„Der erste Bobo“geht: „Milchbart“am Meidlinger Markt schließt
Ende einer Institution. Für nicht wenige gilt Christian Chvosta als „Retter des Marktes“. Jetzt gibt er auf.
Die Sessel stehen auf den Tischen, auf der Schank liegt ein Haufen originalverpackter Servietten und an der Tür hängt ein Schild: „Urlaub bis 31.1.“Aber: Es wird kein Urlaub werden. Das „Milchbart“am Meidlinger Markt schließt – Chef Christian Chvosta verkauft seinen Stand. Am Freitag steigt die Abschiedsparty.
„Ich wollt’ einfach nicht mehr“, sagt Christian Chvosta. Vor zwanzig Monaten ist er Vater einer Tochter geworden und mit der möchte er auch Zeit verbringen, sagt er. Selbstständig zu sein sei schon einmal einfacher gewesen, meint er. Die verschärften Regeln für Marktstandler durch die neue Marktordnung (siehe Zusatzbericht) seien noch dazu gekommen. „Die vergangenen sieben Jahre waren kaf kaesk“, sagt der 35-Jährige. „Ich mag einfach auch nicht mehr streiten wegen der Höhe von Schirmen oder der Größe von Schanigärten.“
Eine der beiden Eckbänke, die bisher im Milchbart gestanden sind, hat am Mittwoch eine Freundin bereits abgeholt.
Pionierarbeit
Dass das Milchbart bald zusperrt, hinterlässt eine Lücke am Meidlinger Markt. Denn Christian Chvosta war der erste „Bobo“(Eigenangabe, Anm.), der sich auf den Meidlinger Markt getraut hat. Vor sechseinhalb Jahren eröffnete er dort das „Milchbart“– ein Lokal mit Bar. Jeden Tag hat er frisch gekocht. Was, das hat er spontan entschieden, je nachdem, was an Lebensmitteln da war.
Chvosta brachte anderes ( jüngeres, urbaneres) Publikum zum Markt und hat diesen dadurch stark geprägt. Einige, die dort später selbst Stände eröffneten, haben ihre Idee beim „Milchbart“geboren.
Bei Anna Putz, die den Feinkostladen „Anna am Markt“betreibt, war das so. „Ich hätt’ mich das nie ge- traut, wenn er nicht da gewesen wäre“, sagt Putz. Dass Chvosta nun auf hört, findet sie „ein bissl trist“, aber: „Es war eine tolle Zeit.“
Mark Ruiz Hellin, der die Marktkonditorei „Hüftgold“betreibt, saß mit einer Bekannten im „Milchbart“, als diese ihm von jenem freien Stand am Meidlinger Markt erzählte, in der Hellin jetzt seine Konditorei angesiedelt hat. „Ohne den Christian wäre der Markt vielleicht gar nicht mehr da“, sagt Hellin.
Nachfolge
Auch Alexander Fitz vom Bierfachgeschäft Malefitz war Stammkunde im „Milchbart“. Seit Sommer ist das Malefitz wieder geschlossen. Wenn demnächst auch das „Milchbart“schließt, bleibt die Marktkonditorei das einzige Lokal in der rechten Zeile des Meidlinger Markts.
Zumindest solange, bis Chvosta seinen Stand an einen Nachfolger verkauft. Einen Interessenten gibt es – nächste Woche soll er unterschreiben.
„Milchbart“-Chef Christian Chvosta mag nicht mehr. Schuld daran ist auch die neue Marktordnung: „Die vergangenen Jahre waren kafkaesk“