Faust-Pakt mit Las Vegas: Die Verträge der Stars
Dauergastspiele. Absagen können teuer werden
Die Wüstenstadt in Nevada war immer schon bekannt für Casinos und Glückspiel. Amerikaner und Touristen verspielen ihr Erspartes, ihre Häuser, auch die Rücklagen für das Studium ihrer Kinder. Neben den Casinos prägen das Rotlichtviertel, „Wedding Chapels“und die berühmten Shows den Charakter der Stadt. Die großen Entertainer des vorigen Jahrhunderts wie Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Dean Martin waren Dauergäste am Strip. Sie gaben Las Vegas Klasse und Coolness.
Große Verträge hat man damals nicht gebraucht. Ein Zettel genügte: Spielzeit, Gage – fertig! Arbeitgeber war die Cosa Nostra. Alles klar?
Nach unzähligen Skandalen und der Zerschlagung der „ehrenwerten Gesellschaft“kam um die Jahrtausendwende ein neuer Aufschwung für die „Sin City“.
Mit dem Engagement der Illusionisten Siegfried & Roy und später David Copperfield, den neuen „Artists in Residence“, kam die große Wende für Las Vegas, so wie wir es heute kennen.
Hatte der Cirque du Soleil damals eine Show, so sind es heute sechs (!), die gleichzeitig täglich angeboten werden. 2003 entschloss sich Céline Dion, die weltbekannte kanadische Sängerin, zu einem Pakt faustischer Dimension: Sie unterschrieb einen Vertrag mit „Ceasar’s Palace“, indem sie sich verpflichtete, drei Jahre lang fünf Tage die Woche aufzutreten. Ihre Gage: 100 Millionen Dollar.
Mit Las Vegas ging’s bergauf: „Die singende Konjunkturmaschine“, titelte die FAZ. Mit Unterbrechungen gas- tierte Dion immer wieder zum Wohle ihres Bankkontos und zum Wohle der Stadt. Selbst beim Tod ihres Mannes, der auch ihr Manager war, spielte sie weiter.
Grundlage dieser Serienauftritte für „Artists In Residence“sind voluminöse Konzertverträge (ca. 200 Seiten), die auch als „Pakt mit dem Teufel“bezeichnet werden können. Sie beinhalten die Regelung aller denkbaren Eventualitäten.
So sind Indispositionen wie Kopfweh, raue Stimmbänder, Migräne und sonstige Gründe für eine Absage, die nicht zwingend mit einem Spitalsaufenthalt einhergehen, so gut wie ausgeschlossen. Strenge Verhaltensregeln sind obligatorisch.
Logisch, es gibt für die Künstler keinen Ersatz. Die hohen Eintrittsgelder der zumeist ausverkauften Vorstellungen in den großen Hallen müssten retourniert werden.
Existenzvernichtung
Als Beispiel: Eine Karte für die Show von Lady Gaga kostet in der teuersten Kategorie offiziell 8129 Dollar. 74 Millionen Dollar Gage für 74 Shows werden von MGM dem Multitalent bezahlt. Bei nicht akkordierter Absage wäre die Pönale so hoch, dass dies einer Existenzvernichtung gleichkäme.
Toni Braxton („UnBreak My Heart“) schlitterte bereits zwei Mal in die Privatinsolvenz: 1996 Absage aller Auftritte wegen Selbstverschulden mit hoher Pönale und 2008 Absage wegen Herzproblemen. Sie hat sich für diesen Fall zwar bei Lloyds in London abgesichert, bekam aber keinen Cent, weil sie ihre gesundheitlichen Probleme vor Vertragsabschluss nicht gemeldet hatte.
Der Tod ihres Vaters hat Britney Spears kürzlich veranlasst, ihre Auftritte abzusagen. Es ist nicht bekannt, ob diese „Eventualität“auch in ihrem Vertrag berücksichtigt wurde. Unterschreibt man Verträge in Las Vegas mit Blut oder Tinte?