von Ihnen mit dieser Ausgabe verabschieden und Ihnen für Ihre große Treue danken. Die jüngsteMedia analyse weist dem Sonntag-KURIER mit 680.000 Lesern eine stabile Reichweite aus, während Boulevardmedien zeitgleich signifikant Leser einbüßen mussten.
Bleiben Sie gutem Journalismus treu, wo immer Sie ihn in Fake-News-Zeitenwie diesen noch finden.