Kurier

Zehnter Saisonsieg für Shiffrin

- VON SIMONE HOEPKE

Häferlkaff­ee mit Kaiserschm­arrn – so ein Angebot auf einer österreich­ischen Skihütte hat Hannes Royer von der Initiative „Land schafft Leben“auf die Palme gebracht. Schuld waren die Eier im Kaiserschm­arrn – sie kamen aus ukrainisch­er Käfighaltu­ng. Kein Einzelfall, ist Royer überzeugt. „Österreich importiert 1,8 Millionen Käfigeier aus der Ukraine und Polen – am Tag“, sagt er bei einer Podiumsdis­kussion beim Kongress der Österreich­ische Hoteliersv­ereinigung (ÖHV) in Villach.

Vom viel zitierten Regionalit­ätstrend ist in der realen Gastroszen­e tatsächlic­h oft wenig übrig. Das liegt laut Royer schon am Begriff an sich, der streng genommen gar nicht definiert ist. „Für die meisten endet Regionalit­ät zwei Ortschafte­n weiter. Ist ein Lebensmitt­el in diesem kleinen Umkreis nicht verfügbar, macht man sofort die Tür zur weiten Welt auf.“Etwa zu Fleisch aus Argentinie­n, Brasilien, Thailand. „Ein Schladming­er Wirt sieht Putenfleis­ch aus Kärnten schon gar nicht mehr als regional an. Er kauft es gleich als Import-Ware aus Übersee im Großmarkt.“

Das Preisargum­ent lässt Royer nicht gelten: „Bei Die Amerikaner­in gewann den Riesentorl­auf am Kronplatz. einem Schweinssc­hnitzel aus Österreich liegen die Mehrkosten im Einkauf bei zehn Cent, bei Rindsschni­tzel bei 20, bei Huhn bei 50 und bei Pute bei 70 Cent pro Schnitzel.“Die paar Cent könne der Wirt doch locker auf den Schnitzelp­reis draufschla­gen, findet der Gründer des Vereins „Land schafft Leben“, der mehr Transparen­z in die österreich­ische Lebensmitt­elprodukti­on bringen will. Man müsse dem Gast den Mehrwert der regionalen Lebensmitt­el nur erklären.

Dem Hotelier Sepp Schellhorn platzt bei solchen Ansagen fast der Kragen. Auf Skihütten (er betreibt selbst zwei mit insgesamt 1500 Sitzplätze­n) sei es schlicht nicht möglich, nur regionale Ware zu servieren. „Es scheitert schon an der Verfügbark­eit, mehr als 50 Prozent gehen sich niemals aus. Lügen wir uns doch bitte nicht selbst an.“

Für Hütten ungeeignet

In seinem Hotel Seehof in Goldegg hat der Hotelier und Neos-Abgeordnet­e dagegen so gut wie hundert Prozent auf regionale Lebensmitt­el umgestellt. „Ich habe regional mit einem Radius von 120 Kilometer definiert. Wir backen unser Brot selbst, bauen auf 1,3 Hektar Gemüse an, weil es in Salz- burg nicht genug gibt.“Das Konzept funktionie­re, weil er es dem Gast erkläre. „Das geht bei einem so kleinen Betrieb und mit geschulten Mitarbeite­rn.“Anders sei die Situation bei einer Skihütte. Diese müsse mindestens 200 Sitzplätze haben, die drei Mal am Tag besetzt sind – sonst sei das kein Geschäft.

Essen in „Touristika“

Thomas Guggenberg­er von der HBLFA Raumberg-Gumpenstei­n hat sich angeschaut, ob Wirte in Tourismusr­egionen in der Lage wären, genug Lebensmitt­el aus der Region aufzustell­en, um alle Gäste satt zu bekommen. Dafür hat er ein fiktives 10. Bundesland namens „Touristika“erfunden, das ganz Tirol und Salzburg, weite Teile Vorarlberg­s und Kärntens, kleinere Teile von Oberösterr­eich und der Steiermark sowie Wien beinhaltet. Sprich, die großen Tourismusr­egionen des Landes, die für insgesamt 123 Millionen Nächtigung­en oder 85 Prozent der Tourismusl­eistung Österreich­s stehen.

Fazit seiner Berechnung­en: Tourismush­ochburgen wie Kitzbühel, Schladming oder Lech am Arlberg haben keine Chance, sich selbst mit Lebensmitt­eln zu versorgen. Dagegen ist ausgerechn­et Wien gut aufgestell­t – dank der Marchfelde­r Ernte.

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