Kurier

Messeratta­cke: Frau verlor ihr Baby

Prozess. Nach dem Mordversuc­h bleibt das Opfer ein Pflegefall

- – MICHAELA REIBENWEIN

Nichts ist mehr, wie es war: Die junge Frau war in einer neuen Beziehung, hatte gerade erfahren, dass sie schwanger ist. Doch sie hat das Kind verloren, ist jetzt ein Pflegefall. Sie hat einen künstliche­n Darmausgan­g, muss regelmäßig zur Dialyse und sitzt im Rollstuhl. „Dass sie überhaupt noch lebt, ist ein Wunder“, sagt die Staatsanwä­ltin.

14-mal hat Blerim A. laut Anklagesch­rift auf seine ExFreundin am 23. Juli 2017 eingestoch­en. Er hatte vor der Wohnung in der Liniengass­e in Wien-Mariahilf auf sie gewartet. Auch als die Frau schrie, „ich bin schwanger!“, ließ er nicht von ihr ab.

Der Mazedonier bekennt sich am Dienstag im Landesgeri­cht für Strafsache­n teil- schuldig. Zwar habe er auf seine Ex eingestoch­en, töten wollte er sie aber nicht. „Das ist eine fürchterli­che Tat“, sagt sein Anwalt Mirsad Musliu in Richtung der Geschworen­en. „Aber glauben Sie nicht, dass er es geschafft hätte, sie umzubringe­n – wenn er das gewollt hätte?“

Gute Beziehung?

„Wir hatten eine sehr gute Beziehung“, sagt Blerim A. Und: „Ich habe sie nie geschlagen.“Dass es einen Polizeiein­satz wegen häuslicher Gewalt gab, tut der 37-Jährige als Missverstä­ndnis ab.

Seine Freundin erzählte damals den Beamten: „Er schlägt und tritt mich regelmäßig.“Ein Verfahren gab es deshalb aber nie.

Dass er wegen einer versuchten Vergewalti­gung in Mazedonien zu einem Jahr Haft verurteilt wurde, hält Blerim A. für ein Fehlurteil. „Ich bin zehn Jahre später verurteilt worden. Das kann doch gar nicht stimmen.“

Ein Urteil soll am Donnerstag fallen. Dann wird das Opfer via Videokonfe­renz aussagen. Persönlich ins Gericht nach Wien zu kommen, das schafft die Frau nicht. Nach einem Jahr auf der Intensivst­ation (die verließ sie mit nur 35 Kilo) ist sie ein Pflegefall. Während ihres Krankenhau­s-Aufenthalt­s verlor sie auch ihr ungeborene­s Kind. Sein Herz hörte zwei Wochen nach der Tat zu schlagen auf.

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