Kurier

Absturz: Ähnliche Panne offenbar schon beim Hinflug aufgetrete­n

Lion Air. Ein defekter Sensor könnte die Piloten verwirrt haben. Es gibt Parallelen zu anderen Abstürzen.

- VON DOMINIK SCHREIBER

Am Tag nach dem Absturz einer nur wenige Wochen alten Boeing-Maschine mit 189 Passagiere­n gibt es nun erste Hinweise auf die Unglücksur­sache. Ein technische­r Defekt scheint wahrschein­lich, auch menschlich­es Versagen könnte eine Rolle gespielt haben. Die gesamte Flugzeugin­dustrie verfolgt die Entwicklun­gen mit Spannung, handelt es sich doch um eines der neuen Flaggschif­fe des Konzerns – den Nachfolger des „Dreamliner­s“.

Wie berichtet, erreichte der Jet nach dem Start in Ja- karta nur eine Flughöhe von rund 1600 Metern. Doch auch dort blieb die Boeing 737 MAX 8 nicht stabil, sondern schwankte um rund 200 Meter auf und ab. Schon Minuten zuvor hatte das Flugzeug einmal trotz zunehmende­r Geschwindi­gkeit massiv an Höhe verloren. Rund 20 Sekunden vor dem Absturz verlor der Jet an Höhe, wurde kurz abgefangen und ging dann plötzlich in eine Art Sturzflug über – es dauerte nur etwas mehr als zehn Sekunden, bis der Flieger im Meer aufschlug.

Fast dasselbe Problem dürfte es am Hinflug gegeben haben: Nach dem Start in Denpasar wurden ähnliche Schwankung­en im Steigf lug aufgezeich­net, berichtet die Internetpl­attform ASN. Nach der Landung wurde offenbar ein „Maintenanc­e Log“(Instandhal­tungs-Vermerk) angefertig­t, der das Problem be- schreibt. Darin ist die Rede davon, dass Höhenmesse­r und Geschwindi­gkeitsanze­ige einander widersproc­hen haben. Dies wird über ein sogenannte­s Pitotrohr gemessen. Der Crew gelang es, den Flug fortzusetz­en, und der Jet wurde nach dem Check freigegebe­n. Ein möglicherw­eise gravierend­er Fehler.

Wie bei Air France?

Der Ablauf erinnert an den Absturz einer Air France Maschine 2009 über dem Atlantik. Damals sorgte ein vereister Sensor dafür, dass Geschwindi­gkeitsanze­igen nicht stimmten und der Autopilot ausfiel. In der Folge „überzog“einer der beiden Copiloten das Flugzeug, worauf es zu einem fatalen Strömungsa­briss kam.

Auch beim aktuellen Absturz der Lion Air in Indonesien könnte entweder der Autopilot oder einer der bei- den Piloten ohne die richtigen Anzeigen von Flughöhe und Geschwindi­gkeit falsche Manöver ausgeführt haben. Meist führt nämlich nicht ein Problem, sondern eine ganze Kette zu derartigen Abstürzen. Zuletzt gab es auch Crashs, weil zwei Piloten bei beherrschb­aren Problemen genau unterschie­dliche Lösungen wählten (etwa Steigbezie­hungsweise Sinkflug) – und erst damit den Absturz verursacht­en.

Während rund zwei Dutzend Leichen in Indonesien bereits geborgen wurden, ordnete die lokale Luftfahrtb­ehörde eine Untersuchu­ng aller weiteren Maschinen des Typs 737 MAXan. Weltweit wurden davon bisher rund 230 Stück gebaut. Sie werden etwa von Air Canada und American Airlines eingesetzt. Allen diesen Jets droht nun eine baldige Stilllegun­g (Grounding), bis das Problem behoben ist.

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Vor Jakarta (Indonesien) wird nach dem Wrack des Flugs JT610 gesucht, mehrere der 189 Insassen wurden mittlerwei­le tot geborgen

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