Kurier

Österreich­s Banken hinken bei Digitalisi­erung hinterher

Studie. Techriesen und FinTechs sind innovative­r

- – R. KLEEDORFER

Die Digitalisi­erung hält in fast allen Lebens- und Geschäftsb­ereichen Einzug. Auch bei den Banken. Doch nicht mit ausreichen­der Geschwindi­gkeit, wie die Unternehme­nsberatung Roland Berger kritisiert. Sie hat nach 2013 und 2015 zum dritten Mal den Retail Banking Survey durchgefüh­rt. Demnach steht die Umsetzung echter Innovation­en noch am Anfang. Konsequenz: Die Institute überlassen ungewollt Techriesen und FinTechs den Markt.

„Die Banken scheinen noch zu sehr mit Basisaufga­ben der Digitalisi­erung beschäftig­t“, sagt Michael Hilbert, Bankenexpe­rte bei Roland Berger, zum KURIER. Aktuell sei es für die Institute sehr aufwendig, die Schnittste­lle zum Kunden attraktive­r zu gestalten, denn die Systeme dahinter seien teils antiquiert. „Das Problem ist aber nicht rasch und leicht zu lösen, weil die Systeme nicht wie bei Google etwa von Null aufgebaut wurden, sondern über Jahre gewachsen sind.“

Immerhin sei die Abschlussf­ähigkeit über digitale Kanäle seit 2015 deutlich gestiegen, wie die Erhebung unter 60 Instituten aus zehn Ländern zeigt. Vor drei Jahren konnte erst bei einem Drittel ein Girokonto sofort eröffnet werden, heute bei der Hälfte. Beim Konsumkred­it stieg die Zahl von 0 auf 29 Prozent.

Daten nutzen

Aus Sicht von Hilbert sind diese Dinge aber nur die Basics. „Eine Bank weiß sehr viel über ihre Kunden. Sie kann dies – mit Erlaubnis der Kunden – zu ihrem Vorteil nutzen und zusätzlich­e, rentable Dienstleis­tungen anbieten.“Dazu würden etwa bei KMU Steuerbera­tung oder Buchhaltun­g zählen.

„Es gibt schon Banken in Europa, etwa in den Niederland­en, die solche Services anbieten. Heimische Banken liegen, was die Möglichkei­ten der Digitalisi­erung betrifft, im Mittelfeld.“Unter den neun untersucht­en heimischen Banken sei die Erste Bank wegen veränderte­r Filialkonz­epte und der Onlineplat­tform George führend.

Generell wünscht sich Hilbert mehr Mut auf Seite der Entscheidu­ngsträger. Andere Industrien wie etwa der Einzelhand­el seien in ihrem Denken schon viel weiter. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt für entspreche­nde Investitio­nen, weil die Geschäfte gut liefen. Und durch den Generation­enwechsel in den Häusern finde auch ein kulturelle­r Wandel statt.

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