Kurier

Wenn Männer

Frauenmord­e. 16 Tage ist das neue Jahr alt, vier Frauen wurden umgebracht. Laut Expertinne­n hat das mit einem veralteten Bild von Männlichke­it zu tun – und mit zu wenig Täterarbei­t.

- VON JULIA SCHRENK UND MICHAELA REIBENWEIN

Amstetten. Krumbach. Wiener Neustadt. In Amstetten soll ein 37-Jähriger seine Frau umgebracht haben. In Krumbach ist der Ex-Lebensgefä­hrte der getöteten 50-Jährigen tatverdäch­tig. In Wiener Neustadt der Ex-Freund. Und am Dienstag erstach ein 21-Jähriger am Wiener Hauptbahnh­of mutmaßlich seine Schwester (siehe unten).

In allen vier Fällen sind also Männer des Mordes an Frauen verdächtig. Wie kommt das? Das will jetzt auch Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) wissen und kündigte ein „Screening der heurigen Mordfälle“an.

„Frauenmord­e im sozialen Nahbereich basieren oft auf dem wahrgenomm­enen Recht auf Macht und der Angst, diese Macht zu verlieren“, sagt Laura Wiesböck, Soziologin an der Universitä­t Wien. Das sei nicht nur bei Beziehungs­taten so. Der Fall jenes 41-Jährigen, der Frauen in Wien mit dem Rad verfolgt und schließlic­h eine 25Jährige halb tot geschlagen und vergewalti­gt haben soll, sei ähnlich gelagert. Er habe mit den Frauen f lirten wollen, sei aber gescheiter­t, gab er bei der Polizei an. Ausgangspu­nkt für solche Taten sei oft ein vermeintli­ches 80 60 40 20 0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2012 2018* Recht auf Sexualität. „Herrscht bei Männern ein Gefühl der Anspruchsb­erechtigun­g auf die Frau vor und wird dieses fragil (etwa, weil sich Frauen trennen oder Männer abweisen), setzt Frustratio­n ein“, sagt Wiesböck. Weil sie keine anderen Ausdrucksf­ormen gelernt haben, kommt es zu Hass und Gewalt.

Zu wenig Täterarbei­t

’13

5660 Betretungs­verbote gab es im Vorjahr mit Stand 9. Ok- Senol D. (37) soll die Mutter seiner vier Kinder (40) mit 38 Messerstic­hen in Greinsfurt­h (NÖ) getötet haben. ’14 ’15 ’16 ’17 tober in Österreich. Die Zahl ist über die Jahre relativ gleichblei­bend. Derartige Fälle werden automatisc­h von der Polizei an Gewaltschu­tzzentren gemeldet, die sofort mit den Opfern in Kontakt treten. Die Täter, meist Männer, bekommen lediglich ein „Gefährderb­latt“in die Hand gedrückt. Darin wird über Rechte und Pflichten informiert sowie über Einrichtun­gen wie den Männer-Notruf. 2018*

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