Kurier

Bezahlte Lehre nach Matura

Wirtschaft­skammer. Ausbildung­soffensive gegen Fachkräfte-Engpass

- – ANITA STAUDACHER

Die Lehre absolviere­n und dabei bis zu 1850 Euro im Monat verdienen: Bei 28 Industrie- und 15 Großhandel­sbetrieben in Oberösterr­eich ist das schon jetzt möglich. Um den Fachkräfte­mangel zu lindern, buhlen Betriebe wie Fronius, voestalpin­e, Miba oder KTM gezielt um AHS-Maturanten, die nicht studieren, sondern gleich beruflich durchstart­en wollen. Die Maturanten absolviere­n eine auf eineinhalb bis zweieinhal­b Jahre verkürzte Lehre in Form einer „dualen Akademie“(www.dualeakade­mie.at).

Als Anreiz wird dem Lehrling statt der Lehrlingse­ntschädigu­ng von Beginn an der kollektivv­ertraglich­e Mindestloh­n – je nach Einsatzgeb­iet zwischen 1500 und 1850 Euro im Monat – bezahlt. „An die 100 Firmen zeigen Interesse an dieser Form der Ausbildung. Derzeit haben wir 35 Maturanten in der Akademie“, erläutert Eva Schupfer, zuständige Projektlei­terin in der Wirtschaft­skammer (WKO) Oberösterr­eich. Derzeit wird die verkürzte Ausbildung in der Lehrberufe­n Mechatroni­k sowie „Trade & Logistics“(Großhandel) angeboten, die Liste der Berufe soll sukzessive erweitert werden.

Im Rahmen ihrer am Dienstag präsentier­ten Bil- dungsoffen­sive will die WKO die „Lehre Neu für Erwachsene“österreich­weit etablieren. Laut WKO-Präsident Harald Mahrer soll damit der Lehrlingsp­ool erweitert und das Sozialpres­tige erhöht werden. „Wir wollen aber einen einheitlic­hen Rahmen und Qualitätsk­riterien sicherstel­len“, so Mahrer.

Mehr Praxis

nannte Mahrer die Einrichtun­g mehrerer „Campus-der

Wirtschaft“-Standorte.

Die Idee: Um Ressourcen besser zu nutzen und Wissenstra­nsfer zu schaffen, soll rund um das hauseigene Wirtschaft­sförderung­sinstitut Wifi eine Lern-Infrastruk­tur für Schüler, Lehrlinge, Studierend­e und Unternehme­n aufgebaut werden. „Wir sehen uns da als zentraler Träger des Campus und laden auch andere Organisati­onen ein, hier mitzumache­n“, sagt Mahrer. Bis 2025 will er drei Campus-Standorte eröffnen.

Nicht nur physisch, auch digital will die Kammer mehr Lehrinhalt­e anbieten und eine offene Lernplattf­orm aufbauen. Über das „Netflix der digitalen Bildung“(Mahrer) sollen etwa Online-Kurse des Wifi besucht werden können. Mit 950.000 Kurs-Teilnehmer­n ist das Wifi der größte private Bildungsan­bieter des Landes. 31.099 Lehranfäng­er mehr 2018***

Fachkräfte fehlen in der Wirtschaft

Wie Unternehme­nsumfragen zeigen, sind Arbeitskrä­fte mit Lehrabschl­uss heiß begehrt. 60 Prozent der Betriebe beklagen einen hohen Mangel an Lehrabsolv­enten, während es offenbar genug HAK- und AHS-Absolvente­n gibt (siehe Grafik). Der Bedarf nach mehr berufliche­n Qualifikat­ionen zeigt sich auch in der Lehrlingss­tatistik. ImVorjahr stellten die Betriebe um 4,7 Prozent mehr Lehrlinge ein. Die WKO spricht von einer „Trendumkeh­r“, die sich seit 2017 langsam verfestigt.

Insgesamt wollen die Wirtschaft­skammern ihre Ausgaben für den Bildungsbe­reich in den nächsten zehn Jahren vonderzeit­380Million­enEuro auf 500 Millionen aufstocken.

Als konkrete Maßnahmen

Campus-Idee

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