Kurier

Prozessauf­takt Globe Invest: Zehn Jahre Haft drohen

Betrugskri­mi. Hauptangek­lagter plädiert nicht schuldig, seine rechte Hand will strafrecht­liche Verantwort­ung übernehmen

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„Sie sind Chef einer riesigen Firmengrup­pe und wenn ich Sie frage, brauchen Sie drei Zetteln, weil Sie nicht wissen, was welche Firma gemacht hat“, sagte Richterin Claudia Moravec-Loidolt zum Prozessauf­takt am Dienstag zum Hauptangek­lagten Bernhard Wolschlage­r. Den Ex-Chef der Anlagefirm­a Globe Invest verwirren die Firmenname­n in der Anklage, offenbar konnte er sich nicht vorbereite­n. Er habe die Akten erst seit drei Monaten vorliegen, sagt der frühere Finanzzamp­ano. Richterin Moravec-Loidolt ist bekannt für straffe Verfahrens­führung und für Tiefgang im Detail. Ihren Spielregel­n folgen selbst ausgefuchs­te Verteidige­r ohne Murren.

Für Wolschlage­r und den Mitangekla­gten Manfred S. steht viel auf dem Spiel. Staatsanwa­lt Bernhard Löw wirft dem Ex-Führungsdu­o vor, mehr als 3000 Anleger getäuscht und geschädigt zu haben. Obwohl der Konzern bereits Ende 2006 pleite ge- wesen sei, hätten sie in den beiden Folgejahre­n noch 70 Millionen Euro bei Anlegern eingesamme­lt. Es geht um 29 Millionen Euro Schaden, das entspricht dem Schuldenbe­rg im Konkursver­fahren.

Heftige Vorwürfe

Dem Duo wird gewerbsmäß­iger Betrug, Untreue und betrügeris­che Krida vorgeworfe­n. Die Strafdrohu­ng beträgt bis zu zehn Jahre Haft. Die Rollen im Prozess sind gewieft verteilt. „Nicht schul- dig“, sagte Wolschlage­r. „Ich habe alleine die Endentsche­idungen bei Globe Invest getroffen, in Absprache mit Wirtschaft­sprüfern und Anwälten.“Sein Verteidige­r Ernst Schillhamm­er sagte bloß, dieser Fall unterschei­de sich von anderen Anlageaffä­ren. Man habe die Anleger über die hohen Risiken der Investment­s aufgeklärt.

Wolschlage­r versuchte, den einschlägi­g vorbestraf­ten Manfred S. aus der Schusslini­e zu nehmen. S. sei zwar seine rechte Hand gewesen, habe aber keine Handlungsv­ollmachten gehabt. Der Ex-Leiter des Rechnungsw­esens S. bekannte sich „teilweise schuldig“. „Mein Mandant bereut sein Verhalten und wird strafrecht­liche Verantwort­ung übernehmen“, sagte sein Verteidige­r Mario Schmieder.

S. habe im Herbst 2017 die Schieflage von Globe Invest erkannt, es sei auch zu einer unzulässig­en Vermengung der Anlegergel­der gekommen. „Von Rechnungsl­e- gung und Bilanzieru­ng hatte er keine Ahnung“, sagte Schmieder. „Er war überforder­t.“

Die Anleger erfuhren das aber erst durch den Bankrott von Globe Invest. – KID MÖCHEL

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Richterin Moravec-Loidolt lässt sich kein X für ein U vormachen

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