Messerattacke: Frau verlor ihr Baby
Prozess. Nach dem Mordversuch bleibt das Opfer ein Pflegefall
Nichts ist mehr, wie es war: Die junge Frau war in einer neuen Beziehung, hatte gerade erfahren, dass sie schwanger ist. Doch sie hat das Kind verloren, ist jetzt ein Pflegefall. Sie hat einen künstlichen Darmausgang, muss regelmäßig zur Dialyse und sitzt im Rollstuhl. „Dass sie überhaupt noch lebt, ist ein Wunder“, sagt die Staatsanwältin.
14-mal hat Blerim A. laut Anklageschrift auf seine ExFreundin am 23. Juli 2017 eingestochen. Er hatte vor der Wohnung in der Liniengasse in Wien-Mariahilf auf sie gewartet. Auch als die Frau schrie, „ich bin schwanger!“, ließ er nicht von ihr ab.
Der Mazedonier bekennt sich am Dienstag im Landesgericht für Strafsachen teil- schuldig. Zwar habe er auf seine Ex eingestochen, töten wollte er sie aber nicht. „Das ist eine fürchterliche Tat“, sagt sein Anwalt Mirsad Musliu in Richtung der Geschworenen. „Aber glauben Sie nicht, dass er es geschafft hätte, sie umzubringen – wenn er das gewollt hätte?“
Gute Beziehung?
„Wir hatten eine sehr gute Beziehung“, sagt Blerim A. Und: „Ich habe sie nie geschlagen.“Dass es einen Polizeieinsatz wegen häuslicher Gewalt gab, tut der 37-Jährige als Missverständnis ab.
Seine Freundin erzählte damals den Beamten: „Er schlägt und tritt mich regelmäßig.“Ein Verfahren gab es deshalb aber nie.
Dass er wegen einer versuchten Vergewaltigung in Mazedonien zu einem Jahr Haft verurteilt wurde, hält Blerim A. für ein Fehlurteil. „Ich bin zehn Jahre später verurteilt worden. Das kann doch gar nicht stimmen.“
Ein Urteil soll am Donnerstag fallen. Dann wird das Opfer via Videokonferenz aussagen. Persönlich ins Gericht nach Wien zu kommen, das schafft die Frau nicht. Nach einem Jahr auf der Intensivstation (die verließ sie mit nur 35 Kilo) ist sie ein Pflegefall. Während ihres Krankenhaus-Aufenthalts verlor sie auch ihr ungeborenes Kind. Sein Herz hörte zwei Wochen nach der Tat zu schlagen auf.