Tag eins des Essverbots: „Wenn ich hungrig bin, dann esse ich“
Verbot. Seit Dienstag ist das Essen in allen U-Bahnen untersagt. Viele Wiener dürften das positiv aufnehmen, es gab aber auch Verwirrung.
Auf allen Anzeigetafeln aller U-Bahn-Linien steht es seit Dienstag: „Essverbot beachten“. Seit September wurde das Gebot in der U6 getestet. Das Frühstück auf dem Weg zur Arbeit dürfte für die Fahrgäste aller Linien nun nur noch aus einem Coffee-to-go bestehen. Getränke sind ja immer noch erlaubt. Eine junge Frau isst noch schnell ein Brezel am Bahnsteig. Bevor sie in den Zug steigt, steckt sie das Gebäck aber weg.
In der U-Bahn selbst isst beim KURIER-Lokalaugen- Karen Rieder U3-Fahrgast
schein dann niemand mehr, obwohl keine Kontrolleure zu sehen sind. Als eine Person mit einem Kipferl einsteigt, wird sie misstrauisch angesehen.
Vorerst keine Strafen
Die meisten befragten Fahrgäste verstehen das Verbot: „Es hat gestunken und man muss jetzt nicht mehr aufpassen, dass man sich in irgendetwas reinsetzt“, sagt etwa
Martina K.
U-Bahn-Fahrgast
Martina K., Fahrgast in der U3. Sie fordert auch, dass die Nichteinhaltung des Essverbots bestraft werden soll: „So ist das ja auch, wenn ein Zigarettenstummel weggeworfen wird“, sagt sie.
Verboten sind nicht – wie anfangs geplant – nur geruchsintensive Speisen, sondern alle. Fahrgäste, die sich nicht an die Regelung halten, werden vom Personal der Wiener Linien darauf aufmerksam gemacht. Strafen sind vorerst noch keine vorgesehen.
Verwirrung
Unsicherheit herrscht hingegen bei Touristen. Brandon aus Oberösterreich meint: „Ich habe das nicht gewusst. Wenn ich hungrig bin, dann esse ich“. Aber auch manche Eltern sind verwirrt, ob sie ihre Kinder füttern dürfen oder nicht. Von Stadträtin Ulli Sima hieß es dazu: „Niemand wird einem Kleinkind sein Keks oder ein Obststück wegnehmen“. Karen R. ist schwanger und ist unsicher: „Ich weiß nicht, was ich dann zu mir nehmen kann. Ich verstehe aber, dass Fast Food verboten ist“.
Fahrgast Erich L. fordert wiederum: „In Straßenbahnen und Bussen würde ich ein Verbot auch begrüßen. Beim Bremsen fällt einem da leicht etwas runter“. Das forderte zuletzt auch der Fahrgastbeirat, die Verbotsausweitung ist aber von den Wiener Linien derzeit nicht geplant.
„Ich bin schwanger und weiß jetzt nicht, was ich essen soll, wenn ich etwas brauche.“
„Ich bin froh, dass es nicht mehr stinkt und man nicht aufpassen muss, sich in etwas reinzusetzen.“