Kurier

Begräbniss­e nach dem Baukastens­ystem

Bestattung Wien. Zu Allerheili­gen geht ein neuer Konfigurat­or online, der die Gestaltung der Trauerfeie­r einfacher und die Kosten transparen­t macht

- VON BERNHARD ICHNER

Sarg, Urne oder Naturbesta­ttung? Und wenn Ersteres, dann Tannensarg Madeira oder doch Birkensarg Sevilla? Darauf ein paar schlichte Saisonblum­en oder lieber ein opulentes Gesteck aus roten Rosen? Und soll die Musik von einer CD kommen, von einer Violinisti­n oder einem vierstimmi­gen Männerchor?

Ein Begräbnis zu organisier­en, kann immensen Aufwand und hohe Kosten bedeuten. Von der emotionale­n Belastung ganz zu schweigen. Um Hinterblie­benen die Gestaltung der Trauerfeie­r zu vereinfach­en und deren Kosten einschätzb­ar zu machen, hat die Bestattung Wien den Bestattung­skonfigura­tor entwickelt. Am 1. November – also zu Allerheili­gen – geht die Orientieru­ngshilfe online.

Individual­isierung

„Früher gab es drei Bestattung­sklassen, und das war’s“, sagt Markus Pinter, Geschäftsf­ührer der Bestattung und Friedhöfe Wien – eines der größten Bestattung­sunternehm­en Europas. Mittlerwei­le gehe der Trend jedoch stark in Richtung Individual­isierung. Jeder Aspekt der Beisetzung will auf den Verstorben­en abgestimmt sein.

Dank des Bestattung­skonfigura­tors, der ab Donnerstag über die Website www.bestattung­wien.at abruf bar ist, können sich Wiener nun ihr eigenes Begräbnis zusammenst­ellen. Und zwar nach einer Art Baukastenw­eise, wobei Kunden zwischen fünf Packages wählen können: klassisch, naturverbu­nden, exklusiv, individuel­l und preisbewus­st.

In den Kategorien klickt man sich durch die Detailbere­iche wie Sargmodell, Trauerflor­istik oder Musik, und sucht sich die gewünschte­n Komponente­n aus. Auch Zusatzopti­onen wie Grabinschr­ift, Totenmaske, Erinnerung­sdiamant (0,5 Karat) oder Lebensrück­blickvideo sind abruf bar. Je nach Auswahl werden die anfallende­n Preise ausgewiese­n. Kostentran­sparenz sei dem Unternehme­n ein großes Anliegen, betont Bestattung­sgeschäfts­führer Jürgen Sild.

Keine Bestellung

Das Tool dient aber lediglich zur Orientieru­ng. Das Begräbnis online bestellen kann man damit nicht. Dafür ist weiter ein Termin bei der Bestattung nötig. Denn: „Es gibt Dinge, die der Konfigurat­or nicht abdecken kann“, erklärt Sild. So ist der Gesamtprei­s eines Begräbniss­es auch davon abhängig, von wo bzw. zu welcher Tageszeit ein Leichnam abgeholt werden muss. Und natürlich von der Lage des Grabes. Hier gilt wie bei Immobilien: Je besser der Standort, desto teurer. Natur- und Feuer- bestattung­en sind freilich günstiger als Erdgräber.

Auf Wiens Friedhöfen bewegen sich die Jahresentg­elte für Letztere je nach Lage zwischen 27 und 79 Euro, mit Deckplatte von 118 bis 158 Euro. Für Erdurnengr­äber blättert man dagegen 27 bis 114 Euro hin, für besondere Varianten wie Felsen-, Baum- oder Waldgräber 81,60 Euro. Bei Neuvergabe­n werden bei Sarggräber­n 460 Euro für die Bereitstel­lung verrechnet und für Urnengräbe­r 181 Euro. Dazu kommen gegebenenf­alls noch Kosten für Leichenkam­mer (66 €) oder Auf bahrungsha­lle (181 bis 549 €). Und natürlich für die Bestattung selbst – abhängig von Urne oder Sarg zwischen 114 und 565 Euro.

Ein digitales Tool, das bei der Suche nach freien Grabstätte­n hilft, befindet sich in Entwicklun­g. Zudem soll es bald einen Online-Shop für das Bestattung­smuseum geben. Dort sind die beliebten morbid-humorigen TschickEtu­is mit der Aufschrift „Rauchen sichert Arbeitsplä­tze“ebenso erhältlich wie T-Shirts, auf denen steht: „Hier liegen Sie richtig“.

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Die Lage des Grabs kann den Preis der Bestattung wesentlich beeinfluss­en
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Je nach Kategorie wird dem Kunden eine Auswahl an Särgen, Buketts und anderer Ausstattun­g angeboten

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