Wenn Männer
Frauenmorde. 16 Tage ist das neue Jahr alt, vier Frauen wurden umgebracht. Laut Expertinnen hat das mit einem veralteten Bild von Männlichkeit zu tun – und mit zu wenig Täterarbeit.
Amstetten. Krumbach. Wiener Neustadt. In Amstetten soll ein 37-Jähriger seine Frau umgebracht haben. In Krumbach ist der Ex-Lebensgefährte der getöteten 50-Jährigen tatverdächtig. In Wiener Neustadt der Ex-Freund. Und am Dienstag erstach ein 21-Jähriger am Wiener Hauptbahnhof mutmaßlich seine Schwester (siehe unten).
In allen vier Fällen sind also Männer des Mordes an Frauen verdächtig. Wie kommt das? Das will jetzt auch Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) wissen und kündigte ein „Screening der heurigen Mordfälle“an.
„Frauenmorde im sozialen Nahbereich basieren oft auf dem wahrgenommenen Recht auf Macht und der Angst, diese Macht zu verlieren“, sagt Laura Wiesböck, Soziologin an der Universität Wien. Das sei nicht nur bei Beziehungstaten so. Der Fall jenes 41-Jährigen, der Frauen in Wien mit dem Rad verfolgt und schließlich eine 25Jährige halb tot geschlagen und vergewaltigt haben soll, sei ähnlich gelagert. Er habe mit den Frauen f lirten wollen, sei aber gescheitert, gab er bei der Polizei an. Ausgangspunkt für solche Taten sei oft ein vermeintliches 80 60 40 20 0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2012 2018* Recht auf Sexualität. „Herrscht bei Männern ein Gefühl der Anspruchsberechtigung auf die Frau vor und wird dieses fragil (etwa, weil sich Frauen trennen oder Männer abweisen), setzt Frustration ein“, sagt Wiesböck. Weil sie keine anderen Ausdrucksformen gelernt haben, kommt es zu Hass und Gewalt.
Zu wenig Täterarbeit
’13
5660 Betretungsverbote gab es im Vorjahr mit Stand 9. Ok- Senol D. (37) soll die Mutter seiner vier Kinder (40) mit 38 Messerstichen in Greinsfurth (NÖ) getötet haben. ’14 ’15 ’16 ’17 tober in Österreich. Die Zahl ist über die Jahre relativ gleichbleibend. Derartige Fälle werden automatisch von der Polizei an Gewaltschutzzentren gemeldet, die sofort mit den Opfern in Kontakt treten. Die Täter, meist Männer, bekommen lediglich ein „Gefährderblatt“in die Hand gedrückt. Darin wird über Rechte und Pflichten informiert sowie über Einrichtungen wie den Männer-Notruf. 2018*