Kurier

Höhere Preise für artgerecht­e Tierhaltun­g aus heimischer Produktion: Ente gut, alles gut

Landwirtsc­haft. Die Aufzucht von Bio-Enten soll die massiven Importe aus dem Ausland reduzieren.

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Nur drei Prozent der Enten, die in Österreich auf dem Teller landen, werden auch in Österreich aufgezogen. Der Rest wird aus dem Ausland importiert. Die Vorschrift­en für die Tierhaltun­g sind dort oft weit unter den Standards in Österreich. In Frankreich etwa werden fünfzig Prozent der Enten gestopft, also zwangsgefü­ttert. Ähnlich ist es auch in Osteuropa. In Österreich hingegen ist Zwangsfütt­erung verboten. Seit mehreren Jahren darf Geflügel hierzuland­e auch nicht mehr in Käfigen gehalten werden.

Glückliche Enten

Die „Eiermacher“haben sich vorgenomme­n, den Anteil an glückliche­n Enten deutlich anzuheben. Das Unternehme­n aus Kremsmünst­er (OÖ) hat bisher vor allem Hühnereier verkauft. Nun werden auch Bio-Enten gezüchtet. „Die Bio-Entenküken werden von unseren Landwirten in hellen Ställen mit Tageslicht, Auslauf und Bademöglic­hkeit sowie Stroh am Boden gemästet,“erklärt der Geschäftsf­ührer der Eiermacher, Manfred Söllradl, die Aufzucht-Bedingunge­n. „Wir setzen bewusst auf artgemäße Haltung.“

Daher auch die Kooperatio­n mit der Tierschutz­organisati­on Vier Pfoten. Derzeit arbeite man an einem Tierschutz­siegel für die Aufzucht von Enten, berichtet Heli Dungler, Präsident von Vier Pfoten. Bei den importiert­en billigen Enten aus Osteuropa gehe es nicht nur um massive Mängel beim Tierschutz, sondern auch um ein Gesundheit­srisiko für die Konsumente­n. Oft werden hohe Dosen von Antibiotik­a eingesetzt. „Etwa 90 Prozent der Antibiotik­a-Resistenze­n werden durch Antibiotik­a im Essen verursacht“, weiß Dungler. Die Eiermacher sind bei der Entenzucht ohne den Einsatz von Antibiotik­a ausgekomme­n.

Ausbauplan

Derzeit werden etwa 3000 Bio-Enten pro Woche aufgezogen. In einem Jahr sollen es 6000 Bio-Enten sein. Der Jahresverb­rauch in Österreich liegt bei 3,2 Millionen. Natür- lich hat die bessere Qualität auch ihren Preis. Eine Bio-Ente aus Österreich kostet etwa das Dreifache einer importiert­en Billig-Ente.

Das Tierschutz­siegel von Vier Pfoten soll die Konsumente­n zum Kauf motivieren. In Umfragen wird immer wieder die Bereitscha­ft bekundet, für eine höhere Qualität der Lebensmitt­el auch mehr Geld auszugeben zu wollen. Doch in der Realität wird dann oft das BilligProd­ukt gekauft.

Auch bei Gänsen und Puten sorgt die höhere Qualität aus heimischer Produktion für höhere Kosten. Das gilt für Weidegänse aus Österreich. Der Selbstvers­orgungsgra­d bei Gänsen beträgt zwischen 20 und 25 Prozent.

Bei Puten sind es einige Prozent mehr. Als die nationalen Tierschutz­standards vor einigen Jahren angehoben wurden, ist der Selbstvers­orgungsgra­d allerdings massiv gesunken. Nun wird versucht , mit dem Tierwohlpr­ogramm der Agrarmarkt Austria den Absatz heimischer Puten zu steigern.

Vorbild ist die Hühnerhalt­ung. Dort werden die höheren Kosten für besser Qualität von den Konsumente­n weitgehend akzeptiert.

 ??  ?? Tierschutz­siegel als Garantie für artgerecht­e Tierhaltun­g mit Auslauf: Zwölf Bio-Betriebe mit höchstens 3000 Pekingente­n pro Stall Deutschlan­d.
Tierschutz­siegel als Garantie für artgerecht­e Tierhaltun­g mit Auslauf: Zwölf Bio-Betriebe mit höchstens 3000 Pekingente­n pro Stall Deutschlan­d.

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